Kultur | Salto Return

#290118

In Salto Return geht es nicht um den Skizirkus. Es geht um Aufstiegsanlagen in der Politik und in der Musikbranche. Und um recht(s)offenes Liedgut.
Ski
Foto: Achtung Seilschaft!

Wanzen
Nun fallen sich die Mitarbeiter in die Arme, weinen sogar, bin ich felsenfest überzeugt und nehme meine Kopfhörer ab. Ich freue mich rießig über die einwandfrei installierten Salto.Return-Wanzen in der Online-Redaktion von unsertirol24.com.
Eine bunte Gruppe von Aktivistinnen war letztens an mich herangetreten und hatte mir diesen Lauschangriff zu einem Spottpreis angeboten: Günstige Verwanzung der unsertirol24-Redaktion, saldi 70%.
Das ließ ich mir nicht zweimal anbieten, sagte zu und legte noch ein wenig Schwarzgeld drauf.
Wenig später lese ich den Artikel zur Geschichte, der die strammen Mannen der Plattform in Tränen ausbrechen ließ. Es ging, wie konnte es anderes sein, um die auf Lebenszeit pubertierende und in Groß-Germanien erfolgreiche Band Frei.Wild. Die webfähigen Vaterunsertiroler verlinkten gestern ein neues Lied der Brixner Kapelle und berichteten dazu folgende Zeilen „Nach Südtirol, Wahre Werte und dem Land der Vollidioten geht es im neuen Titel Echte Männer halten stand wieder um Heimatliebe“:

Mir sein mir [...] Echte Männer bleiben sich treu, und stehen zu ihrem Land.

„So, so...“ denke ich, „erneut haben die Brixner Deutschrock-Gurken also einen wichtigen intellektuellen Schritt rückwärts gemacht. Ihr infantiler Patriotismus bringt sie wieder Richtung Anfang, in die rosabraune Sackgasse, weshalb ich mir an den Sack fasse und nun den Kack lasse.“ 

Halt. Noch was: Vergangene Woche hatte ich mich bereits ärgern müssen, weil sich die Deutschrock-Seilschaft Frei.Wild-Unantastbar unaufhaltsam nach oben jodelt, letztere sogar mit dem Beisatz Punkrock aus Südtirol, einer 100%igen Lüge sozusagen. Das ist doch kein Punkrock, Jungs! 
„Das ist arisch-aggressiver Schlager, schlagernder Burschenschaften...“ flüsterte mir eine der Wanzen-Aktivistinnen zur Kaiserjäger-Seilschaft ins Ohr. Und dazu die Geschichte zum Liedgut rechtsoffener Landbauern. Ich musste mich festhalten, die Faktenlage zog mich nach unten.

Bonzen
„Scheiß Seilschaft!“ ärgerte sich eine bundesdeutsche Snowborderin nach einem schwindeligen Lift-Manöver an der Talstation eines Teller-Liftes. „Biz noch nia mit an Zeller-Lift gfohrn?“ lächelte der Liftboy mit leichtem Sprachfehler oder schwerem Alkoholproblem. Ich hielt meine Schadenfreude zurück und wartete bis er mir den Zeller reichte, der mich nach oben bringen sollte und begann über politische Zustände im Vorfeld der Parlamentswahlen in Italien nachzudenken. Ich fühlte mich wie Baron Münchhausen, dachte an fragwürdige Partei-Seilschaften die sich parallel dahinziehen, wie meine Skier.
Wie lange das nur gutgehen wird?

Man soll uns an den Taten messen.
(Politisches Zitat)

Dann, kurz vor der Bergstation, musste sich wohl plötzliche Unkonzentriertheit breitgemacht haben. Meine beiden Skier überschnitten oder überschneideten sich, ich ließ mich links in den Schnee fallen und mein Zeller war dahin.
Ich blieb unverletzt liegen, lugte zur nächsten Hütte und freute mich auf ein Zeller Nudel, alla boscaiola.

Wir werden euch mit Daten messen.
(Wähler-Willi)