Politik | Sanität

Auf Crashkurs

Team K schlägt verpflichtende Intensiv-Sprachkurse für das Sanitätspersonal vor. Landesrat Widmann teilt das Anliegen – die Mehrheit versenkt den Antrag dennoch.
Arztpraxis
Foto: Pixabay

Ja, auch er finde das Plakat geschmacklos, gesteht Thomas Widmann diese Woche im Landtag. Die Grünen hatten nachgefragt, was der Sanitätslandesrat zum “Zehenplakat” der Südtiroler Freiheit sage. Die fiktiven und tatsächlichen Sprachprobleme im Gesundheitswesen – sie sind zum Evergreen in der Südtiroler Landespolitik geworden. Mit dem Europagesetz wurde inzwischen zwar eine Gesetzeslücke geschlossen und festgeschrieben, dass sich auch deutschsprachige Ärzte ohne Italienischkenntnisse in die hiesige Ärztekammer einschreiben können. Doch konkret ändert das an den mangelnden Sprachkenntnissen vieler Mediziner nichts. Derzeit sind im Südtiroler Sanitätsbetrieb 37 Ärzte angestellt, die nicht Italienisch, und 170, die nicht Deutsch können. “In den nächsten Jahren wird es 1.400 Pfleger und 800 Ärzte brauchen”, erklärt Landesrat Widmann. Dass dieser Bedarf zum Großteil mit Personal von auswärts gedeckt werden muss – so es denn gefunden wird –, liegt auf der Hand.

Doch wie den Patienten garantieren, dass sie beim Arzt in ihrer Muttersprache kommunizieren können? Derzeit bietet der Sanitätsbetrieb Sprachkurse an, die bereits vor Dienstantritt besucht werden können. Außerdem gilt eine Frist von fünf Jahren, um den Zweisprachigkeitsnachweis zu erlangen.

Dass das nicht reicht, darüber man sich im Landtag parteiübergreifend einig. Dennoch setzt die SVP auf Alleingänge.

 

Intensiv und exklusiv

 

Am Mittwoch wurde ein Beschlussantrag behandelt, den Team K bereits im September vorgelegt hat. Paul Köllensperger & Co. schlagen  vor, verpflichtende Intensivsprachkurse für das Sanitätspersonal einzuführen, um ein schnelleres Sprachenlernen zu ermöglichen. Konkret sollen Ärzte und Pfleger ohne die Kenntnisse der jeweiligen Sprache – Deutsch oder Italienisch – einen zweimonatigen Vollzeit-Sprachkurs, bei dem gezielt die medizinische Fachsprache vermittelt wird, besuchen. Sie würden während dieser Zeit bereits im Sanitätsbetrieb angestellt sein und ihr Gehalt erhalten. Wer diese Kurse besucht, soll verpflichtet werden, für mindestens fünf Jahre im Südtiroler Sanitätsbetrieb zu arbeiten. Zwei Fliegen mit einer Klappe also: Zum einen würden die Chancen auf in beiden Sprachen fittes Sanitätspersonal erhöht. Zum anderen könnte man durch den verpflichtenden Verbleib in Südtirol den Ärzte- und Pflegermangel abfedern.

 

Das sieht man wohl auch beim ASGB so. Vorige Woche hat dessen Vorsitzender Tony Tschenett bei der Politik den Lösungsvorschlag “Sprachbarrieren im Sanitätswesen durch 8-wöchigen bezahlten Intensivsprachkurs lösen” deponiert, den die Südtiroler Freiheit in einem eigenen Beschlussantrag aufgegriffen hat – er ist praktisch deckungsgleich mit jenem von Team K, der am Mittwoch im Landtag behandelt wurde.

Erstunterzeichner Franz Ploner erklärt: “Berichte aus dem Ausland belegen, dass speziell auf Mediziner abgestellte Sprachkurse, geleitet durch kompetente Sprachlehrer, die Sprachkompetenz von B2-Niveau innerhalb kürzester Zeit möglich macht.” Die im Autonomiestatut für Akademiker im öffentlichen Dienst vorgeschriebene Zweisprachigkeitspflicht auf C1-Niveau müsse “natürlich eingehalten werden”, so Ploner. Doch in einem verpflichtenden Inhouse-Intensivsprachkurs sieht er einen Türöffner, der es den Mitarbeitern ermögliche, die Kompetenz in der nicht beherrschten Sprache leichter und rascher erworben werden könne.

 

In dieselbe Richtung und trotzdem dagegen

 

In der Diskussion im Landtag war man sich durch die Bank einig: Es braucht Maßnahmen, um das medizinische Personal beim Spracherwerb zu unterstützen und Landesregierung bzw. Sanitätsbetrieb müssen dringend handeln. Auch er teile das Anliegen, meinte Landesrat Thomas Widmann – und erklärte, dass eine Arbeitsgruppe an Konzepten zum Spracherwerb mit Tutoren und Prüfungen arbeite. Nun werde man vor Arbeitsbeginn auch einen Crashkurs anbieten – “im Arbeitsvertrag werden diese Kurse verpflichtend festgeschrieben”, so Widmann.
“Was ich vorschlage ist das, was der Landesrat machen möchte, daher kann er auch zustimmen”, forderte Franz Ploner die Landtagsmehrheit auf. Doch nichts zu machen, der Antrag wurde in mehreren Teilabstimmungen abgelehnt. Auch der Antrag der Südtiroler Freiheit, der einen 6-Punkte-Plan gegen den Ärztemangel vorsah, wurde versenkt.

 “Wenn man in dieselbe Richtung denkt, könnte man auch konstruktive Vorschläge der Opposition annehmen. Nichtsdestotrotz werden wir genau die genannten Maßnahmen des Sanitätsbetriebs beobachten und verfolgen”, heißt es von Team K im Anschluss.

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Salto User
Günther Alois … Do., 28.11.2019 - 06:56

Spätestens in einigen Monaten wird die SVP dasselbe vorschlagen und dann die Lorbeeren einsacken wollen,was das Südtiroler Volk aber sicherlich verstehen wird,wer vorher die guten Ideen hatte und sie trotzdem aus mir nicht ersichtlichen Gründen???? versenkt wurden. Ach ja ,die SVP muss die Vorschläge von Team K grundsätzlich ablehnen,wird euch aber auf die Dauer schaden,die nächsten Wahlen kommen!!!

Do., 28.11.2019 - 06:56 Permalink