Wirtschaft | Gülle/Bauernbund

„Wir müssen reagieren“

Der Direktor des Südtiroler Bauernbundes, Siegfried Rinner, über die Einladung mit dem Gülle spritzenden Bauer und die Charmingkampagne des SBB für Gülle.

Salto.bz: Herr Rinner, der Bauernbund will anscheinend provozieren?

Siegfried Rinner: Nein, der Bauernbund will nicht provozieren. Aber ich denke, ein bisschen Humor kann man den Menschen schon zutrauen. Die Einladung ist ja nicht an die Öffentlichkeit gerichtet, sondern an die Mitglieder. Es ist keine öffentliche Veranstaltung...

Trotzdem: Dieses Bild dürfte auch beim manchem Mitglied Verwunderung auslösen?

Natürlich. Aber wir wollen gerade bei den Bauern ein Bewusstsein für das Thema Gülle schaffen. 2013 wurde auf großen Druck des Bauernbundes der Beratungsring für Berglandwirtschaft (BRING) ins Leben gerufen. Damit soll die Beratung der Bergbauern massiv forciert werden.

 
Einladung zur Pusterer SBB-Versammlung: Keine Provokation.

Die Botschaft des Bildes aber ist eindeutig: Gülle marsch?

Nein. Der BRING wird demnächst ein Broschüre zur richtigen Güllewirtschaft herausbringen. Wir wollen die Menschen sensibilisieren. Dabei können Sie sicher sein, dass auch viele Bauern durchaus kritisch in Sachen Gülle sind. Es gibt viele, die uns Fragen stellen, was diese Einladung soll, was es mit diesem Bild auf sich hat. Sicher ist, die Mitglieder gehen sehr gespannt zur Versammlung und wir werden einen vollen Saal haben.

„Es gibt viele, die uns Fragen stellen, was diese Einladung soll, was es mit diesem Bild auf sich hat.“

Spricht das Bild Teil der Bauernbund-Kampagne für die Gülle?

Wir machen keine Kampagne für die Gülle. Wir haben nur reagiert auf die Diskussion, die von außen gekommen ist. Wir müssen fachlich argumentieren und reagieren. Das haben wir getan. Gleichzeitig aber arbeiten wir stark nach innen, indem wir die Mitglieder aufklären und beraten. Das geht so weit, dass wir die Hersteller drängen, dass sie auch für die Berglandwirtschaft Spezialmaschinen herstellen sollen, die eine geruchsarme Ausbringung der Gülle ermöglichen.

Sie sehen keine Problematik, wenn man Gülle in den Natura-2000-Gebieten ausbringt?

Natürlich gibt es diese Problematik. Aber hier kann man einfach nicht verallgemeinern, wie das gemacht wird. Rund 5 Prozent unserer Viehwirtschaftsbetriebe haben ein Problem mit dem Viehbestand. Das ist unsere Fokusgruppe, die wir als Bauernbund ins Visier nehmen wollen, um sie dazu zu bewegen, ihre Wirtschaftsweise umzustellen. Von Beginn an wurde in der Diskussion um diese Natura 2000 Gebieten aber sehr stark generalisiert....

Der Verband der Südtiroler Biologen hat wissenschaftliche Erkenntnisse vorgelegt. Aber der Bauernbund und der BRING sträuben sich gegen alle Argumente, die von außen kommen.

Das stimmt nicht. Schauen Sie, man hatte bisher keine konkreten Zahlen. Erst Ende Dezember wird detailliert vorliegen, wie viele Betriebe es in diesen Gebieten gibt, welche Viehbestände diese Betriebe haben und wie ihre Wirtschaftsweise ausschaut. Sie müssen sich vorstellen, da wollte man eine Regelung ausarbeiten, ohne dass man überhaupt eine Folgenabschätzung davon macht. Ende Dezember liegen die Daten endlich auf dem Tisch, und dann werden wir auch zu einer Lösung kommen. Aber ich wehre mich dagegen, dass man alle über einen Kamm schert und ein grundsätzliches Problem daraus macht.

„Ich wehre mich dagegen, dass man alle über einen Kamm schert und ein grundsätzliches Problem daraus macht.“

Das heißt: Der Bauer soll Gülle ausbreiten und alle anderen sollen den Gestank schlucken und schweigen?

Nein. Wir kennen die Probleme. Wir arbeiten daran, die Landwirtschaft zu verändern. Wir setzten auf Innovation in allen Bereichen. Wir wissen schon auch, wohin sich die Landwirtschaft entwickeln soll. Nur wird es nicht eine Lösung für alle geben, sondern verschiedene Lösungen für verschiedene Betriebe. Dabei muss man auch sagen, dass es nicht so ist, dass der Bauernbund hergeht und anschafft, und dann machen es alle so. Wir können sensibilisieren und beraten. Wir können auch die Probleme aufzeigen und Lösungen anbieten. Aber wir können sicher nicht hergehen und unseren Mitgliedern vorschreiben, dass ab heute alle den Viehbestand um die Hälfte zur reduzieren haben. Das geht sicher nicht.

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Martin Federspieler Do., 26.11.2015 - 18:59

Ich finde dieses Foto genial, und die ganze Güllediskussion etwas verlogen.
Die Herrschaften, die sich da so viel Sorgen wegen der Gülle machen, sollten mal etwas ehrlich sein.
Riecht es nicht nach der morgentlichen Sitzung innen im Klo mindestens genau so übel wie draußen, wo der Bauer gerade sein Feld gedüngt hat?
Und in Sachen Umwelt: das ganze mit einiger Wasserverschwendung ab in die Klärgrube, mit viel Strom gesiebt und gefiltert, dann wird die zurückgewonnene Scheiße wieder mit viel Strom getrocknet um dann verbrannt zu werden (wie das wohl riecht?), und dann wird der Rest in einer Deponie gelagert und so für die Nachwelt konserviert. Ganz abgesehen von dem Hin- und Hertransport.
Auch wenn es einige mit Gülle überdüngte Felder geben wird, die wirklichen Probleme für die Umwelt und die wirklich bedenklichen Nachlassenschaften für die zukünftigen Generationen sind andere....

Do., 26.11.2015 - 18:59 Permalink
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Martin B. Fr., 27.11.2015 - 10:01

Antwort auf von Martin Federspieler

Das ist wahr, der ganze Müll (inklusive Sonder/Giftmüll) der von Privaten und Firmen produziert wird ist viel besorgniserregender, aber scheinbar rümpft da niemand die Nase bzw. wird ähnlich aktiv vor Ort. Ganz zu schweigen von den Hinterlassenschaften von Atomtechnik usw. Jaja, was man nicht sieht (riecht) macht das Volk nicht heiß *leider*

Fr., 27.11.2015 - 10:01 Permalink