Umwelt | Trens

Bedrohter Wallfahrtsort

Der Heimatpflegeverband Südtirol schlägt Alarm: Das Ortsbild des Wipptaler Wallfahrtsortes Maria Trens droht durch einen Bauboom zerstört zu werden.
Trens
Foto: memin.com
Der Heimatpflegeverband Südtirol blickt mit großer Sorge nach Trens, wo durch bauliche Maßnahmen der jahrhundertealte Wallfahrtsort stark beeinträchtigt wird“, sagt Josef Oberhofer, Geschäftsführer des Heimatpflegeverband Südtirol. Die Vorsitzende des Verbandes Claudia Plaikner bringt es in einer rhetorischen Frage auf den Punkt: „Maria Trens, der beschauliche Wallfahrtsort im Wipptal - wie lange noch?
Der Heimatpflegeverband schlägt jetzt Alarm. In einem offenen Brief an den Bürgermeister von Freienfeld Peter Faistnauer, den Gemeinderat und die Medien schlagen die Heimatschützer jetzt Alarm. Die Botschaft: Das Ortsbild des jahrhundertealten Wallfahrtsortes sei durch einen ungezügelten Bauboom, der von der Gemeinde noch gefördert wird, massiv bedroht. Geschäftsführer Josef Oberhofer: „Viele besorgte Bürger haben uns auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und ein Lokalaugenschein vor Ort hat unlängst leider traurige Gewissheit gebracht, dass dem wirklich so ist.
 

Die Reithalle des Bürgermeisters

 
Die Dörfer Stilfes, Mauls und Trens gehören zur Gemeinde Freienfeld. In Trens, fünf Kilometer südlich von Sterzing liegt die alte Wallfahrtskirche Maria Trens, die seit Jahrhunderten Ziel von Pilgern und Gläubigen ist. Der Heimatpflegeverband stellt jetzt aber ernsthaft die Frage, wie lange das noch so sein wird. „Angesichts des landesweit anhaltenden Baubooms, der auch vor Trens nicht Halt macht, stellen sich viele die Frage, wie lange es noch möglich sein wird, in Trens im Allgemeinen – und in unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche im Besonderen – jenen Ort der Ruhe zu finden, der sowohl Einheimischen als auch Gästen, Pilgern und Reisenden wohltut und einen Ort des Auftankens ermöglicht“, heißt es in dem offenen Brief.
Der Anlass zur Sorge sind die in letzter Zeit in unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche bereits realisierten und noch in Planung stehenden Großprojekte, deren zukünftige Auswirkungen auf den Wallfahrtsort noch nicht absehbar sind.
 
So verweist der Heimatpflegeverband auf einen großen, neu errichteten Pferdestall samt Photovoltaikanlage, der das ortsbildprägende Ensemble beträchtlich beinträchtige. Die gerade im Bau befindliche gigantische Reithalle verschlimmere die Situation nochmals erheblich. Wallfahrer, die über einen alten Wanderweg von Norden nach Trens kommen, müssen zukünftig im letzten Wegabschnitt auf den Blick auf ihr Wallfahrtsziel verzichten.
Hinter dem Bau verbergen sich zudem zwei brisante Personalien. Der Besitzer und Bauherr der Reithalle ist Bürgermeister Peter Faistnauer persönlich. Dazu kommt, dass der für Trens zuständige Gemeindereferent Anton Salcher gleichzeitig Eigentümer der ausführenden Baufirma ist. 
Diese Verstrickung von privaten und öffentlichen Interessen erschwert leider eine objektive Herangehensweise an die Sache“, meint Verbandsobfrau Claudia Plaikner.
 

Die Friedhofserweiterung

 
Der Heimatpflegeverband warnt in seinem offenen Brief vor einem Bauboom in Trens. Ausgangspunkt ist eine dringend notwendige Friedhofserweiterung. „Diese Erweiterung scheint nämlich ein Karussell in Gang zu setzen, das neben der Aufhebung von Bannzonen auch die Umwidmung von landwirtschaftlichem Grün in mehrere Tourismuszonen vorsieht, was wiederum der Gewinnoptimierung Privater und verschiedener Spekulanten Tür und Tor öffnen könnte“, heißt es in dem offenen Brief.
 
Die Heimatschützer wollen zudem wissen, was mit zwei traditionellen Ensemble passiert: dem denkmalgeschützten Zihl-Hof und dem Orgler Hof. Letzterer wurde erst vor kurzem von einer Investorengruppe erworben. 
Darf ein Wallfahrtsort, in dem Menschen seit Jahrhunderten Ruhe und Hilfe in ihren Nöten suchen und finden, zum Spekulationsobjekt für Private werden?“, fassen die Heimatschützer ihre Bedenken in einer Frage zusammen.
 

Die Forderungen

 
Der Heimatpflegeverband stellt in seinem offenen Brief eine Reihe von Forderungen auf, die vordergründig an die Gemeindeverwalter von Freienfeld, aber auch an die Landesregierung gerichtet sind.
Vorsitzende Claudia Plaikner schreibt:
 
  • Das ortsbildprägende Ensemble von Maria Trens muss langfristig erhalten bleiben;
  • Trens darf den Namen des Wallfahrtsortes, welcher Ruhe und Erholung für Körper, Geist und Seele verspricht, nicht nur tragen, sondern muss diesem auch gerecht werden;
  • Spekulationen mit dem rein privaten Interesse der Gewinnoptimierung müssen unterbunden werden. Kleinstrukturierte und angepasste Entwicklung für im Dorf ansässige Betriebe muss unterstützt werden;
  • Alle baulichen Entscheidungen müssen nach überlegter Abwägung des Einzelinteresses und der Auswirkung auf die Allgemeinheit getroffen werden und auf die Entwicklung des Dorfes abgestimmt sein;
  • Örtliche Klein- und Familienbetriebe müssen vorrangig unterstützt werden und der Ausverkauf von Grund und Boden an Großinvestoren muss unterbunden werden;
  • Es muss darauf geachtet werden, dass die Grundstückspreise in Maria Trens auch in Zukunft für einheimische Familien mit mittlerem Einkommen erschwinglich sind und diese die Möglichkeit zum Erwerb eines Eigenheimes erhalten. 
 
Wir fordern daher die verantwortlichen Entscheidungsträger in der Gemeinde auf, die Bevölkerung in allen Einzelheiten zu informieren, damit alle Bürgerinnen und Bürger von Trens über die Entwicklung ihres Dorfes Bescheid wissen und die Möglichkeit haben, einen konstruktiven Beitrag zu leisten“, heißt es abschließend im offenen Brief des Verbandes.
Damit dürften jetzt Peter Faistnauer & Co am Zug sein.