Kultur | Musik

Trennung in Freundschaft

Maria Moling verlässt das ladinische Trio „Ganes“. Sie will ein eigenes Projekt verwirklichen. Marlene und Elisabeth Schuen machen mit einer neuen Mitstreiterin weiter.
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Foto: Claudia Höhne
Es war das letzte gemeinsame Konzert. Am Sonntag im „Circolo“ in St. Ulrich.
Als Maria Moling den letzten Schlag auf ihre Snare setzte und zusammen mit Marlene und Elisabeth Schuen die letzte Zugabe a capella gab, war für Ganes nach über 80 Konzerten offiziell die „An cunta che - Tour“ zu Ende.
Dass weit mehr zu Ende ist, dürfte im Saal kaum jemand geahnt haben. Denn der Abend in Gröden war der vorerst letzte gemeinsame Auftritt der drei Musikerinnen aus dem Gadertal.
Dienstag Abend veröffentlichten Ganes auf Facebook eine offizielle Pressemitteilung:
 
„Maria Moling wird ab 2018 nicht mehr Teil von Ganes sein, sondern sich ganz ihrer eigenen Band widmen. Wir bedanken uns bei ihr für die wunderschönen Jahre, die wir zusammen musizierend verbringen konnten und wünschen ihr alles Gute. Ganes werden aber nicht stehenbleiben, sondern sich auf zu neuen Ufern begeben. Ihr könnt Euch freuen auf frische neue Ideen, Instrumente und Stimmen.“
 

Ladinische Feen

 
Dabei ist die Ganes-Story ist ein umglaubliche Erfolgsgeschichte. Die beiden Schwerstern Elisabeth und Marlene Schuen und deren Cousine Maria Moling wachsen gemeinsam in La Val im Gadertal auf. Den drei Mädchen ist das musikalische Talent in die Wiege gelegt.
Schon bald schaffen sie den Sprung über die Südtiroler Musikszene hinaus. Zwischen 2007 und 2009 sind Elisabeth und Marlene Schuen, sowie Maria Moling Mitglieder der Band von Hubert von Goisern. Auf der Linz-Europa-Tour befahren sie auf Hubert von Goiserns Konzertschiff nicht nur die Donau, sondern auch halb Europa.
Die drei Musikerin wollen aber ihr Ding machen. Sie gründen das Trio „Ganes“. Der Name ist dabei Programm: Denn sie singen (fast) ausschließlich auf ladinisch.
Was anfänglich wie ein Minderheitenprogramm anmuten, wird schnell zu einem internationalen Erfolg. 2010 erschient „Rai de Soredl“, der „Sonnenstrahl“, das verspielte erste Album. Schon 2011 folgte das melodisch-weiche „Mai Guai“, 2012 das melancholisch-verwobene „Paroes & Neores“.
 
2014 schaffen sie mit „Caprize“ in Deutschland den Durchbruch. Vor allem im Süddeutschen Raum sind Ganes inzwischen echte Stars. Sie spielen mehrmals nicht nur im Münchner Prinzregententheater vor ausverkauften Haus. Am 30. September 2016 erscheint „an cunta che“, das neue Album, auf dem sich Ganes von der Ladinischen Sagenwelt beeinflussen ließen.
 

Me + Marie

 


Seit dem Frühjahr ist klar, dass das Trio auseinandergehen wird. Der Grund sind aber nicht interne Streitigkeiten oder Differenzen. Sondern der Wunsch von Maria Moling eine eigenes musikalisches Projekt umzusetzen.
Seit 2012 spielt Moling mit dem aus der rätoromanischen Schweiz stammenden Musiker Roland Scandella (ein Pseudonym für Roland Vögtli) zusammen. 2015 gründen beide das Rock/Pop-Duo „Me + Marie“ . Anfang 2016 erschien das vorwiegend englischsprachige „One Eyes Love“, das ausgezeichnete Kritiken erhält. Es folgen mehrere Touren in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
 
Von Anfang an haben Me + Marie und Ganes dabei nicht nur denselben Manager, sondern auch dasselbe Label. Jetzt hat Maria Moling entschieden, sich ganz ihrem eigenen Projekt zu widmen.
 

Die Neue

 
Dass Ganes damit nicht aufhören, ist ebenfalls schon lange klar. Auch der Ersatz für Maria Moling steht schon lange fest.
Die 32jährige Kontrabassistin Natalie Plöger wird in Zukunft an der Seite von Marlene und Elisabeth Schuen stehen. Plöger absolvierte nach dem Abitur ein klassisches Musikstudium, entdeckte den Jazz und landete schließlich beim Eurovision Contest.
2013 gründet Natalie Plöger in Berlin mit den beiden Musikerinnen Ela Steinmetz und Yvonne Grünwald das Folk/Pop-Trio „Elaiza“. Elaiza gewannen 2014 die Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest und starteten im Mai 2014 für Deutschland beim ESC-Finale in Kopenhagen. Es reichte nur für den 18. Platz.
Nach dieser Erfahrung und zwei Studienalben mit Elaiza schließt sich Natalie Plöger jetzt Ganes an.
 
Geplant ist für 2018 unter dem Namen „An cunta che Acoustic Tour“ eine Art Fortsetzung der eben abgeschlossenen Konzertserie.
Elisabeth und Marlene Schuen dazu:
Das neue Instrument hat uns dazu inspiriert, die Sagen-Songs neu zu interpretieren und eine intimere Version zu finden, mit Fokus auf die Saiteninstrumente - das Klavier, die Violinen, der Kontrabass, das Hackbrett, die Lap Steel und die Gitarren. Wir freuen uns schon und sind sehr gespannt.