Gesellschaft | Freizeitverhalten

Ich bin ein Rüpelradler!

In letzter Zeit wird viel über Radler und Radlerinnen geschrieben. Selten positiv. Plötzlich erkenne ich: ich bin einer der Rüpelradler!
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In den letzten Wochen waren Radlerinnen und Radler in den Medien, nun ja, sagen wir: überrepräsentiert. Da ging die Rede von rücksichtlosen Drahteselfahrern und -fahrerinnen, die die Natur schändeten indem sie mit einem Affenzahn die von Alpenvereinen und Privaten entzückend hergerichteten Wanderwege hinunterstürzten. Dann wurde berichtet, wie gefährlich das Radfahren sein kann; die Unfallstatistik sprach Bände - ein Anstieg wie ihn nur Mountainbiker lieben können. Bände sprach wahrscheinlich auch das Pflege- und Ärztepersonal in den Notaufnahmen. Von den Versicherungen gar nicht zu reden. Und hat schon jemand ausgerechnet, wie viel Arbeitszeit durch Krankenstand verloren geht? Volkswirtschaftlich unwiederbringlich und schädlich!

die Unfallstatistik sprach Bände - ein Anstieg wie ihn nur Mountainbiker lieben können

Als leidenschaftlicher Ralder konnte ich mich über derlei Schlagzeilen nur wundern. Ich stellte sie mir vor, die Horden von wild gewordenen, in windschlüpfrig bunte Outfits gepressten Körper, deren carbongepolstertes Hirn alles andere im Sinn hat, als gebildet und human in großem Sicherheitsabstand zu den wandernden Mitmenschen anzuhalten, abzusteigen, freundlich grüßend und nach dem Wohlbefinden erkundend vorbei zu haschen und erst viel später aufzusitzen und in gemäßigtem Tempo weiter zu pedalieren. Freilich immer die zugewiesenen Radwege nutzend, nie und nimmer auf unbefestigten Wegen einen Reifenabdruck oder, Gott bewahre, eine Bremsspur hinterlassend. Ich sah sie förmlich vor mir diese Adrenalinjunkies, die in ihrem Rausch alles und jedes niedermähen. Kurzum: ich konnte sie mir gut vorstellen, aber ich selber hatte mit dieser Spezies rein gar nichts zu tun.

Ich stellte sie mir vor, die Horden von wild gewordenen, in windschlüpfrig bunte Outfits gepressten Körper

Wie sehr einen die Selbsteinschätzung betrügen kann, musste ich neulich jedoch auf grausame Art und Weise erleben. Ich befand mich gerade auf dem Nachhauseweg auf dem für mich reservierten Asphaltstreifen. Nichtsahnend und mäßig tretend cruiste ich dahin – als am Horizont eine größere Radlergruppe auf mich zukam. In weiser Vorausschau erkannte ich meine Minderheitensituation und machte mich daran das Tempo etwas zu drosseln und einen kurzen Abstecher auf den unmittelbar angrenzenden Fußgängerstreifen zu wagen. In sicherer Entfernung bewegte sich ein Fußgänger mittleren Alters auf mich zu. Auf einen Schlag startete der selbige wild gestikulierend und wutentbrannt eine Hasstirade gegen mich, die ihresgleichen sucht. Dabei bedachter er mich mit Titulierungen und wüsten Beschimpfungen, welche sich nicht für Minderjährige eignen. Erst jetzt ging mir ein Licht auf! Heureka! Ich bin einer dieser Rüpelradler, von denen oben die Rede war!

Mein Dank ergeht an den Fußgänger der mir die Augen öffnete und an die Journalisten – ihr habt es erkannt und ich habe euch nicht geglaubt.

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Hermann Rochholz Sa., 02.06.2018 - 10:52

Freizeitverhalten? Hmm. Man fährt doch mit dem Fahrrad in die Arbeit, oder? Unabhängig davon, dass man für Dienstfahrten keinen Cent sieht, darf man sich dann auch noch (letztens hat einer tatsächlich unterbrochen!) mit Flüssigkeiten einnebeln lassen -
Schon spannend: Wie breit war der Zweirichtungsradweg mit dem Ausweichmanöver denn gleich? Und wie viel ist vorgeschrieben?

Sa., 02.06.2018 - 10:52 Permalink