Kultur | Salto Afternoon

Joe und Gäbbi

Vor kurzem feierte „Joe der Film“ Weltpremiere. Demnächst folgt eine ausgedehnte Filmtour. Salto hat den Streifen gesehen und mit Gäbbi (Anna Unterberger) gesprochen.
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Foto: Bildquelle: Joe der Film

Die Schauspielerin Anna Unterberger war die große Abwesende am Premierentag zur Komödie Joe der Film. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag war das große Spektakel in den speziell für die Erstvorstellung vorbereiteten Räumlichkeiten einer lokalen Brauerei angesetzt worden. Im Gegensatz zum Film, der ja ein „Film für alle“ sein soll (und es auch ist), war die Premiere insbesondere für jene angelegt, die sich für den besonderen Anlass gerne fein herausputzen und die etwas dickere Brieftasche mit sich herumtragen. So war am Ende die Joe-Premiere, mit dem lustig daherkommenden Möchtegern-Hollywood-Touch, sogar eine Charity-Veranstaltung: mit Spendenscheck für den guten Zweck.
Warum aber sollte man die neue Südtiroler Filmikone Joe (Thomas Hochkofler), diesen einfach gestrickten JOEggl (!) mit Vorliebe für Autos und Gangschaltungen, sowie einem großen Meister des einfachen Gedankengangs überhaupt gern haben? „Das fragt sich Gäbbi auch des öfteren“, kontert Hauptdarstellerin Anna Unterberger, die im Film immer wieder an ihrem lieben Joe verzweifelt, und dennoch „nicht von ihm lassen kann.“ 
 


„Im Grunde ist es eine ehrliche Liebe die Joe und Gäbbi verbindet“, betont Unterberger, „nur wie die beiden diese Liebe zum Ausdruck bringen, ist etwas speziell. Beide verstehen die Sprache des anderen, auf unbedarfte Weise.“ Sie führen eine Beziehung, „in der es nie langweilig wird“. Joe wäre zudem ein derart „durchgeknallter Typ“ ergänzt Unterberger, „dass man ihn so richtig gern knutschen will.“ 
 

Eine Rolle wie diese, ist ein Geschenk für jede Schauspielerin.


Wie im deutschen Filmklassiker Otto der Film aus dem Jahr 1985 – der Film entstand im Dunst des Klischees der Ostfriesen-Witze-Zeit – kommt auch Joe der Film (wenn auch knapp 40 Jahre später) mit allerlei Sarntaler Witzelei daher. Joe gibt aber nicht den passiven Sarner-Patsch, sondern wie Otto Waalkes einst, den astreinen Tollpatsch und aktiven Sprücheklopfer. Das Publikum mag natürlich solche Anti-Helden, die sich immer wieder lächerlich machen, und über deren Unfähigkeit in vielen Dingen sich schmunzeln lässt. Weniger zu lachen hat hingegen Joe`s Partnerin. „Als mir die Rolle angeboten wurde und ich das Drehbuch gelesen hatte, habe ich sofort Thomas Hochkofler angerufen, dass ich die Rolle der Gäbbi unbedingt spielen möchte! Es kamen so viele Sachen zusammen die mich bei diesem Projekt interessiert haben: das Drehbuch, das Genre Komödie, der Aspekt Südtirol.“
Der Film scheint manchmal auch den Lack – oder Look – einer weiteren deutschen Komödie zu haben, die Anfang der 1990er produziert wurde und wo die Schauspielerin Tina Ruland die Rolle der Friseurin Uschi an der Seite von Til Schweiger in Manta Manta gibt. „Manta Manta wurde oft im Zusammenhang mit diesem Film genannt“, erinnert sich Unterberger an die Dreharbeiten zum Joe-Film. Gäbbi aber wäre ihres Wissens keine direkte Adaption der Uschi aus Manta Manta. Klar bediene aber auch Gäbbi „das Klischee eines bestimmten Typus Frau“, meint Unterberger, doch käme „Gäbbi sehr selbstbewusst daher“, hat sie doch „die Hosen in der Beziehung an, ist eigenständig, verdient ihr eigenes Geld und weiß was sie will. Sie wählt ihren Style bewusst aus, weil er ihr eben gefällt und nicht weil sie einem Ideal entsprechen will“.
 


„Natürlich wurde diese Figur – wie auch alle anderen Figuren in diesem Film – überspitzt dargestellt, aber ich bin überzeugt dass es solche Frauen wirklich gibt und sie verdienen vollsten Respekt.“ Dass die Figur in diesem Film „als Frau im knalligsten Rosa gezeichnet wird, ohne Angst vor Klischees, finde ich sehr erfrischend.“
Joe der Film läuft einwandfrei dahin, die Handlung ist nie zu komplex, achtgeben sollte man allerdings auf die vielen Gags und Wortspielereien, den schmierigen Autohändler (Peter Schorn), die sportliche Ex-Liebschaft von Joe (Eva Kuen) mit Bozner Dialekt, auf die beiden Österreich-Urlauber (Margot Mayrhofer und Robert Palfrader), die wie die Senioren Waldorf und Statler bei der Muppet-Show das Geschehen von außen betrachten und sich selbst in den touristischen Wahnsinn treiben, sowie auf den ehemaligen Südtiroler Landeshauptmann, der im Geiste eines Luis "Durnwatter" einen Cameo-Auftritt hat. Mit Durnwalder hat die ganze Geschichte um Joe vor über einem Jahrezehnt eigentlich begonnen: bei Ban Luis.
 


„Wenn man so ein Set noch nie erlebt hat, kann man sich ja kaum vorstellen, wie viele Menschen an so einem Film beteiligt sind“ erinnert sich Anna Unterberger an die aufwändigen Dreharbeiten im Mai. Meines Wissens war ja ursprünglich die Idee gewesen, dieses Projektes in einem kleinen Rahmen umzusetzen. Von diesem angeblich kleinen Rahmen war schlussendlich nichts mehr übrig. Es war ein großes amtliches Set, nicht kleiner als es sonst im Film üblich ist.“
Gerne darf mitgezählt werden, in wie viele Rollen der Hauptprotagonist Thomas Hochkofler schlüpft und wer es von der Film-Crew überraschend in den Klamaukfilm geschafft hat, der ohne Zweifel einen lokalen Erfolg einfahren wird. Und wer weiß, vielleicht haben die Macherinnen und Macher schon Ideen für Teil 2?
 


 

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gorgias Di., 27.09.2022 - 17:48

Dass der Film mit den seichten Kommödien der 80ziger Jahre anknüpft ist leider angebracht. Würde er auch dort hingehören und nicht in 20er Jahre des nächsten Jahrhundert.
Doch Otto und Manta Manta ist da wohl aber zu hoch angesetzt. Vom Tonfall und Feeling würde er mehr an die Filme von Thomas Gottschalk und Hardy Krüger erinnern. (Die Supernasen, Piratensender Powerplay etc. )
Ich habe bereits den Trailer im Kino gesehen. Es kommt ein Flachwitz nach den anderen. Eine wahre Tortur. Konnte nur bei einer Stelle lachen. (vieleicht habe ich den Witz nicht verstanden)

Nun versucht man der Figur der Friseusen-Tussen-Freundin noch einen feministischen Twist zu geben in dem man ihre Berufstätigkeit anspricht. Als ob heutzutage Berufstätigkeit bei Frauen ein Zeichen der Emanzipation wäre. Im neoliberlistischen Spätkapitalismus werden beide Partner in die Erwerbsarbeit gedrängt.
Und dass die Freundin die Hosen anhaben soll, ist nur der euphemistische Umschreibung, dass sie eben bei einem ausgewachsenen Riesenkind nacherziehen möchte, anstatt sich auf Partnersuche zu gegeben.

Davon abgesehen, dass dieser Trashfilm kulturell eine weitere Peinlichkeit für Südtirol ist, frage ich mich wie viel da öffentliche Fördergelder verwurstet wurden und welche plumpe Produktwerbung sich noch finden wird. (alles schon geshen im Filmland Südtirol)

Ich habe mir die Filmographie von Anna Unterberger angesehen. Entweder braucht sie das Geld, oder man hat ihr einen schönen Patzen angeboten. Künstlerisch ist das unter ihrem Niveau. Werde aber in Wikipedia Ihre Filmographie ergänzen. (schließlich soll sie auch dazu stehen)

Di., 27.09.2022 - 17:48 Permalink