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Gesucht: einiges Edelweiß

Wie die SVP Kandidaten für die Wahlen 2020 finden will – und welches Privileg Richard Stampfl als offiziell nominierter Meraner Bürgermeisterkandidat jetzt schon genießt.
SVP
Foto: zukunvt/Fabian Leitner

1969 stand die SVP vor einer Zerreißprobe. Ein Handschlag zwischen Silvius Magnago und Peter Brugger besiegelte den parteiinternen Frieden. 50 Jahre nach der Paketnacht ist es auch dem aktuellen Parteiobmann ein Anliegen, Einigkeit und Geschlossenheit zu demonstrieren: “Viel, viel zu oft zählt in der heutigen Zeit die schnelle Schlagzeile, gerät das große Ganze in den Hintergrund und gilt als selbstverständlich. Wenn es um unsere Heimat geht, geht es aber nicht um das Ich, sondern das Wir – wenn es um unsere Heimat geht, gehen wir Seite an Seite.” Schöne Worte, die über die Tatsache, dass in der SVP ein Machtkampf tobt und persönliche Gräben zwischen dem Kompatscher-Lager und seinen innerparteilichen Widersachern immer offener an den Tag treten, kaum hinwegtäuschen können. Und doch bemüht man sich, den Schein zu wahren. Schließlich stehen in wenigen Monaten Gemeinderatswahlen an. Für die hat der Parteiausschuss am Montag die Richtlinien genehmigt. Einstimmig.

 

“Wir wollen und werden in allen Gemeinden mit starken, repräsentativen Listen antreten” – und zwar nicht gemeinsam auf überparteilichen Einheitslisten, sondern “mit unserem traditionellen Listenzeichen, dem Edelweiß”. Das stellt SVP-Obmann Philipp Achammer im Anschluss an die Ausschusssitzung klar. Er wünscht sich “jüngere, sozialere und weiblichere Listen” – um die Kandidaten bzw. explizit Kandidatinnen dafür zu finden, soll es in der SVP auf Gemeindeebene auch parteiinterne Vorwahlen geben können. Die werden landesweit am 16. Februar 2020 stattfinden. Dafür hat der Parteiausschuss gestern grünes Licht gegeben. Außerdem dürfen – in Ausnahmefällen – auch Nicht-Mitglieder auf der SVP-Liste kandidieren dürfen – wenn Orts- und Bezirksgremien diese externen Kandidaturen absegnen.

So bereits geschehen in Meran. Am Montag Abend hat das dortige SVP-Stadtkomitee – “einstimmig und geschlossen”, wie es in einer Aussendung heißt – Richard Stampfl als ihren Bürgermeisterkandidaten für 2020 nominiert. Der 61-jährige scheidende Dr-Schär-Manager war von Karl Zeller und Landeshauptmann Arno Kompatscher höchstpersönlich umworben worden. In die SVP eintreten will Stampfl nicht, sondern als externer Kandidat den Sieg gegen Paul Rösch bringen, mit dem er privat befreundet ist. “Richard Stampfl konnte unsere Mitglieder in zahlreichen Gesprächen überzeugen”, berichten die Meraner SVP-Ortsobleute Andreas Zanier, Sepp Brunner, Silvia Paler und Martin Ganner. Und die “positive Stimmung” sei “bereits über die Partei hinausgeschwappt”. Nach Bekanntwerden der möglichen Kandidatur von Stampfl seien “viele engagierte Menschen, die sich einbringen möchten, an uns herangetreten”, so die Ortsobleute. In den nächsten Wochen soll nun, gemeinsam mit der Bevölkerung, ein “Programm für Meran” erstellt werden. In den Vordergrund will die SVP Sachpolitik stellen, es gelte, das “lieben- und lebenswerte Meran zu verteidigen und daran weiterzubauen”.

 

Als SVP-Kandidat genießt Stampfl trotz seiner Nicht-Parteimitgliedschaft – und im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Rösch – ein besonderes Privileg: den direkten Kontakt zu den Entscheidungsträgern in Bozen. “Unser sehr guter Draht zur Landesregierung, mit deren Mitgliedern sich auch Richard Stampfl schon ausgetauscht hat, wird uns helfen, klare und mutige Entscheidungen zu treffen”, betont die Meraner SVP ihre Vorrangstellung.

Gemeinsam mit SVP-Stadtkomitee-Obmann Zanier und dem Burggräfler SVP-Bezirksobmann Ganner bildet Richard Stampfl auch die “engere Wahlgruppe”, in deren Hände die Meraner SVP die weiteren Vorbereitungsarbeiten für die Gemeindewahlen gelegt hat. Wie in der Parteizentrale in Bozen, kommuniziert man auch in der Passerstadt demonstrativ große Einigkeit: “Wir stehen geschlossen und motiviert hinter Richard Stampfl als Bürgermeisterkandidaten”, heißt es aus der SVP Meran.