Politik | Meran

„Vor der Ausschreibung diskutieren“

Laut Altbürgermeister Rösch könnten Küchelbergtunnel und Kavernengarage die Stadt autofrei machen. Die Bürgereinbindung sei in der Projektplanung verabsäumt worden.
kavernengarage_presse_01.jpg
Foto: Comune Merano
In einem Interview mit der Tageszeitung nimmt der Präsident der Meran Centrum Parking AG, Georg Oberrauch, zu der Kritik des Komitees SOS Kavernengarage Stellung. Die Investorengruppe sei weiter für einen Dialog bereit und ein Termin mit den Anrainer:innen sei nun für August vereinbart worden. Die Kavernengarage ist ein PPP-Projekt der Gemeinde Meran mit der Meran Centrum Parking AG, die an den Küchelbergtunnel angeschlossen und im Felsen von der Pfarrkirche St. Nikolaus bis zur Galileistraße gebaut werden soll.  
Die Anrainer:innen hätten früher kommen können und nicht erst jetzt, wo alles gelaufen ist - Georg Oberrauch
Die Bauarbeiten sollen noch dieses Jahr beginnen, der ursprüngliche Start am 22. Juli scheiterte wegen verschiedener Auflagen, die noch erfüllt werden müssen. „Über die Kavernengarage wird seit 25 Jahren gesprochen, seit 2016 ist das Projekt auf dem Weg. Die Anrainer:innen hätten früher kommen können und nicht erst jetzt, wo alles gelaufen ist“, so Oberrauch gegenüber der Tageszeitung. In diese Richtung argumentiert auch der ehemalige Bürgermeister Paul Rösch von den Grünen im Gespräch mit salto.bz.
 
 

300 Parkplätze weniger

 
„Bei den Koalitionsverhandlungen mit der SVP, dem PD und der Alleanza war der Küchelbergtunnel und die Kavernengarage ein Punkt, dem wir zustimmen mussten, um die Koalition zustande zu bringen“, erklärt Rösch. Die Grünen stimmten unter der Bedingung zu, dass der Bau der Kavernengarage der Gemeinde nichts kosten darf und 300 Parkplätze in der Stadt reduziert werden, da mit der Parkgarage knapp 600 neue dazukommen. Diese Bedingung wurde auch im Vertrag des PPP-Projekts festgehalten.
Diese Kultur der Partizipation fehlt bei uns noch - Paul Rösch
Wenn ein sinnvolles Projekt angefangen worden ist, sollte es laut Rösch in der nächsten Legislaturperiode übernommen werden – auch wenn die Kavernengarage von Anfang an ein umstrittenes Projekt war und für die Grünen 2004 der Grund, um aus der Koalition mit der SVP auszusteigen. „Die Umfahrung des Küchelbergtunnels reduziert den Verkehr aus Dorf Tirol und dem Passeier in der Stadt um 20 Prozent“, sagt der ehemalige Bürgermeister, der seit 2015 für die Grünen in der Politik ist.
 
 

Verkehrsplanung in Meran

 
Außerdem würden die beiden Bauprojekte eine autofreie Stadt ermöglichen – ob sie die beste Möglichkeit seien, lässt er offen. „Argumente gegen einen Parkplatz gibt es massenhaft. Aber diese müssen vor der Ausschreibung eines Projekts der Gemeinde diskutiert werden“, so Rösch. „Der Fehler war, die Bevölkerung im Vorhinein nicht zu fragen, wie sie zu dem Bau der Kavernengarage grundsätzlich steht. Diese Kultur der Partizipation fehlt bei uns noch. Dabei gibt es tollste Beispiele, wie die Bevölkerung eingebunden werden kann.“
Unsere Städte sind Männerstädte und darauf ausgerichtet, dass Männer mit dem Auto in die Arbeit fahren - Paul Rösch
Wie es in Meran verkehrstechnisch weitergehen könnte, ist für den ehemaligen Bürgermeister mehr als klar. „Der kostenaufwändige und durchdachte Verkehrsplan reduziert den Verkehr und macht ihn flüssiger.“ Das Papier wurde in einem aufwändigen Partizipationsprozess erstellt und von dem Gemeinderat 2019 verabschiedet. Der Trend zu einem klimafreundlichen Verkehr sei alternativlos, deshalb müssten die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut werden.
Dass dabei auch Parkplätze Radwegen Platz machen müssen, sei hinnehmbar. „Unsere Städte sind Männerstädte und darauf ausgerichtet, dass Männer mit dem Auto in die Arbeit fahren“, sagt Rösch. Es brauche hingegen Städte, die alle Bewohner:innen gleichermaßen berücksichtigen, etwa Frauen, Kinder und ältere Menschen. Breitere Gehsteige zum Beispiel würden es Eltern erleichtern, mit dem Kinderwagen unterwegs zu sein, aber auch Menschen in einem Rollstuhl oder mit einem Rollator würden davon profitieren.