Politik | Landtag

“Das haben sie sich nicht verdient”

Andreas Pöder keift gegen die Bauern, Maria Hochgruber Kuenzer kontert: “Der Kollege verunglimpft alle Südtiroler Bauern und Bäuerinnen.”
Bauer
Foto: Südtirolfoto/Marion Lafogler

“Die Stellungnahmen des Kollegen kann ich nicht unwidersprochen sein lassen.” Wenn Andreas Pöder die Landwirte kritisiert, kann Maria Hochgruber Kuenzer nicht schweigen. Am Mittwoch nutzte Pöder die Generaldebatte zum Nachtragshaushalt im Landtag, um die in seinen Augen unverhältnismäßige Förderung der Landwirtschaft zu kritisieren. “Der 80-Millionen-Euro schwere Nachtragshaushalt sieht weder neue Mittel für die Familien noch Entlastungen für Arbeitnehmer dafür aber 19 Millionen zusätzliche Gelder für die Landwirtschaft vor”, hatte der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion bereits im Vorfeld geklagt. Anders als Lohnabhängige und andere Unternehmen leiste die Landwirtschaft nur einen geringen Beitrag zum Haushalt meinte er gestern im Plenum. “Es wundert mich, dass die jetzige Landesregierung noch landwirtschaftslastiger ist als die frühere”, keifte Pöder.
Das lässt Maria Hochgruber Kuenzer nicht auf sich sitzen. Selbst Bäuerin und SVP-Vertreterin, erinnerte sie Pöder daran, dass in in Südtirol vieles auf die Landwirtschaft aufbaue: “Die Landwirte haben sich solche Angriffe nicht verdient.” Die Aussagen ihres Kollegen seien undifferenziert, so Hochgruber Kuenzer: “Andreas Pöder hat alle Südtiroler Bauern und Bäuerinnen verunglimpft.” Sie hält Pöder folgende Fakten aus der letzten Landwirtschaftlichen Zählung des ASTAT entgegen:

  • “im Erhebungszeitraum 2000 bis 2010 haben mehr als 3.000 Bauern die Bewirtschaftung ihrer Höfe aufgegeben. Seit 2010 stellen darüber hinaus im Schnitt 100 Bauernfamilien jährlich die Milchbewirtschaftung ein.
  • der Tierbestand hat im Erhebungszeitraum um 12 Prozent abgenommen. Auch deshalb, weil es immer mehr Großvieheinheiten braucht, um eine Chance zu haben, mit am Hof zu überleben. Konnte man früher mit 20 GVE überleben, braucht es heute deutlich mehr.
  • die durchschnittliche Fläche der Höfe beträgt 11,9 Hektar, d.h. ohne Neben- oder Zusatzerwerb kann kein Bergbauernhof mehr überleben.
  • mit 51 Prozent beziehen gerade mal die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Südtirol öffentliche Förderungen. Die gehen vorwiegend an tierhaltende und Bergbauernhöfe. Betriebe in Tallagen der Obst- und Weinbauern erhalten keine Förderungen.
  • 54.000 Mitglieder der bäuerlichen Familien und insgesamt 83.000 Personen arbeiten in der Landwirtschaft.”

“Der Kollege hätte wenigstens differenzieren sollen anstatt einen Rundumschlag zu starten”, so Hochgruber Kuenzer in Richtung Pöder.