salto.music | Nachruf

Simon Anegg (1994-2023)

Das „Jugendzentrum Westcoast – Kurtatsch, Margreid, Kurtinig” verabschiedet sich mit diesem Text von seinem Präsidenten Simon Anegg, der am 19. Jänner 2023, 28jährig verstorben ist.
Simon Anegg, Präsident des Vereins Jugendzentrum Westcoast – Kurtatsch, Margreid, Kurtinig: Verstorben am Donnerstag, 19. Jänner 2023, im Alter von nur 28 Jahren.
Foto: Barbara Klecha
  • Mit sehr großer Trauer und Bestürzung haben wir vor zwei Wochen, am Donnerstag, 19. Jänner 2023, vom Tod unseres Freundes und Präsidenten erfahren. Wir möchten mit diesen Zeilen an Simon Anegg erinnern, den wir seit Jahren als festen Bestandteil unseres Lebens und unseres gemeinsamen Engagements erlebt haben.

    Simon war seit Februar 2020 Präsident unseres Vereins Jugendzentrum Westcoast, nachdem er bereits Jahre im Vorstand und in verschiedenen Arbeitsgruppen des „Joker“ in Kurtatsch aktiv mitgearbeitet hatte.

    Westcoast ist ein übergemeindliches Jugendzentrum, das die Jugendtreffs „Joker“ in Kurtatsch, „JuMa“ in Margreid und „Delta“ in Kurtinig betreut und in diesen Gemeinden offene Jugendarbeit betreibt – darauf bedacht, Jugendlichen mit Offenheit, unvoreingenommen und auf Augenhöhe zu begegnen.

    Simon war als Präsident nie „Chef” oder „Boss”, sondern war Fundament des Vereins – immer auf Ausgleich besonnen, auf Harmonie, und darauf, dass etwas „gemacht wurde“. Er konnte wunderbar die Augen verdrehen, wenn diskutiert wurde, nur um des Diskutierens willen!

    Simon stellte sich nie in den Mittelpunkt, ist lieber in einer Reihe gestanden mit seinen Kollegen, seinem Team, seinen Freunden.

  • Das nicht ganz untypische Verdrehen der Augen: Simon scherzend zwischen Barbara Pedrotti-Klecha (Jugendarbeiterin) und Patrick Sanin (Jugendarbeiter), das Team, das sich um die Jugendtreffs von Kurtatsch, Margreid und Kurtinig kümmerte, in einer Aufnahme von 2022. Foto: Fabio Bruccoleri
  • Wir von Westcoast schätzten seine Empathie, seinen Einsatz für die Jugend, für die Vorstandsmitglieder und die MitarbeiterInnen, aber vor allem für die angenehmen Gespräche nach den „offiziellen” Angelegenheiten – im JuZe, beim gemeinsamen Essen oder bei ihm im Garten oder Keller. Simon hat so vieles ermöglicht.

    Simon hatte ein Gespür für die Leute, für das, was jeder konnte – oder auch nicht konnte. Er hatte alle so angenommen, wie sie waren – mit viel Respekt, einer gesunden Einstellung und mit großer Sensibilität. 

    Was ihn geärgert und verletzt hat, waren Ungerechtigkeiten im Kleinen wie im Großen, von alltäglichen Lappalien, über das Tierwohl bis hin zum Weltgeschehen. Mit dem Blick zurück stellen wir uns die Frage, wie viel Energie für Kleinigkeiten aufgewendet wurde.

    Wir glaubten, wir würden uns kennen und auf uns schauen. Die seelische Gesundheit, die Moral im Vorstand waren uns stets sehr wichtig, waren Simon sehr wichtig! Wir haben stets versucht, jede und jeden mitzunehmen, wir haben versucht die Anzeichen von Überforderung zu erkennen und dieser entgegenzuwirken. Davon waren wir überzeugt, bis zu jenem Donnerstag!

    Dennoch, es ist schwierig, hinter die Fassade zu blicken und zu erkennen, was unsere Mitmenschen wirklich fühlen und denken.

  • Simon (Bildmitte) auf dem Weg, um – 2022 – mit dem Kanu über den Lago Santa Giustina zu fahren: Eine spontane Entscheidung des Westcoast-Vorstandes beim letzten Arbeitstag von Lukas Pedrotti, der lange Jahre Jugendarbeiter war und jetzt im Vorstand von „Westcoast“ ist. Foto: Barbara Klecha
  • Vorletzten Donnerstag hat sich Simon ganz unerwartet entschieden von uns zu gehen. Wir werden alle lernen müssen, seine Entscheidung zu respektieren und zu akzeptieren. Leider war Simon ein Meister darin, seine Gefühle nicht zur Gänze zu zeigen, sodass wir alle nicht wahrnehmen konnten, wie es um ihn stand.

    Seine Worte waren stets mit Bedacht gewählt – Worte, die es möglich machten, seine wahren Gefühle zu verbergen. Er wollte für alle da sein, niemanden eine Last sein. Er hatte sich für alle und für alles Zeit genommen, war absolut verlässlich.

    Und mit genau all diesen seinen positiven Eigenschaften werden wir ihn auch in Erinnerung und in unseren Herzen behalten.

    Der Vorstand des Jugendzentrums Westcoast – Kurtatsch, Margreid, Kurtinig

    Edith Zemmer, Kurtinig
    Stephanie Maffei, Kurtinig
    Elias Hauser, Kurtatsch
    Fabio Brucculeri, Kurtinig
    Hans Fischer, Kurtatsch
    Lukas Pedrotti, Kurtinig
    Tanja Pedrotti, Kurtinig
    Valentina Gruber, Margreid
    Maximilian Pünsch, Kurtatsch
    Barbara Klecha Pedrotti (Jugendarbeiterin)
    Patrick Sanin (Jugendarbeiter)

  • Dass etwas passiert, war ihm stets sehr wichtig, deswegen hat er auch immer selbst Hand angelegt: Simon Anegg in einem Selfie während bzw. nach der Arbeit. Foto: Simon Anegg
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Ida Heller Mi., 01.02.2023 - 14:57

Es ist erschreckend von einem jungen, scheinbar optimistisch eingestellten, jungen Menschen zu hören, der zwar nach außen hin Lebensfreude ausstrahlte und doch selber nicht mehr Leben konnte, obwohl er anderen immer Mut zum Leben machen wollte. Ein junger Mensch, der sichtlich Probleme hatte, sie aber nie selber preis gab und sie versteckte, bis er sie mit ins Grab nahm. Man wird nie verstehen können, warum er sich des Lebebns so ermüdete und warum er nicht mehr konnte, warum er nie darüber sprechen wollte und warum er sich nie Hilfe holen wollte. Was lehrt uns das? Wir sollten auch über Ängste, Depressionen, Übermüdung, Druck immer wieder offen reden. Aber was tun, wenn jemand nicht darüber reden möchte? Mir tut es unendlich Leid. Ruhe in Frieden.

Mi., 01.02.2023 - 14:57 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 01.02.2023 - 16:26

Antwort auf von Ida Heller

Das Reden über Verletzungen, Traumen, Identitätskonflikten, Unsicherheiten und Konflikten in Beziehungen, ist für Männer in der Regel viel schwieriger als für Frauen. Er scheint ein sehr sensibler Menschgewesen sein. Sensible Menschen müssen sich mit viel mehr beschäftigen und haben es im Leben meistens viel schwerer. Er hat seine Geheimnis mit ins Grab genommen. Muss man akzeptieren.

Mi., 01.02.2023 - 16:26 Permalink
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Josef Ruffa Mi., 01.02.2023 - 17:18

R.I.P.
Oben hat er es sicher leichter und wird von guten Mächten wunderbar geborgen.

Mi., 01.02.2023 - 17:18 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Mi., 01.02.2023 - 20:12

Die Erinnerung an einen lieben Arbeitskollegen, mit dem ich mich bevorzugt zu einem niveauvollen Kaffeeplausch getroffen habe, wird wieder einmal geweckt. Nun, nach etlichen Jahren, wächst so langsam eine Art Verständnis für diesen Schritt, am Anfang war es nur hilflose Fassungslosigkeit.

Mi., 01.02.2023 - 20:12 Permalink
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Paul Oberkofler Mi., 01.02.2023 - 22:28

Einfach zutiefst traurig, so einen wunderbaren Menschen zu verlieren. Ein Verlust, der nicht ersetzt werden kann, ist eine einschneidende schmerzhafte Erfahrung, die ihre Spuren hinterlässt.

Mi., 01.02.2023 - 22:28 Permalink