Gesellschaft | Corona-Krise

Hilfe für die Seele

Südtirol hat ein landesweites Netzwerk aufgestellt, um den Menschen bei der Bewältigung der psychischen Folgeerscheinungen der aktuellen Ausnahmesituation zu helfen.
psyche
Foto: upi
Psychohilfe Covid 19, ist ein vom Südtiroler Sanitätsbetrieb ausgehendes Netzwerk zur kompetenten Begleitung,  psychologischen Beratung und therapeutischen Behandlung der Menschen in Zeiten des Lockdown. Man will damit den durch die Coronakrise auftretenden psychischen Folgeschwierigkeiten entgegenwirken, die in den nächsten Wochen durch die Ansteckungsgefahr, die rigorose Ausgangssperre und Vermeidung direkter Begegnungen zwischen Menschen, die notwendigen Hygienemaßnahmen und das Herunterfahren der Wirtschaft auftreten werden. 
An dem Netzwerk beteiligen sich alle öffentlichen Dienste der psychischen Gesundheit, Südtirols Psychologenkammer, private soziale Organisationen wie Familienberatung, Caritas, EOS, telefono amico, Young and direct, Forum Prävention, Italienisches Rotes Kreuz und Initiativen wie die Europäische Allianz gegen Depression.
Psychohilfe Covid 19 ist der Medizinischen Einsatzleitung zur Bewältigung der Coronainfektionen im Land unterstellt und garantiert die flächendeckende Fortsetzung notwendiger Hilfsmaßnahmen im psychiatrischen und psychologischen Bereich für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und für Erkrankte oder Covid-Positive zu Hause in Quarantänesituationen oder an verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses.
Genauso steht das Netzwerk aber der Allgemeinbevölkerung beratend zur Verfügung und fördert Verhaltensweisen, die für die Bewältigung der Krise von Nutzen sind und das Erkrankungsrisiko herabsetzen. 
 
 
In besonderer Weise setzt es sich für gefährdete Gruppen wie Psychisch Kranke, auch psychisch kranke Kinder oder Menschen mit Abhängigkeitsproblemen ein, bietet aber auch Trauernden und Hinterbliebenen fachliche Begleitung.
Realistischerweise ist davon auszugehen, dass die Einschränkungen und Verhaltensregeln noch ein bis zwei Monate andauern werden. Psychische Folgeschwierigkeiten werden vermutlich wegen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Einbußen, durch Verlustsituationen geliebter Menschen, und infolge der langen Isolation und Abschirmung zeitlich verspätet und verlängert auftreten.
Eine frühzeitige gezielte Information der Bevölkerung, ungefährlicher und hilfreicher Informationsaustausch über elektronische Medien und soziale Netzwerke soll die psychosoziale Schwere der Krise mildern und schützende Verhaltensweisen fördern.
Rechtzeitig einsetzende Vorbeugung macht eventuelle spätere Therapien unnötig, steigert die Lebensqualität in der Isolation und verbessert die Bereitschaft, die einschneidenden Maßnahmen zu akzeptieren und durchzuhalten.
Es sind meistens psychische Erlebnisse wie Angst, Depression, Hypochondrie, Explosivität und Aggressivität, die Personen die Quarantänebedingungen brechen lassen.
Dazu kommen Bewegungsmangel, familiärer oder partnerschaftlicher Streit, übermäßiges Essen, Gewichtszunahme, Apathie.
Gezielte frühzeitige Behandlung psychischer Belastungen, Verletzungen und Störungen mindert das Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
 
 
Die Angebote stützen sich auf elektronischen, telefonischen oder Videokontakt, der medizinisch unbedenklich ist, und führen nur in dringlichen Ausnahmefällen zu persönlichen Begegnungen.
Ganz allgemein weist Psychohilfe Covid 19 darauf hin, dass es keine Schande, sondern von großem Vorteil ist, wenn Menschen, die seelische Belastungen spüren, sich aktiv selbst Beistand suchen.
Für telefonische oder Videopsychotherapien stehen auch viele privat arbeitende Psychotherapeuten, die Psychologen oder Fachärzte für Psychiatrie sind, zur Verfügung.
Psychohilfe Covid 19 garantiert auch Zugang zu wissenschaftlichen Studien und Unterlagen, und verspricht, nur Empfehlungen auszusprechen, die sich in Forschung und Praxis bewährt haben.
Das Netzwerk wird von einem Krisenstab geleitet, der aus Sabine Cagol (Psychologenkammer), Bettina Meraner, Roland Keim und Roger Pycha (Netzwerk psychischer Gesundheit) und Erwin Steiner (Notfallpsychologie) besteht und  für Interviews, Stellungnahmen, Empfehlungen und Publikumskontakte zur Verfügung steht. Weitere Delegierte für Medienkontakte aller Art in italienischer Sprache sind Maria Antonietta Mazzoldi und Alida Di Gangi.