Politik | Gemeindewahlen

"Bereit, Verantwortung zu übernehmen"

Roland Hainz über seine Vergangenheit als SVP-Gemeinderat in Pfalzen, die Ziele mit seiner neuen Bewegung und wie mehr Menschen für die Politik begeistert werden können.
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Foto: Wir für Pfalzen

Salto.bz: Vor zehn Jahren sind Sie für die SVP in den Gemeinderat eingezogen, bei den letzten Wahlen hat es nur knapp nicht für das Amt des Bürgermeisters gereicht. Nun stellen Sie sich erneut der Wahl, allerdings nicht mehr in der SVP.

Roland Hainz: Vor fünf Jahren ist es mir gelungen, ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen. Und im Grunde hätte ich es mir einfach machen und bei der SVP bleiben können, nach dem Motto: ich halte die Füße still, trage alles mit und trete nochmal an. Ich kann aber nicht ruhig bleiben, wenn es nicht gerecht zugeht und zum Teil nur noch um Wünsche Einzelner geht. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich in dieser Konstellation meine Prinzipien und Überzeugungen verraten muss. Mir war bewusst: wenn ich für die SVP im Gemeinderat bleibe, dann würde ich immer gewisse Kräfte hinter mir haben, die bestimmen würden. Mir ist die Unabhängigkeit sehr wichtig.

Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich in dieser Konstellation meine Prinzipien und Überzeugungen verraten muss. Mir war bewusst: wenn ich für die SVP im Gemeinderat bleibe, dann würde ich immer gewisse Kräfte hinter mir haben, die bestimmen würden.

Deshalb auch der Bruch mit der SVP?

Ja, man hat gesehen, dass es häufig nicht mehr um die Sache ging. Man hat keine objektiven Diskussionen zu bestimmten Themen mehr führen können. Wenn vier Gemeinderäte während einer Legislatur sagen, sie wollen nicht mehr weitermachen, dann hat man ein Problem, dass nicht nur auf der individuellen Ebene liegt. Nachdem es auch noch persönliche und ungerechtfertigte Anfeindungen gegeben hat, war mir bewusst, dass offenes und ehrliches Arbeiten so nicht mehr möglich war. Deshalb der Schritt zurück, um danach meinen eigenen Weg zu gehen.

Wir für Pfalzen heißt die Liste, für die Sie als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen werden. Wer steckt hinter diesem Wir?

Wir sind eine Gruppe von unabhängigen Frauen und Männern, denen die Zukunft von Pfalzen sehr am Herzen liegt. Wir sind Angestellte, Landwirte, Freiberufler und Wirtschaftstreibende, also sehr breit aufgestellt. Durch meine langjährige Erfahrung im Fußball, bin ich zu einem Teamplayer geworden, und ich glaube, die zukünftigen Herausforderungen werden derart groß sein, sei es auf Landes- oder Gemeindeebene, dass sie nur noch mit einem kompetenten Team zu bewältigen sind. Deshalb freut es mich umso mehr, den Pfalznern so interessante Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren zu können.

 

Für welche Politik steht ihr?

Wir möchten vor allem frei arbeiten. Wir kennen die Probleme in Pfalzen, wollen uns weder von Parteipolitik, noch von einzelnen Personen oder Interessengruppen abhängig machen und stehen für eine offene und ehrliche Politik, mit dem Gemeinwohl im Vordergrund. Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt und nehmen ihre Sorgen und Ängste ernst, wollen sie bei unseren Entscheidungen mit einbeziehen. Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Miteinander, nicht gegeneinander lautet unsere Devise.

Unabhängigkeit wird bei Ihnen offensichtlich großgeschrieben. 2018 haben Sie in den Reihen des Team K für den Südtiroler Landtag kandidiert. Ist Ihre Liste tatsächlich unabhängig und in welcher Beziehung steht man zum Team K?

Wir sind völlig eigenständig. Das Team K hat landesweit die Vorgehensweise, in kleinen Gemeinden nicht mit der eigenen Partei anzutreten, sondern die Listen vor Ort zu unterstützen, wenn diese es wollen. In Pfalzen sind wir aber gänzlich unabhängig, ohne jegliche Verbindung zu einer Landespartei. In der Dorfpolitik geht es nicht um eine ideologische Ausrichtung, sondern um Sachthemen und um jene Personen, die diese Probleme am besten lösen können.

Welche Themen sind das beispielsweise?

Unsere Gruppe arbeitet schon seit Monaten zusammen an einem umfangreichen Programm. Eines unserer Kernthemen ist die rasche Verwirklichung des Alten- und Pflegeheims. Betreutes Wohnen und neue Wohnprojekte werden angedacht. Solche Strukturen braucht unser Dorf dringend. Weiters steht der Umbau des Vereinshauses an, wo wir die Vereine nochmals einbinden möchten. Wir wollen die Familien entlasten und für Kinder neue Erlebnisräume schaffen. Nicht zu vergessen: die neue Raumordnung. Das sind nur einige Punkte. Es gibt viel zu tun.

In der Dorfpolitik geht es nicht um eine ideologische Ausrichtung, sondern um Sachthemen und um jene Personen, die diese Probleme am besten lösen können.

Oft bemängelt wird in Pfalzen die Wohnungssituation bzw. die Verfügbarkeit erschwinglichen Wohnraums. Was wollen Sie dahingehend ändern?

Dass schnelle Ausweisen von Baugründen und Bauen stellt Pfalzen vor ein großes Problem. Innerhalb kurzer Zeit werden 100 bis 200 neue Wohnungen errichtet. Das ist zu schnell und zu viel. Das stellt die gesamte Pfalzner Bevölkerungsstruktur auf den Kopf. Wir müssen die ganzen anderen Strukturen wie Kita, Kindergarten und Schule wieder anpassen. Zudem laufen wir Gefahr, dass die Pfalzner Familien es sich nicht mehr leisten können, hier zu leben, weil die starke Nachfrage die Preise in die Höhe treibt. Pfalzen gehört nun mal zu den schönsten Dörfern Südtirols. Aber diese Entwicklung ist nicht gut. Wir wollen den geförderten Wohnbau wieder in den Mittelpunkt rücken. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere jungen Menschen hier im Dorf ihre Zukunft planen.

Mit Ihren mehreren Jahren an Erfahrung als Gemeindepolitiker haben Sie auch die eine oder andere getroffene Entscheidung mitgetragen. Worauf sind sie stolz?

Rückblickend waren die Entscheidungen der letzten Jahre – bis auf wenige Ausnahmen – durchwegs einstimmig. Als es wirklich um die Sache ging, hat man immer einen gemeinsamen Nenner gefunden.

Und konkrete Punkte, die laut Ihrer Einschätzung nicht gut verlaufen sind?  

Kritisch wurde es immer dann, wenn im Hintergrund die Fäden gezogen wurden und bestimmte Eigeninteressen dahinterstanden.  So hat es sehr strittige Diskussionen beim Umbau der Schlachthalle, bei der Vergabe des Wasserkraftwerkes, bei der Ausschreibung der Sportbar oder der Ausweisung der neuen Gewerbezone gegeben. Auch das Hickhack um die Fraktion hat im Dorf für Unmut gesorgt.

Wie schon Ihr Kontrahent Roland Tinkhauser kommen auch Sie um die Frage der 600 Euro-Ansuchen seitens der vier Landtagspolitiker nicht herum. Was sagen Sie dazu?                                                                                 

Ich bin überzeugt, dass alle vier Beschuldigten gedankenlos gehandelt haben. Womit ich das Geschehene keineswegs entschuldigen möchte. Da ich aber Paul Köllensperger persönlich kenne, weiß ich auch, dass er weder aus Geld- noch aus Machtgier gehandelt hat. Seine Arbeit wird beweisen, dass er auch weiterhin für eine gerechte und faire Gesellschaft, und für die Gleichbehandlung aller eintritt. Das Thema ist aber deshalb in der Bevölkerung so hochgekocht, weil die Menschen unzufrieden sind und merken, dass es für die normalen Bürger immer knapper wird. Viele fühlen sich finanziell abgehängt und von der Politik im Stich gelassen. Dieser Unmut ist Ausdruck einer Ungleichheit und allgemeinen Verunsicherung. 

Speziell die Jungen sind sehr wohl an Politik interessiert. Man gaukelt ihnen aber oft eine Mitbestimmung vor, die es dann nicht gibt. 

Ihr Konkurrent meinte, angesichts eines solchen „Sturms der Entrüstung“, wie Sie ihn nennen, würden sich immer weniger Personen bereiterklären, politische Verantwortung zu übernehmen.

Das kann schon sein. Aber es gibt noch andere Gründe, weshalb es schwierig ist, geeignete Kandidaten für die Dorfpolitik oder die Politik im Allgemeinen zu finden. Wenn es heißt, die Leute interessierten sich nicht für Politik, dann stimmt das einfach nicht. Speziell die Jungen sind sehr wohl an Politik interessiert. Man gaukelt ihnen aber oft eine Mitbestimmung vor, die es dann nicht gibt. Wir müssen den Menschen wieder mehr Befugnisse geben, konkrete Aufgaben, an denen sie mitwirken können. Der Gemeinderat muss mehr Mitsprache und mehr Zuständigkeiten haben.

Sie haben ein klares Ziel verlauten lassen, und zwar, mit einer soliden Mehrheit von Gemeinderäten und mit Ihnen als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde lenken zu wollen.

Ja, und von diesem Ziel will ich auch nicht abrücken, denn ich bin überzeugt, dass ich es mit dieser Gruppe auch erreiche. Wir habe einen anderen Weg gewählt und eine unabhängige Liste zusammengestellt. Wir sind zusammengewachsen, verstehen uns sehr gut. Alle sind motiviert und freuen sich auf die nächsten Wochen.

Wenn es also in weniger als einem Monat heißt, Roland gegen Roland, dann hat laut Ihnen Roland Hainz die besseren Karten?

Ein Roland gewinnt auf alle Fälle [lacht]. Wäre fein, wenn es der Hainz Roland wäre.