Politik | Flugplatz-Erweiterung

Gesundheitsschädliche Schadstoffbelastung

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Erweiterung des Flugplatzes zirkulieren diesbezüglich verschiedene und konträre Information
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Ich habe in diesem Zusammenhang oft die Informationen aus der Web-Seite (http://www.flughafen-braunschweig.info/Aktuell/130927_Krebsrisiko_durch_Flugzeugabgase“ verwendet. In Briefen an die Landesrätin Stocker und an den Landeshauptmann, in denen ich detailliert die Situation der Anrainer dargelegt und auf die Soge des Krebsrisikos durch Flugzeugabgase hingewiesen habe, habe ich wie selbstverständlich betont:„ Sie werden sagen, die genannte Studie kann man nicht 1:1 auf Bozen übertragen. Das mag sein; das kann ich nicht abschätzen. Aber eine Gesundheitsgefahr besteht auf jeden Fall. Da sie sehr für Gesundheits-Prävention sind, hoffe ich, sie können unsere Sorgen nachvollziehen! Im Sanitätsbetrieb gibt es sicher Spezialisten, die sich mit den Daten dieser Studie befassen und mit der zu erwartenden Situation in Bozen vergleichen können“. Die Landesrätin hat abwiegeln reagiert. Der Landeshauptmann hat mir den Brief nach zwei Wochen kommentiert zurück geschickt, wo sich gezwungen fühlte meine Argumente zu widerlegen und die Studie als zu alt und unseriös abzutun. Das Interessante dabei ist, dass mein Schlusssatz: „Im Sanitätsbetrieb gibt es sicher Spezialisten, die sich mit den Daten dieser Studie befassen und mit der zu erwartenden Situation in Bozen vergleichen können.“ wurde einfach heraus gelöscht. Ein Schelm, der Böses denkt! In diesem Zusammenhang muss ich auch erwähnen, dass ich einen analogen Brief auch an den Umweltmediziner des Landes gesandt hatte, der unbeantwortet blieb. Außerdem noch an einige Allgemeinmediziner mit der Bitte um eine Einschätzung, die z. T. auch unbeantwortet blieben. Einer hat mich weiterverwiesen und einer hat mir kurz geantwortet: „(…) aus Arbeitsgründen war es mir nicht (…). Ihren Brief an Frau Landesrätin M. Stocker finde ich gut fundiert und artikuliert. Auch die Literatur, die ich diesbezüglich konsultiert habe, zeigt dieselben Ergebnisse, d. h. jeder Flughafen ist Umwelt belastend und schädlich für die Anrainer und die Umwelt. Die Frage ist, ob die Politik dies in Kauf nehmen will. Als Arzt ist es meine Aufgabe die Leute über die Belastung eines eventuellen Flugverkehres zu informieren.“

Ich habe mich dann, als ich eingesehen habe, dass ich von Politikern und zuständigen Medizinern keine Unterstützung zu erwarten hätte da dieses Thema tabuisiert werden soll, an einen UNI-Prof in Innsbruck gewandt, der mir umgehen geantwortet hat.“ Es gibt keine Studien hier in Innsbruck (ich war immer erfolglos..) Die Luftbelastung steht nicht im Vordergrund - ist aber nicht zu vernachlässigen (bezüglich NOx). Die Studie unten kenne ich nicht (Danke!) NORAH ist die letzte große Studie zu Fluglärm in Deutschland“ Auf ein Nachfragen bezüglich der über 50 in genannter Studie aufgelisteten Schadstoffe erhielt ich kurz folgendes: „(…) kann ich ihnen keine Einschätzung geben, da dies ein detailliertes Studium benötigt (die Zeit fehlt..da andere Dinge  anstehen) Entscheidend sind die Konzentrationen dieser Substanzen und inwieweit sie tatsächlich ausschließlich aus dem Flugverkehr stammen (nicht einfach, da die meisten dieser Substanz auch aus dem Verkehr stammen.
Konkret belastet uns dann ja dieser Mix auch Schadstoffen und deren Nachfolgeverbindungen. Auch ein Techniker der Umweltagentur kam zu einem ähnlichen Schluss: „Im Umweltbericht wurden die Schadstoffe NOx (Stickstoffoxid), CO (Kohlenstoffmonoxid), HC (Kohlenwasserstoffe), HC ist eine Gruppe von Stoffen, zu welcher fast alle von Ihnen angeführten Stoffe zählen. Etwas erstaunt bin ich über Ammoniak und Urea. Urea wird bei Fahrzeugen ins Abgas eingespritzt um die Stickoxide zu vermindern, wobei bei zu hoher Einspritzung ein Ammoniakschlupf entstehen kann. Habe aber noch nie gehört, dass dies in Flugzeugen bereits eingesetzt wird. (Die Frage wurde oben beantwortet – es ist so!) Zu den Ergebnissen der Studie ist zu sagen, dass beim Worst-Case-Szenario (jenes mit den meisten Flugbewegungen) mit einer Erhöhung der Emissionen des beeinflussten Gebietes um die 1% zu rechnen ist.
Diese 1% erwähnt auch LH Kompatscher immer wieder. Für mich stellt sich dabei die Frage, 1% auf/von was? Der Dachverband hat bei einer Aussendung, bei der er die Durchführung der Unweltverträglichkeits-Prüfung verlangt hat, von der 10-fachen Menge an NOx-Stickstoffoxiden gesprochen. Dazu kommen mE jene, zu denen sich anscheinend niemand eine Aussage zutraut.
Ich habe den Prof für Sozial- und Umweltmedizin auch nach einer Einschätzung des folgenden Zitates gefragt: Das US-Bundesamt für   Gifte und Krankheiten ließ wissen, dass die Abgase, Butadin und Benzol erhöhte Risiken für Leukämie und Schilddrüsenkrebs bedeuten.“ Seine Antwort: „Auch diese Aussagen können nur im Kontext der jeweiligen Studien beurteilt werden. Es stimmt, dass Benzol und auch Butadien gesichert karzinogen (Krebs-erregend) sind - sie kommen in niedrigen Konzentrationen auch in der typischen Umwelt vor (Verkehr!).“
Summa summarum: Es wird bei uns nicht so schlimm sein, wie in der Studie beschrieben. Das Problem entsteht in der Summe mit den Autobahn-Abgasen!

Ich möchte noch kurz auf die Ergebnisse der Nora-Studie zum Fluglärm eingehen: Im Untertitel heißt es: Häufigere Depressionen, größere Müdigkeit, weniger Lebensqualität: Laut der Großstudie "NORAH" setzt der Fluglärm (…) den Anwohnern immer stärker zu. Trotzdem entdeckten die Experten auch Erfreuliches.“
Die Schlagzeilen aus: http://hessenschau.de/gesellschaft/norah-die-wichtigsten-ergebnisse-der-grossen-fluglaerm-studie,flueglaerm-studie-norah-100.html“ sind folgende: 1. Lebensqualität leidet zunehmend, 2. Der Landebahneffekt, 3. Häufiger Depressionen, 4. Blutdruck stabil, 5. Durchschlafen dank Nachtflugverbot, 6. Mehr sind müde, 7. Fluglärmgegner schlafen schlechter, 8. Fluglärm hemmt das Lernen, Appell (der Bagatellisierer und Minimierer): "Keine extremen Interpretationen!" Noch ein weiterer Link: http://www.xn--fluglrm-portal-9hb.de/vor-laerm-schuetzen/warum-vor-larm-schuetzen/norah-studie/ Meine bisherigen Beiträge zum Thema Flugplatz-Erweiterung:
http://www.salto.bz/de/article/20012016/abheben-zum-sturzflug
http://www.salto.bz/de/article/03032016/die-luegen-maerchen-erzaehler  

 

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Paul Stubenruss Mo., 28.03.2016 - 15:23

Hallo Herr Bacher,
die Befürworter sind wirklich gemein zu Ihnen. Es ist wie bei einem Fußballspiel: Wenn die Gegenseite nur mauert dann macht das Spiel auch keine Freude.

Mo., 28.03.2016 - 15:23 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 28.03.2016 - 21:01

Antwort auf von Paul Stubenruss

Sie haben Recht Herr Stubenruß, es ist nicht nur gemein sondern politisch unkorrekt. Das ist so nur denkbar, weil die gesamte Landesregierung auf der Seite der Ausbau-Forcierer ist, anstatt sich neutral zu verhalten oder mindestens die technischen und medizinischen Dienst beiden Seiten zur Klärung von offenen Fragen zur Verfügung zu stellen. Eigenartig ist auch das Verhalten des zuständigen Umwelt-Mediziners: erstens müsste er auf eine Anfrage eines Bürgers mindestens antworten; zweitens würde man sich von einem engagierten Umwelt-Mediziner erwarten, dass er sich eher auf die Seite der besorgten Anrainer und der Umweltschützer stellt. Wahrscheinlich hat er einen Maulkorb verpasst bekommen. Sonst ist dieses Verhalten nicht erklärbar!

Mo., 28.03.2016 - 21:01 Permalink
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Paul Stubenruss Mo., 28.03.2016 - 21:52

Ich würde noch hinzufügen, stümperhaft und arrogant, dazu noch im Glauben mit reichlichen Geldmittel die Stimmung zu beeinflussen. Weil ich selbst für die Vermarktung meiner Produkte vier unabhängige Seiten betreibe, glaube ich abschätzen zu können, das die beiden Seiten forum-aeroporto.info und forum-flughafen.info viele tausend Euro kosten, denn sie sind von Webdesignern gemacht und für die laufende Aktualisierung braucht es Personal. Anscheinend hat die Macht im Lande aus der Befragung zur Ploseseilbahn nichts gelernt.

Mo., 28.03.2016 - 21:52 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 29.03.2016 - 16:56

Antwort auf von Paul Stubenruss

Beim Stimmung-beeinflussen helfen auch die Medien fest mit. Im konkreten Fall der Alto Adige. Er hatte vor einer Woche in einem Artikel zwei Prominente ihre Wünsche zum ausgebauten Flughafen äußern lassen. Darauf schrieb ich folgenden Leserbrief/Lettera al Direttore:
"Secondo il vostro articolo lo chef stellato Norbert Niederkofler e il primario di Dermatologia di Bolzano Klaus Eisendle si dichiarono favorevoli al Ampliamento dell'aeroporto. Cito “Pensando ai miei molti viaggi per affari e privati (….)” o “(….)ci aiuta a curare meglio i contatti internazionali. Mi auguro per i miei figli che possono studiare a Vienna o a Berlino; ma che ci potremmo vedere spesso lo stesso.”
O che i due signori sono mal informati o dicono coscentemente delle cose sbagliate. Il Presidente Kompatsche giá mesi fa ha detto, che non si punta a voli di linea ma a voli charter per l´inbound ed outbound di turisti. Voli charter non andranno a Vienna o a Berlino e anche non saranno adati per viaggi per affari e private! A secondo di Dott. Michaeler del ABD ed anche di un Assesore Provinciale si tenterá al massimo di ricostituire una linea con Roma e se possibile con un HUB a nord delle Alpi, p. e. Francoforte, ma sará difficile. Sembra che i propossitori stanno operando con informazioni scoretti. Purtroppo!"
Heute wurde er veröffentlicht und mit einem ebenso langen Kommentar versehen. Da kommt die Einstellung zur "korrekten" Information gut zum Ausdruck. Zwei Beispiele: "...ma trovo normale che chi invece lo auspica faccia ragionamenti generali e non tecnici." Oder " Al momento ogni dibattito é comunque teorico, perche solo dopo l´eventuale ampliamento potremo capire se Bolzano diventerá appetibile anche per famosi operatori..." Im Unterschied zu Anderen, die behaupten, dass im Falle eines Nein bei Referendum auch Private den Flugplatz übernehmen und führen könnten, meint Alberto Faustini "...visto che una compania pronta a far ripartire i voli al momento non c´é. Inevitabile dunque, stare sul generico e sul generale".

Di., 29.03.2016 - 16:56 Permalink
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Paul Stubenruss Di., 29.03.2016 - 17:47

Bei Charterflügen handelt es sich um billige Reiseangebote organisiert von Agenturen. Also für Gäste die eher als knauserig einzustufen sind. Nicht gerade fördernd für eine regionale Essenskultur und direkt vom Acker. Gefragt sind dann Großküchen und fertiger Mampf und eingekauft weltweit wo gerader der Preis am günstigsten ist. Südtirol bekommt so leicht den Stempel als Billigland und diesen los zu werden kann schwierig sein. Wenn das Horn des letzten Nashorn zu haben ist, dann übersteigt dessen Preis als würde es mit Gold gewogen. Wenn wir Südtirol als Ort der Ruhe und gesunder Lebensweise mit Klasse statt Masse für die Zukunft bewahren, dann könnte unser Land gefragt sein wie genanntes Horn. Warum wohl ist ein japanisches Fernsehteam nach Mal gekommen? Einfach weil Mals eine Sensation für die Welt ist. Eine kostenlose Werbung die jegliches Budget der SMG gesprengt hätte. Ich vermute, das die Idee zu Mals nicht von Befürworten des Flughafens gekommen ist und schon eher von den Gegnern.

Di., 29.03.2016 - 17:47 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 29.03.2016 - 19:29

Antwort auf von Paul Stubenruss

Das beschreibst du ganz treffend, Paul Stubenruß. Das beste Beispiel ist Kärnten: ein Land, das ähnliche touristische Qualitäten hat wie Südtirol: schöne Landschaft, Berge und Täler, Wintersportorte, für den Sommer mehrere schöne Seen (da schlägt es Südtirol). Was sie nicht haben ist der Wein. Sie haben aber seit Jahrzehnten einen Flughafen in Klagenfurt mit viel Charter-Tourismus-Verkehr. Dieser ist jetzt quasi Pleite und die Tourismus-Wirtschaft hat abgewirtschaftet, genau wie du es beschreibst! Und vielleicht hat auch manchen Feriengast der Fluglärm über dem Wörthersee gestört; wie er es auch am Kalterer See tun wird!

Di., 29.03.2016 - 19:29 Permalink
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Paul Stubenruss Di., 29.03.2016 - 20:38

Ich habe mir Heute die Zeit genommen im Internet unter Urlaub in Südtirol zu suchen. Vorwiegend Buchungsportale und in diesen bieten die Hotels direkt an und pfeifen auf Agenturen und das mit Recht, denn Gäste über Agenturen bekommt am Ende nur wer sich verrechnet. . Ich vermute Reiseagenturen kommen bald in Bedrängnis denn dank Internet werden sie übergangen. Es stellt sich auch die Frage ob individuelle Verreisung dank Internet in Zukunft immer mehr gefragt ist. Interessant ist, das in den Beschreibungen der Hotels keine Empfehlung zur Anfahrt gegeben wird. Man überlässt es zur Gänze dem Gast welche Zufahrt er sucht. Ob er dann einen Charter findet der zu seinem Zeitplan passt und den er ohne Umwege erreicht, ist eine Frage. Geben wir doch lieber dem Kinderdorf die eine Million die dort fehlt. Wenn die Südtiroler wegen der negativen Geburtenrate immer mehr dem Ötzi gleichen, haben wir ganz andere Probleme als Flughafen hin oder her.

Di., 29.03.2016 - 20:38 Permalink
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Paul Stubenruss Mi., 30.03.2016 - 07:11

Antwort auf von Alfonse Zanardi

Hallo Zanardi,
beschämend wie die Befürworter arrogant, ausweichend und mit Falschbehauptungen auf die Fragen der Gegner eingehen. Da Sie nicht dazu gehören, eine konkrete Frage an Sie: Was hält die Welt an Zuwachs des Flugverkehres im Mix mit Auto und Schiffsverkehr noch aus? Als Gegner sind wir dafür, die Bremse zu ziehen, einfach weil wir die Grenze des allgemeinen Wachstums nicht kennen. Da heißt nicht zurück auf die Bäume sondern Vorsicht walten zu lassen und in unserem Tun Nachhaltigkeit mit einzubinden. Es kann sich zum Beispiel ergeben, das es in Zukunft auch Elektroflugzeuge gibt. Das geht aber nur mit Propellermaschinen die leise sind, keine Abgase haben und sich mit einer kurzen Landebahn begnügen. Dann hat niemand was gegen den Flugverkehr. Also nochmals konkret die Frage: Wissen die Befürworter des Flugverkehrs, ich nehmen an, Sie gehören, wo die Grenze des Wachstums ist? Ansonsten muss ich Ihnen unterstellen, das Sie die Ansicht vertreten, so weit zu gehen, bis die Natur darauf antwortet.

Mi., 30.03.2016 - 07:11 Permalink