Umwelt | Autobranche

EU: Automarkt 2021

EU-weit fielen die PKW-Neuregistrierungen 2021 um 2,4%, der Anteil von Diesel-PKW-Verkäufen sank auf weniger als 20%, E-Auto-Verkäufe nahmen weiter stark zu.
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Foto: Pixabay

Laut Daten des europäischen Automobilherstellerverbandes (ACEA) nahmen die PKW-Verkäufe auch im Jahr 2021 in der EU ab. Nach einem massiven Rückgang von 23,7% im Jahr 2020 gegenüber 2019, nahmen die PKW-Neuregistrierungen zwar im ersten Halbjahr 2021 wieder stark zu, doch im zweiten Halbjahr kam es vor allem als Folge von Lieferschwierigkeiten bei Mikrochips (Halbleiter)* wieder zu einem Abwärtstrend. Für das gesamte Jahr 2021 ergab sich für die EU ein Rückgang von 2,4%.  Deutschland musste mit einem Minus von -10% einen besonders starken Rückgang verzeichnen, während in Italien die Neuregistrierungen im Gegensatz zum EU-Durchschnitt um 5,5% gestiegen sind.

Mit einem Minus von 12,3% setzte sich der negative Trend auch im ersten Quartal 2022 in der EU weiter fort, auch weil die Automobilhersteller weiterhin mit Unterbrechungen der Lieferketten konfrontiert sind. Von den größten EU-Volkwirtschaften verzeichnete Italien mit -24,4% den stärksten Rückgang, gefolgt von Frankreich mit -17,3%, Spanien mit -11,6% und Deutschland mit -4,6%.

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Der negative Trend bei den Diesel-PKWs Verkäufen setzte sich auch 2021 weiter fort

Der Anteil von Diesel-PKWs an den Neuregistrierungen machte im Jahre 2021 nur mehr 19,6% aus, 2020 waren es noch 27,9%, das ist ein Rückgang von 30%, verglichen mit 2020. In Italien betrug der Dieselanteil bei den Neuzulassungen im Jahr 2021 nur mehr 20%, 2018 lag der Anteil noch bei 52%. Im nicht mehr EU-Land Vereinigtes Königreich machten Diesel -PKWs bei Neuregistrierungen im Jahr 2021 nur mehr 8% aus.

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EU-weit nahmen die Neuregistrierungen von E-Autos auch 2021 stark zu

Laut Daten von ACEA haben die Neuregistrierungen von E-Autos im Jahr 2021 stark zugenommen. 2021 wurden in der EU 878.432 vollelektrische PKWs gekauft, das ist ein Plus von 63% verglichen mit 2020. Zusätzlich wurden 867.092 Plug-in-Hybride gekauft, was einem Wachstum von 70% entspricht. Anteilsmäßig machten E-PKWs (vollelektrische PKWs und Plug-in-PKWs) 18,0% der gesamten PKW-Zulassungen aus, im Jahr 2020 waren es 10,5%.

Wie erste Daten für 2022 zeigen, verzeichnen die Neuregistrierungen von E-Autos auch 2022 starke Zuwächse. In Deutschland und Frankeich sind die Neuregistrierungen von E-Autos im ersten Quartal weiter stark gestiegen, während in Italien die Plug-in-Hybride Zuwächse verzeichnen konnten.

Trotz des starken Absatzanstiegs in den letzten Jahren machen E-Autos (vollelektrische Autos und Plug-in-Hybride) laut Daten von  ACEA erst 2,3% der 264,3 Millionen EU-Pkw-Flotte aus. Das durchschnittliche Alter der PKWs beträgt in der EU 11,8 Jahre, so wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis E-Autos am Gesamtbestand der PKWs in der EU einen bedeutenden Teil ausmachen werden.

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Die Ladeinfrastruktur für E-Autos muss stärker ausgebaut werden

Derzeit hinkt das Tempo des Infrastrukturausbaus der Nachfrage nach Elektroautos weit hinterher, wie die Daten von ACEA zeigen. Während der Absatz von Elektroautos zwischen 2017 und 2021 in der EU um mehr als das 10-fache stieg, wuchs die Zahl der öffentlichen Ladestationen im gleichen Zeitraum um weniger als das 2,5-fache. Von den 224.237 in der Europäischen Union verfügbaren öffentlichen Ladestationen befinden sich fast 30% (66.665) in den Niederlanden, weitere 20,4% (45.751) sind in Frankreich und 19,9% (44.538) in Deutschland. Auf Platz 4 folgt Italien mit 5,8% (13.073) Ladestationen vor Schweden mit 4,6% (10.370) Ladestationen.

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Weltweit verdoppelte sich der Verkauf von E-Autos im Jahr 2021 verglichen mit 2020

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Im Jahr 2021 wurden weltweit 6,75 Millionen E-Autos gekauft, das ist um 108% mehr als 2020. Diese Zahl inkludiert PKWs und leichte Nutzfahrzeuge. Während der Anteil von voll-elektrischen Autos 71 % ausmachte, betrug der Anteil von Plug-In-Hybriden 29%. E-Auto-Neuzulassungen machten weltweit 8,3% an den gesamten Neuzulassungen aus, das ist wesentlich niedriger, als in der EU (18%). An erster Stelle bei den E-Autoverkäufen lag Tesla, vor VW und dem chinesischen E-Auto BYD. Fast die Hälfte der weltweiten Neuregistrierungen von E-Autos wurden in China verzeichnet.

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Ausblick für den EU-Automarkt 2022

Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) hat Anfang des Jahres, vor Ausbruch des Ukraine-Krieges, noch eine positive Prognose für den EU-Automarkt 2022 gestellt. Die negativen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Wirtschaft einerseits und die anhaltenden Beeinträchtigungen der Lieferketten andererseits wirken sich negativ auf die Automobilproduktion und den Verkauf aus, wie auch bereits erste Daten für 2022 zeigen.  Angesichts der extrem hohen Benzin- und Dieselpreise und infolge staatlicher Zuschüsse (Kaufprämien) sind E-Autos auch 2022 weiter sehr gefragt und werden voraussichtlich auch im heurigen Jahr in vielen EU-Ländern Zuwächse verzeichnen können.

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*Microchips (Halbleiter) finden immer mehr Anwendung in Autos. Sie steuern, den Motor, das Licht, das Abgassystem und Fahrerassistenzsysteme. Microchips werden unter anderem auch in PCs und Handys eingebaut. Durch die zunehmende Digitalisierung wird den Bedarf an Microchips weltweit weiter stark zunehmen. Amerikanische und asiatische Hersteller beherrschen derzeit den Weltmarkt für Halbleiter.  Der weltweit größte Chiphersteller ist die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Der europäischen Automobilhersteller-Verband hat die EU aufgefordert, ihre Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu verringern, um Schäden für strategisch wichtige europäische Industrien in Zukunft zu vermeiden. Europas Anteil am globalen Halbleitermarkt beträgt derzeit nur circa 10%. Um die Abhängigkeit der EU von Lieferanten aus Asien und den USA zu verringern, plant die EU die Entwicklung und Produktion dieser Schlüsseltechnologie in den kommenden Jahren zu erhöhen. Laut EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen „soll die Mikrochip-Produktion in Europa bis 2030 20% der weltweiten Mikrochip-Produktion ausmachen“.

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Thomas Benedikter Fr., 29.04.2022 - 21:15

Vielen Dank für diese dichte und wichtige Information. Wie erläutert hat Italien gewaltigen Nachholbedarf bei den Ladesäulen: es gibt hier nur 3000 mehr Ladesäulen als in Schweden, wobei Italien 6,6 Mal soviel Einwohner und mehr PKW pro Kopf hat. Der Rückgang der PKW-Zulassungen in Italien ist verkehrspolitisch nicht so tragisch, weil Italien nach Luxemburg (reichstes EU-Land) am meisten PKW pro Kopf hat (636 pro 1000 Einwohner, Trentino-Südtirol hat über 1000 Kfz pro Einwohner). Somit kann sich Italien buchstäblich mal etwas gesundschrumpfen, nach dem Motto: weniger, und dann halt elektrisch.

Fr., 29.04.2022 - 21:15 Permalink
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Stefan S Sa., 30.04.2022 - 10:54

Antwort auf von Thomas Benedikter

"weniger, und dann halt elektrisch." Dies macht aber nur Sinn wenn parallel die erneuerbare Energie ausgebaut wird und das mindestens in der Größenordnung zum Energiebedarf der E-Fahrzeuge. Alles andere ist eine Milchmädchenrechnung. Aus meiner Sicht müssen Hersteller/Handel und Verbraucher beim Neukauf eines E-Fahzeuges dazu verpflichtet werden erneuerbare Energie in der erforderlichen Menge zu erbringen/nachzuweisen.

Sa., 30.04.2022 - 10:54 Permalink