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Friedl Volgger: Ein Buch und ein Platz

Das seit Jahren vergriffene autobiographische Werk Friedl Volggers, "Mit Südtirol am Scheideweg" wurde vom Raetia Verlag neu aufgelegt, mit Briefen aus dem KZ Dachau.

Am 4. September 2014 jährte sich der Geburtstag des Südtiroler Politikers, Journalisten und KZ-Häftlings Friedl Volgger zum 100sten Mal, gleichzeitig sind es 75 Jahre her, dass die Südtiroler vor die Wahl gestellt wurden, ob sie nach Großdeutschland optieren oder dableiben wollten. Friedl Volgger war ein überzeuger Dableiber, einer der sich mit vollem persönlichen Einsatz gegen das von Hitler und Mussolini ausgehandelte Abkommen zur Aussiedelung stellte. Gemeinsam mit anderen führenden Dableibern wie dem Kanonikus Michael Gamper, Erich Amonn und Josef Mayr-Nusser gründete er noch im selben Jahr den Andreas-Hofer-Bund und bezog umgehend offen Stellung gegen den nationalsozialistischen Völkischen Kampfring Südtirols (VKS).

Aufarbeitung der Dachauer KZ-Zeit Friedl Volggers 

Für seine offene Opposition wurde Friedl Volgger 1943  inhaftiert und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Ein Jahr lang blieb ihr Vater in Dachau, von April 1944 bis Mai 1945, erzählt Tochter Burgi Volgger. Sie und ihre Brüder Meinrad und Florin hatten maßgeblichen Anteil an der Herausgabe einer Neuauflage der Erinnerungen und des autobiografischen Werkes Friedl Volggers "Mit Südtirol am Scheideweg", eine erlebte Geschichte, nun im Untertitel: "Erinnerungen des KZ-Häftlings, Journalisten und Politikers." 1984 wurde das Buch zum erstenmal im Innsbrucker Haymon-Verlag veröffentlicht und wurde zu einem Wendepunkt in der Tiroler Geschichtsschreibung.

Drei weitere Auflagen erlebte das Buch, nun ist es im Raetia Verlag mit Beiträgen von Günther Pallaver, Lucio Giudiceandrea, Hanna Molden, sowie Burgi, Meinrad und Florin Volgger, den drei Kinder von Friedl Volgger wieder zu haben. Erweitert wurden die klar und einfach geschriebenen Erinnerungen und Betrachtungen Volggers um seine Briefe, die er von Dachau nach Südtirol geschrieben hatte. "15 Briefe, die wir Kinder erst wieder gelesen haben, als wir uns um die Neuauflage des Buches bemühten," so Burgi Volgger, "da wurde das Thema KZ und Dachau im Familienkreis wieder wichtig und wir tauschten uns auch darüber aus, wie jeder damit als Kind umgegangen ist, dass der Vater im Konzentrationslager war." Verdrängung, Verwissenschaftlichung, Therapie, bei ihr sei alles ein bisschen notwendig gewesen, gesteht Burgi Volgger.

Ein neuer Friedl-Volgger-Platz für Bozen

Bei der Buchpräsentation am Freitagabend, 26. September im Bozner Waltherhaus um 20 Uhr werden viele Zeitzeugen und Freunde Friedl Volggers erwartet, "er hatte in ganz Südtirol ein Netzwerk aufgebaut, alle Dableiber haben sich um ihn geschart," erzählt die Tochter. Mit der Neuauflage des Buches wolle man vor allem die Rolle dieser Dableiber in der Autonomiegeschichte Südtirols würdigen. 
Über die Geschichte des Buches wird Gottfried Solderer vom Raetia Verlag sprechen, das Zustandekommen über Marjan Cescutti vom Südtiroler Kulturinstitut, die italienische Übersetzung von Pinuccia di Gesaro über Praxis Edition.

Solderer hat aber noch ein besonderes Gustostückerl: "Nachdem die Neuauflage des Buches zum 100. Geburtstag von Friedl Volgger geschieht, haben wir uns beim Bozner Bürgermeister und seinem Vize mit dem Vorschlag gemeldet, doch einen Platz oder eine Straße nach Volgger zu benennen." Heute abend wird auch bekanntgegeben, dass der Bozner Stadtrat beschlossen hat, den Platz zwischen Gerber-, Weintrauben- und Raingasse mit Friedl-Volgger-Platz einen neuen Namen zu geben. Dazu wird eine kleine Feier stattfinden, organisiert vom Raetia Verlag.