Umwelt | Verkehr

Bruneck diskutiert über "Speed Check"

Schikane von Autofahrern oder längst fällig Maßnahme zum Schutz von Anrainern? Im Brunecker Gemeinderat steht am Montag das Thema Geschwindigkeitskontrollen auf der Tagesordnung – für Diskussionen ist in jedem Fall gesorgt.

Was machen gegen Autofahrer die mit 70 oder mehr Stundenkilometern durch Südtirols Städte rasen? Für die Brunecker Grünen heißt die Lösung „Speed Check“. Eine neue Form der Geschwindigkeitskontrolle, die bereits in mehreren Gemeinden Italiens im Einsatz ist.  Der Clou? Die entsprechenden orangefarbene Boxen können Kameras und Geschwindigkeitssensoren enthalten, müssen aber nicht. Denn ihre Bestückung ist beliebig und jederzeit änderbar. In einem Beschlussantrag, der am Montag Abend auf der Tagesordnung der Gemeinderatsitzung steht, fordern die Brunecker Grünen, dass diese Anlagen auf besonders von Schnellfahrerei betroffenen Straßenabschnitten im Brunecker Gemeindegebiet aufgestellt werden sollen. Als Beispiel nennt Fraktionssprecher Hanspeter Niederkofler den Nord-Ring oder die Tauferer- oder Reischacherstraße.  „Uns geht es nicht nur um Sicherheit, sondern auch um die Lärmbelätigung von hunderten von Anrainern, die bei Geschwindigkeitsüberschreitungen exponentiell steigt“, sagt Niederkofler.

Ob dies auch die anderen Fraktionen in Brunecks Gemeinderat so sehen? Zumindest von Bozen aus spart Elena Artiolis Team Autonomie nicht mit Kritik an den vorgeschlagenen Kontrollen: Über 1000 Euro würden bereits die leeren Hüllen kosten; da deren Form keine zugelassenen Geschwindigkeitsmessgeräte zulasse, bräuchte es einen Adapter, der wiederum durch Reflexionen die Funktionsfähigkeit der Autovelox einschränke. Auf den Punkt gebracht: Die orangen Boxen wäre teure und vollkommen nutzlose Geräte, die zusätzlich ein Verkehrshindernis, eine Ablenkung der Autofahrer sowie eine Faust aufs Auge für die Umwelt  darstellen, schreibt der Bozner Gemeinderat Claudio Degasperi.

Hanspeter Niederkofler nimmt solche Kritik gelassen. „Wir behaupten nicht, die Wunderlösung zu haben“, sagt er, „und jeder, der einen besseren Vorschlag hat, soll ihn vorbringen.“ Fakt sei, dass die Geräte in Italien an einigen Orten bereits gute Resultate gebracht hätten und völlig legal sei, wie auch der Kommandant der Bozner Stadtpolizei bestätigt habe. Doch zumindest laut Niederkofler geht es bei den teils heftigen Diskussionen um die Geschwindigkeitsmessung weniger um technische als um kulturelle Fragen. Sprich: Wie weit darf die Freiheit von Autofahrern eingeschränkt werden bzw. wie sehr müssen Anrainer geschützt werden?

Für die Grünen steht die Antwort fest. Genauso wie die Tatsache, dass eine verstärkte Sensibilisierung, die 2008 unter anderem als Grund für die Ablehnung ihres ersten Antrags für den Einsatz fixer Radargeräte genannt wurde, nicht funktioniert. „Mit 70 Kilometern oder mehr durch städtisches Gebiet zu fahren, ist ein rücksichtsloses, um nicht zu sagen kriminelles Verhalten“, meint Hanspeter Niederkofler. „Und ich denke, es wirklich an der Zeit, wirkungsvolle Maßnahmen gegen eine Minderheit zu beschließen, die das nicht einsieht.“

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Willy Pöder Di., 29.04.2014 - 11:52

Radargeräte in Litfaßsäulen versteckt und getarnt, Videokameras an allen Ecken und Enden: Beobachtung, Einschränkung, Überwachung überall. Kontrolle total.
Eine Bürgernähe, die uns eigentlich aus DDR-Zeiten bekannt ist. Begrüßenswert ist eine derart enge Beziehung zwischen persönlicher Freiheit und öffentlicher Verbundenheit zweifellos nicht.
Außerdem sind Brunecks Straßen derzeit teilweise in derart schlechtem Zustand, sodass ein Geschwindigkeitsproblem erst gar nicht aufkommt, es sei denn, man meint damit das streckenweise zwanghaft auferlegte Schritttempo.
Von einem Verkehrsexperten, wie Dr. Hans-Peter Niederkofler einer ist, erwarte ich mir fündigere Lösungen. Mit Sanktionen und Abkassiererei zu Gunsten der "Gemeinschaftskasse" ist es wohl nicht getan.

Di., 29.04.2014 - 11:52 Permalink
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Willy Pöder Di., 29.04.2014 - 13:18

Radargeräte in Litfaßsäulen versteckt und getarnt, Videokameras an allen Ecken und Enden: Beobachtung, Einschränkung, Überwachung überall. Kontrolle total.
Eine Bürgernähe, die uns eigentlich aus DDR-Zeiten bekannt ist. Begrüßenswert ist eine derart enge Beziehung zwischen persönlicher Freiheit und öffentlicher Verbundenheit zweifellos nicht.
Außerdem sind Brunecks Straßen derzeit teilweise in derart schlechtem Zustand, sodass ein Geschwindigkeitsproblem erst gar nicht aufkommt, es sei denn, man meint damit das streckenweise zwanghaft auferlegte Schritttempo.
Von einem Verkehrsexperten, wie Dr. Hans-Peter Niederkofler einer ist, erwarte ich mir fündigere Lösungen. Mit Sanktionen und Abkassiererei zu Gunsten der "Gemeinschaftskasse" ist es wohl nicht getan.

Di., 29.04.2014 - 13:18 Permalink
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Willy Pöder Fr., 24.10.2014 - 14:15

Angesichts dessen, dass die Prokopfverschuldung der Gemeinde Bruneck, rund 3.600 Euro je, eine der höchsten Südtirols ist, darf das Bestreben der Gemeindeverwaltung nach zusätzlichen Zapfsäulen nicht verwundern.

Fr., 24.10.2014 - 14:15 Permalink