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Ich muss! Aber ich kann nicht!

Was hilft bei Verstopfung?
Obst und Milchprodukte mit Chia-Samen
Foto: (c) unsplash

Das wichtigste zuerst: Man muss nicht jeden Tag „müssen“!  Wenn der Stuhlgang einmal nicht „pünktlich“ kommt, passiert erst einmal gar nichts! Dass das Ausbleiben eines Stuhlgangs zu einer Vergiftung führt, ist ein Mythos.

Nicht selten glauben Menschen, sie würden an Verstopfung leiden, weil ihre Erwartungshaltung an einen regelmäßigen Stuhlgang zu hoch ist. Es ist beruhigen zu wissen, dass nur 25% der Menschen, die glauben an Verstopfung zu leiden, dies wirklich tun!

Ab wann spricht man von einer Verstopfung und was sind die Kriterien?

Tatsächlich findet man in der Literatur keine klare Definition für Obstipation, da dieser Begriff nicht für eine eigenständige Krankheit steht. Es wird vielmehr ein Beschwerdebild beschrieben, das sich dadurch zeigt, dass die Stuhlhäufigkeit eher niedrig ist und der Toilettengang meist nur durch starkes Pressen möglich ist.

Obstipation kann kurzfristig, also akut auftreten oder chronisch sein. Ursachen für eine Verstopfung sind sehr vielfältig.

So können Lebensgewohnheiten, wie die Art des Essens, Bewegungsmangel oder temporäre Veränderungen des Tagesablaufes, wie Urlaub oder bewusstes (Heil-) Fasten eine Verstopfung auslösen.

Es gibt auch eine Reihe an Erkrankungen, bei denen Obstipation eine Begleiterscheinung sein kann. Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel Diabetes Mellitus, Parkinson oder Multiple Sklerose.

Eine chronische Verstopfung kann organische Ursachen haben. Liegen beispielsweise angeborene Fehlbildungen des Dickdarms vor, kann dies zu Funktionsstörungen oder Transportbehinderungen führen.

Auch der Missbrauch von Abführmitteln ohne ärztliche Kontrolle kann bei längerer Einnahme genau das Gegenteil bewirken und eine Obstipation verstärken.

Während einer Schwangerschaft kann es durch die veränderten Hormone zeitweise zu einer Darmträgheit und in Folge zu einer temporären Verstopfung kommen.

Bei einer ganzen Reihe von Medikamenten tritt als Nebenwirkung Obstipation auf.

Als Symptome beschreiben Betroffene neben dem seltenen Stuhlgang, dass die Darmentleerung schmerzhaft und anstrengend ist. Nicht selten erfordert der Toilettengang starkes und schmerzhaftes Pressen, weil der Stuhl oft hart und klumpig ist. Dazu kommt noch das Gefühl, dass der Darm sich nicht vollständig entleert. Manche Personen klagen zudem über Blähungen, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit.

Eine erfolgreiche Behandlung ist nur möglich, wenn die Ursache bekannt ist. Denn liegt eine anorektale Fehlbildung vor, wird eine Veränderung der Ernährung kaum Wirkung zeigen. Vor einer Umstellung der Ernährung muss also vorher sichergestellt werden, dass eine Fehlernährung die Ursache für die Verstopfung ist. Wenn alle anderen Ursachen von einem Arzt ausgeschossen werden konnten, ist es wichtig durch eine Ernährungsumstellung das Stuhlvolumen zu erhöhen und die Darmperistaltik zu verbessern.

Die Erhöhung des Volumens geht einher mit einer Erhöhung der täglich aufgenommenen Ballaststoffe. Deren Menge sollten 30 bis 50 Gramm pro Tag betragen. Lösliche Ballaststoffe kommen in Gemüse, Obst und Samenschalen, wie Lein- oder Chiasamen vor. Unlösliche Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten enthalten. Man kann einen Joghurt oder Müsli mit Kleie anreichern.

Wird die Ballaststoffaufnahme erhöht, ist es absolut wichtig, ausreichend zu trinken. Wer Ballaststoffe zu sich nimmt und zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, erreicht genau das Gegenteil – Verstopfung!

Die tägliche Flüssigkeitszufuhr sollte mindestens 1,5 bis 2 Liter betragen. Trinken Sie Wasser, ungesüßten Tee oder stark mit Wasser verdünnte Saftschorlen.

Neben der Erhöhung der Ballaststoffmenge können milchsauer vergorene Lebensmittel bei der Behandlung von Verstopfung helfen. Zu diesen Lebensmitteln zählen Naturjoghurt, Buttermilch, Kefir und Sauerkraut.

Gerade Sauerkraut erhöht durch seinen Ballaststoffanteil das Stuhlvolumen und durch die Milchsäurebakterien werden die löslichen Ballaststoffe besser abgebaut. Die Milchsäure wiederum senkt den pH-Wert, was wiederum die Darmperistaltik anregt.

Und der in diesen Lebensmitteln enthaltene Milchzucker (Laktose) hat zusätzlich eine leicht abführende Wirkung.

Auch wenn es wissenschaftlich nur spärlich untersucht ist, gibt es diverse Lebensmittel, die eine eher abführende bzw. eine stopfende Wirkung haben.

Die als stopfend bekannten Lebensmittel sollten Betroffene eher selten essen. Das sind Weißmehlprodukte (Weißbrot, helle Semmeln, Zwieback, Kuchen, Kekse), Stärkeprodukte (Pudding), polierter Reis, Bananen, Kakao und Schokolade, zuckerreiche Süßigkeiten, Speiseeis, Schwarztee, Rotwein und geriebener Apfel.

Hingegen als abführend gelten Pflaumen, Feigen (v.a., wenn sie als Trockenfrüchte eingeweicht wurden), Rhabarber, Trauben, Wassermelone, Kaffee, Sauerkraut und Sauerkrautsaft, Essig, Milch und Milchprodukte, Leinsamen und Honig. Wenn diese in üblichen Mengen verzehrt werden und keine Unverträglichkeit vorliegt, kann sich ein Versuch mit diesen Lebensmitteln durchaus lohnen.

Weitere unterstützende Maßnahmen sind die Erhöhung der körperlichen Aktivität und Bauchmassagen zur Unterstützung des Weitertransportes des Stuhls.