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Wein, Vino, Wine.

Emmanuele Boselli über die diesjährige Weinernte, den Absatzmarkt Chinas und die Veranstaltung „Die Poesie der Erde: Begegnung zum Thema Qualitätsweine in Südtirol“.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
„Poesie der Erde: Begegnung zum Thema Qualitätsweine in Südtirol“
Foto: unibz

Emmanuele Boselli forscht und lehrt an der Universität Bozen. Seit 2017 wird der Masterstudiengang „Master in Viticulture, Enology and Wine Marketing“ an der Universität Bozen angeboten.

 

Salto.bz: Herr Boselli, wie ist die Weinernte dieses Jahr ausgefallen?

Emmanuele Boselli: Der Frost im Frühjahr und die Hitze im Sommer haben den Trauben Schaden zugefügt. Man spricht von einem Rückgang von 20%. Generell ist die Ernte in Norditalien erfolgreicher als im Süden, da ein zu warmer Sommer ungünstig für die Weintrauben war.

 

Kann man den Klimawandel dafür verantwortlich machen?

Nein, es handelt sich dabei um jährliche Schwankungen, die meteorologisch bedingt sind. Ein Jahr ist besser, ein Jahr schlechter. Die Qualität der Weine ist dieses Jahr aber sehr gut.

 

Müssen wir mit steigenden Weinpreisen in diesem Jahr rechnen?

Dieses Jahr sind die Preise sicher höher, weil nicht so viel Wein produziert wurde. Aber die schwanken jedes Jahr.

 

Wo wird der Südtiroler Wein konsumiert?

Zu 75% wird der in Südtirol produzierte Wein in Südtirol konsumiert. Der Export hält sich also in Grenzen, auch weil nicht genug Wein da ist, um ihn in großer Menge zu exportieren.

 

Befindet sich die Sparte des Weinbaus also in keiner Krise?

Nein sicher nicht, die Weinwirtschaft floriert und auch die Önologen haben eine große Zukunft vor sich.

 

Wie sieht die Situation in Italien aus?

Voriges Jahr war Italien das Land mit den höchsten Weinexporten. Wie es dieses Jahr aussieht, weiß ich nicht.

 

Werden auch neue Absatzmärkte entdeckt?

Ja die große Herausforderung Italiens betrifft China. In China gibt es einen sehr großen Markt und von der Mittelklasse geht eine sehr große Nachfrage aus. Das Problem ist, dass die Chinesen den Wein mit Frankreich verbinden. Italien muss demzufolge im Bereich Marketing aktiver werden.

 

Sie forschen und lehren an der Universität Bozen. Mit was beschäftigen Sie sich?

Mein Team und ich beschäftigen uns mit den Prozessen, der Technologie und der Konservierung der Weine. Wir suchen beispielsweise Alternativen zu Korkstöpseln oder nach Möglichkeiten die Zusätze in den Weinen zu verringern.

 

Was probiert man in Zukunft umzusetzen?

Wir streben unter anderem an, den Grad der Zusätze im Wein zu senken und Weine mit einzigartigem Geschmack zu entwickeln.

 

Alles auf biologischer Basis?

Nicht notwendigerweise. Aber ja, es geht in die Richtung.

 

Also Qualität statt Quantität?

Ja sicher, so wie überall. Die biologische Basis wird auch im Weinbau immer wichtiger und Experten werden gefragter.

 

Ist man zunehmend auf Experten aus dem Ausland angewiesen?

Das kann man so nicht sagen. Sicher braucht man ausländische Arbeitskräfte und auch viele Önologen kommen aus dem Ausland, was ja nichts Schlechtes bedeutet.

 

Seit diesem Jahr wird der Masterstudiengang „Master in Viticulture, Enology and Wine Marketing“ an der Universität Bozen angeboten.

Nun haben Studenten auch die Möglichkeit sich in Südtirol in diesem Bereich weiterzubilden. Es ist vorgesehen, dass die Studenten zuerst den dreijährigen Bachelor in Agrarwissenschaften machen und sich dann spezialisieren. Momentan haben wir um die zehn Studenten, die alle sehr großes Interesse zeigen.

 

Sie arbeiten auch mit der Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer zusammen.

Ja die Zusammenarbeit ist sehr bedeutend, denn nur durch eine gehobene landwirtschaftliche Ausbildung und eine Vertiefung an der Universität, ist es möglich die Qualität der Weine ständig weiterzuentwickeln.  

 

Würden Sie Weinbauern raten ihre Kinder auf eine Universität zu schicken um die gelernten Kenntnisse zu vertiefen?

Ja auf jeden Fall. Es reicht nicht mehr aus, sich nur über das Internet zu informieren. Um im Bereich der Weinwirtschaft konkurrenzfähig zu bleiben, muss man sich ständig weiterbilden und probieren auf dem neusten Stand der Forschung zu bleiben. Eine Qualitätssteigerung, eine ökonomische Arbeitsweise usw. ist nur durch eine ständige Wissenshorizontvergrößerung möglich.

 

Das bringt uns zu der Veranstaltung „Poesie der Erde: Begegnung zum Thema Qualitätsweine in Südtirol“ am 28.September am Happacherhof in Auer.

Ja diese Veranstaltung soll die Universität für Oberschüler attraktiver machen. Wir erklären „komplexe“ Prozesse vereinfacht. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit zwischen Universität und Fachhochschule und zeigt, inwiefern die Forschung zur Qualitätsverbesserung beiträgt.

 

Was stellen Sie auf der Veranstaltung vor?

Ich präsentiere die neuen Erkenntnisse, zu denen ich an der Universität Bozen gekommen bin. Ich bin seit Januar in der Fakultät für Technik und Naturwissenschaften tätig. Mein Vortrag nennt sich „Qualità dei vini pregiati dell’Alto Adige fra tradizione ed innovazione“.

 

Was steht sonst noch auf dem Plan der Veranstaltung?

Die Veranstaltung ist ein öffentliches Aufeinandertreffen zwischen Oberschule und Universität. Das sieht man auch daran, dass die Grußworte einerseits vom Rektor Paolo Lugli, dem Direktor der Fachoberschule für Landwirtschaft Franz Tutzer und von Landesrat Arnold Schuler ausgerichtet werden. Die Veranstaltung beginnt um 16.30 und dauert bis 19 Uhr.

 

Um was geht es bei der Veranstaltung?

Es steht auch ein anderes Kurzreferat auf dem Plan und zwar von Hansjörg Palla und Günther Erschbaumer von der Fachoberschule für Landwirtschaft. Die beiden berichten über aktuelle Herausforderungen im Bereich der Ausbildung im Weinbau und in der Önologie.

 

Das klingt alles sehr wissenschaftlich…

Soll es aber nicht. Es geht nicht um Wissenschaft pur, sondern auch um das Vergnügen. Nach den Vorträgen gibt es eine Besichtigung der Rebanlagen und der Kellerei der Fachoberschule für Landwirtschaft. Anschließend werden die Weine vorgestellt und dürfen verkostet werden.