Gesellschaft | Was jetzt?

Lieber Arbeit als Schule

Lockdowns und Fernunterricht haben die Schüler besonders hart getroffen. Die Unsicherheiten in Bezug auf ihre Zukunft haben zugenommen.
Homeschooling
Foto: pexels.com

Coronapandemie, Lockdowns, Fernunterricht - So sah das vergangene Schuljahr größtenteils aus. Viele Jugendliche haben ihr Ziel aus den Augen verloren, sind verunsichert und fragen sich, welchen Weg sie nun gehen sollen. Der Raum, sich zu entfalten, wurde ihnen von einem Tag auf den anderen genommen, sowie auch der Kontakt mit Gleichaltrigen. Die Unsicherheit in Bezug auf ihre Zukunft nahm zu und somit auch Stress und Ängste.

Das größte Problem dabei: der Fernunterricht.  Viele kommen damit nicht zurecht und bleiben stehen. Haben keine Motivation. Machen nicht mehr weiter. Schulabbruch und die Suche nach etwas Neuem werden zu einem immer größeren Thema.

Der Wunsch nach Sicherheit steht an oberster Stelle. 

Auch der Jugendcoach Valentin Meyer, der beim Dachverband der Offenen Jugendarbeit in Südtirol netz tätig ist, berichtet: „Viele Jugendliche wollen nun arbeiten, da sie das Gefühl haben, dass eine Arbeit eine Sicherheit bietet und sie somit etwas erhalten. Die Ungewissheit, ob der gewählte Weg der Richtige ist, war natürlich schon vor Corona stets da. Dies verstärkte sich durch die Pandemie noch.“  Wie Valentin Meyer erklärt, hat der Fernunterricht sich negativ auf die Schüler ausgewirkt.
Deshalb suchen Jugendliche vermehrt ein Praktikum mit Aussicht auf eine Lehrstelle und somit auf einen Arbeitsplatz, wo sie Geld verdienen können. Dieser Umstieg von Schule auf Arbeitswelt erfolgt schon meist nach der Mittelschule.

Wie sieht die Situation bei den Studierenden aus?

Auch für Studierende stellten der Fernunterricht und die Lockdowns eine schwierige Zeit dar, angefangen bei der Studienwahl bis hin zum Studium selbst. Das bekommen auch die Berufsberater mit, wie die Direktorin im Amt für Berufsberatung Alexa Seebacher berichtet. Ein wichtiger Faktor, so Seebacher, ist die Isolation. Ein Studium während der Coronapandemie anzufangen wird dreimal überdacht. Studierende sind sich nicht sicher, ob sie ein Heimzimmer oder eine Wohnung mieten sollen - und es sich leisten können- , ob sie vor Ort studieren dürfen oder ob alles nur online stattfindet. „Der Wunsch nach Sicherheit steht nun an oberster Stelle“, erklärt die Berufsberaterin. „Das hat natürlich einen großen Einfluss auf die Studienwahl. Vor Corona hat man sich ein Studium ausgesucht, das einem gefiel und sich nach dessen Abschluss nach einem geeigneten Job auf dem Arbeitsmarkt umgeschaut. Doch nun tendieren die Jugendlichen dazu, die Frage nach dem Arbeitsplatz in den Fokus zu stellen und sich daraus folgend ein geeignetes Studium zu suchen.“ Die Priorität liegt somit bei der Arbeitswahl und nicht mehr beim Studium selbst.

Der Fokus liegt nicht mehr beim Studium selbst, sondern bei der Arbeitswahl. 

 

Kann man noch langfristig planen?

Fakt ist: Die Arbeitswelt kann vielen die erhoffte Sicherheit nicht bieten.

Fragen wie „Ist dies ein Corona-sicherer Bereich?“ oder „Was kann ich mit diesem Studium später erreichen?“ haben zugenommen, wie Seebacher erklärt. Doch das ist schwer zu sagen, denn der Markt ändert sich stetig. „Waren Jobs in der Tourismusbranche bis vor Kurzem noch ungewiss und unsicher, da aufgrund Lockdowns viele Arbeitsplätze verloren gingen, wurde jetzt schon wieder vielfach nach Hilfskräften gesucht. Deshalb ist es schwierig, krisensichere Arbeitsplätze zu definieren, da sich die Bereiche von heute auf morgen ändern können“, so Seebacher.
Einen enormen Aufschwung in kurzer Zeit, hat Seebacher beobachtet, erhielten hingegen die Arbeitsplätze in Bereich Digitalisierung und Informationstechnik, Pflege und Sanität. Doch auch wenn diese Berufe jetzt boomen, heißt das nicht, dass sie in zehn Jahren noch genauso gefragt sind.