Umwelt | Klima-Abkommen

Historisches Urteil gefällt

Umweltschützer gewinnen den Prozess gegen den Erdöl und -gas-Giganten Shell. Ein bahnbrechender Präzedenzfall und ein herber Schlag für Betriebe mit hohen CO2-Emissionen.
Milieudefensie
Foto: (c) Milieudefensie, (c) Facebook

Der Jubel der Umweltschützer, der am gestrigen Mittwoch vor dem niederländischen Gericht in Den Haag ausgebrochen ist, geht um die Welt. Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Shell wird aufgrund seiner klimaschädlichen Tätigkeiten schuldig gesprochen. Nie zuvor ist ein Betrieb aufgrund von Verstößen gegen das rechtlich bindende Pariser Klimaabkommen verurteilt worden. Ein bahnbrechender Präzedenzfall, dem weitere Urteile gegen Betriebe mit hohen Co2 Ausstößen folgen könnten.

Das niederländische Gericht gibt den Klägern Recht: Shells Nachhaltigkeitsprogramm, – eine angestrebte Reduzierung der Emissionen um 20 Prozent bis 2030 und um 45 Prozent bis 2035 –, reicht nicht aus. Das Unternehmen hat die Pflicht, so die Richter, ihre Emissionen und die ihrer Käufer und Verkäufer mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens in Einklang zu bringen. Konkret bedeutet dies eine Reduktion von Shells globalen Emissionen um 45 Prozent* bis 2030 sowie ein nachvollziehbarer Einsatz, auch die Emissionen ihrer Kunden um 45 Prozent zu reduzieren.

Anwalt Robert Cox, der die niederländische Umweltorganisation “Milieudefensie” sowie sechs weitere Umweltorganisationen und 17.000 niederländische Bürger in ihrer Klage vertritt, bezeichnet das Urteil als “historischen Wendepunkt”, ein “Urteil, das die Welt verändern wird.” Shell selbst gibt sich sichtlich enttäuscht und hat bereits angekündigt Berufung gegen das Urteil einreichen zu wollen.

Wird das Urteil bestätigt, ist der Konzern, der für rund 2 Prozent der globalen Co2 Emissionen verantwortlich gemacht wird, dazu verpflichtet, ihr Nachhaltigkeitsprogramm zu revolutionieren. Dabei wird Shell neben energieeffizienteren Vorgehensweisen bei der Förderung von Mineralölen und Erdgasen, sowie einer Reduzierung der Ölförderungen vor allem bei ihren Produkten ansetzen müssen: Laut den Richtern trägt Shell auch Verantwortung für die Emissionen ihrer Kunden, die rund 90 Prozent der Emissionen verursachen, die dem Betrieb zugeschrieben werden. Die Reduktion der Kundenemissionen stelle, so der unabhängige Energie-Analyst Jilles van den Beuke, sicherlich die größte Herausforderung für den Konzern dar.

Laut vielen Juristen ist es bloß eine Frage der Zeit, bis auch andere Betriebe mit hohen CO2-Emissionen mit ähnlichen Klagen konfrontiert werden; in den Niederlanden und auf der ganzen Welt.

 

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Wolfgang Moser Do., 27.05.2021 - 22:28

Wozu wurde Shell verurteilt und welche Rekursmöglichkeiten hat der Konzern?
Betrifft das Urteil die Multinationale als ganze, oder nur einen Teil? Ist es überhaupt umsetzbar?
Viele Fragen, aber nur ein Gefühl der Befriedigung allein genügt mir nicht.

Do., 27.05.2021 - 22:28 Permalink