Gesellschaft | Wissenschaft/Jugend

Neugier fördern

Mit „Le mille e una scienza“ steht in Bozen ein Festival an, das auf die Neugier der Jugend setzt. Es liefert altersgerechte Zugänge zu wissenschaftlichen Themen.
Conferenza Mille e una scienza
Foto: Privat
Vom 11. bis zum 13. November sind zahlreiche Aktivitäten in verschiedenen Sprachen (Italienisch, Deutsch, sowie Englisch) für verschiedene Altersgruppen geplant, welche unter das Motto „Viaggio nel mondo della scienza“ gestellt werden. Vor der Eröffnung können junge Wissbegierige daher bereits ab 16 Uhr am Universitätsplatz bei den Informationsständen einen Stadtplan und Reisepass, in welchem Stempel als Bestätigung für die Teilname an einzelnen Veranstaltungen gesammelt werden, für welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Anerkennung holen können. Im Stadtplan wird man die sechs Veranstaltungsorte markiert finden: Den Universitätsplatz, das Fablab der Universität Bozen, die Eurac, Schloss Maretsch, das Naturkundemuseum, sowie das Jugendzentrum Vintolo18.
Bei der Präsentation des Programms vom Centro giovanile TesLab (Arciragazzi Bolzano) und des populärwissenschaftlichen Vereins Accatagliato legte man großen Wert darauf dessen interdisziplinären Charakter zu betonen. Dabei finden sich Veranstaltungspunkte mit strikt lokalem Bezug - etwa zu den Südtiroler Äpfeln - aber auch solche mit Weitblick. In „Rituals of Solitude“ (in Englischer Sprache) wird ein Kunst- und Architekturprojekt um den Amerikanischen Architekten John Hejduk in der Lagune von Venedig mittels Virtual Reality zugänglich gemacht. Auch den Kleinsten soll etwa mit Robotik-Laboren des NOI der Zugang zu komplexen Themen geebnet werden und selbst für das in Jugendjahren oft ungern behandelte Thema der Statistik sucht man einen Schlüssel zu finden. Mit den mehr als dreißig angeboten Aktivitäten werden alle großen MINT-Bereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) abgedeckt, ein zeitgemäßer Fokus auf Umweltthematiken und erneuerbare Energien ist auch ersichtlich. Interessierte und deren Eltern tun gut daran, das umfangreiche Programm zu durchstöbern, welches ab heute hier eingesehen werden kann, die Teilnehmerzahl ist zum Teil beschränkt. Auch wird im Zuge des Festivals die nächste Generation kluger Köpfe bei der Verleihung des „Eureka“-Preis für Erfinderinnen und Erfinder von 8 bis 18, gewürdigt und gefeiert.
Bevor aber tausend und eine Wissenschaft in Bozen ihre Zelte aufschlagen, hatte Salto drei Fragen an Agnese Sonato, Mitbegründerin des Wissenschaftsmagazins für Kinder PLaNCK! und Präsidentin des Vereins Accatagliato, welche an der Ausarbeitung des Programms entschieden beteiligt war.
 
 
Salto.bz: Frau Sonato, welche Kriterien wendet man an, um zu beurteilen, welche Bereiche der Wissenschaft für Kinder und Jugendliche geeignet sind? Man würde bei der Eröffnung nicht mit dem Thema Glücksspiel rechnen.
 
Agnese Sonato: Es ist ein Erwachsenenthema, die Konferenz ist für Personen ab 13 vorgesehen. In diesem Alter kann es sein, dass jemand schon mehr über bestimmte Dynamiken weiß als Sie und ich es tun. In diesem Fall geht es nicht nur ums Glücksspiel, sondern auch um die Mechanismen, durch welche wir in eine Falle geraten: Die Art und Weise etwa, wie uns Daten und Zahlen präsentiert werden und wie wir diese dann interpretieren, was zu bestimmten Entscheidungen führt.
Im Programm sind Punkte für verschiedene Altersgruppen vorgesehen, etwa die ganz Kleinen, oder - der Großteil - welcher sich an die Kinder von 8 bis 12 richtet, sowie die Konferenz-Events, die ab 13, 14 starten. Auch weil es bei letzteren darum geht still zu sitzen, auch wenn die Konferenzen mit Videos und Experimenten gestaltet werden.
Wie bewerten wir also, was sich eignet und nicht? Als wir die Vorschläge vorab erhalten haben, ist bereits eine Zusammenarbeit mit jenen, die die Vorschläge eingebracht haben erfolgt. Einige von ihnen machen so etwas zum ersten mal, da haben wir beim Aufbau der Aktivität mitgeholfen. Dann gibt es Einrichtungen wie den NOI-Techpark, welche bereits Aktivitäten auch für Kleinkinder anbieten und die keine Hilfestellung brauchen.
Es gibt auch noch eine Auswertung, welche danach kommt: Hat das Programm das Publikum erreicht? Hat alles geklappt? Das stellt man durch Beobachtung und durch das Einholen von Meinungen fest. Interessant wäre auch, was wir heuer noch nicht umsetzen konnten, womit wir aber im nächsten Jahr beginnen könnten, auf eine Organisation zurückzugreifen, die sich damit befassen, Tätigkeiten wie unsere zu bewerten. Mit Hilfe von Fragebögen und Interviews findet man heraus, was funktioniert und was nicht.
 
Gibt es Ideen, welche aus dem Publikum kommen? Haben die Teilnehmer der letzten Ausgabe einzelne Ansätze beigesteuert?
 
Was die Aktivitäten betrifft, wurden keine Ideen für Laboratorien an uns herangetragen. Wir haben aber letztes Jahr, als wir mit Erwachsenen gestartet sind, festgestellt, dass es ein großes Interesse seitens der Jugend gab. Die Veranstaltungen waren alle ausgebucht, auch da wir durch Zugangsbeschränkungen, pandemiebedingt, nicht allen die Türen öffnen konnten. Deswegen haben wir uns entschlossen, bei den Jugendlichen zu expandieren. Wir sehen aber auch, welche Angebote als erste ausgebucht sind und haben da eine gewisse Anzeige. Bei diesem Festival, welches als die wirkliche „1. Ausgabe“ bezeichnen könnte, werden wir sehen, was passiert, wie das Publikum reagiert.
 
Welche Obergrenze ist beim Alter vorgesehen?
 
Die Aktivitäten sind für 4- bis 18-jährige gedacht. Aber - und es kommt ein aber - das betrifft die Laboratorien, bei denen man das angegeben Alter haben muss, um sich anmelden zu können. Auch die frei zugänglichen Informationsstände, von welchen es viele geben wird, sind für diese Altersgruppe gedacht, aber auch für Eltern, Familienangehörige oder Neugierige. Wenn wir mit Kindern oder Jugendlichen sprechen, denken wir oft, dass wir auf eine ganz andere Weise mit ihnen sprechen müssen, als mit Erwachsenen, was nicht immer stimmt: Bei den Ständen geht es darum, sich an die Person anzupassen, die vorbei schaut, das kann ein neugieriges Kind sein, jemand der 18 ist, oder die Eltern, die vertiefende Fragen stellen.
Man muss sich bewusst machen, dass ein Erwachsener vielleicht das letzte mal mit der Wissenschaft zu tun hatte, beim Abschluss der Oberschule war und für Jahrzehnte keine Berührungspunkte hatte. Er oder sie braucht also eine Wissenschaftsvermittlung, welche, nicht um jemanden klein zu machen, auf der Ebene seines Kindes ist. Die Schwierigkeit der Wissenschaftsvermittlung ist es, den eigenen Standpunkt zu erkennen und sich anzupassen.