Politik | Immigration

Italien droht mit Schließung der Häfen

Nach der jüngsten Flüchtlingsflut droht Italien damit, seine Häfen für Schiffe ausländischer Hilfsorganisationen zu schliessen.
Migranti
Foto: upi

Italiens Innenminister Marco Minniti befand sich am Mittwoch auf dem Weg zu einem offiziellen Besuch in Washington, als ihn die Nachricht von der Ankunft mehrerer tausend Flüchtlinge in Sizilien und Kalabrien erreichte. Minniti überlegte nicht lange  und nahm nach einer Zwischenlandung in Island wieder Kurs auf Rom. 12.000 Migranten in wenigen Tagen stellen für die italienische Regierung ein Alarmsignal dar. Denn die zwei heissesten Monate des Jahres, in denen die Flüchtlingszahlen erfahrungsgemäss am höchsten sind, stehen unmittelbar bevor. Nach Geheimdiensmeldungen warten in Libyen fast 100.000 Flüchtlinge auf die Überfahrt nach Italien. Bis Jahresende könnte sich damit  eine neue Rekordzahl von einer Viertelmillion Migranten ergeben. 

Nach einem Treffen Minnitis mit Premier Claudo Gentiloni entschloss sich die italienische Regierung zu einem rabiaten Schritt. In einer offiziellen Note nach Brüssel drohte Rom damit, Schiffe ausländischer Hilfsorganisationen aus italienischen Häfen zu verbannen. Es sei eine "unhaltbare Situation", dass alle im Mittelmeer operierenden Schiffe die Migranten nach Italien bringe: "Non è più sostenibile che tutto il peso dell'accoglienza debba gravare sul nostro paese." Die Flüchtlinge müssten auf die gesamte EU verteilt werden. Dagegen  werde Italien mit seinen Problemen alleine gelassen: "La situazione é al limite", machte Rom dem für Migration zuständigen EU-Kommissar Dimitris Avramopulos unmissverständlich klar. Und Regierungschef Gentiloni legte noch ein Scheit nach und übte Kritik an "jenen Staaten, die in der Flüchtlingsfrage systematisch wegschauen."

Allein am Mittwoch landeten  3000 Migranten in Catania, Palermo, Messina, Augusta und Lampedusa. Die Aufnahmelager sind hoffnungslos überfüllt, die Lage kritisch. Besonders in Sizilen lehnen viele Bürgermeister unter Hinweis auf Hochsaison und anwesende Urlauber die Aufnahme von Migranten ab . Am Donnerstag sollen es weitere 2000 sein. Setzt Italien seine Ankündigung in die Tat um, droht einen Neuauflage der Diskussion um die Rolle der internationalen Hilfsorganisationen, die von Staatsanwälten in Catania und Trapani beschuldigt wurden, unmittelbar an der Grenze der libbyschen Hoheitsgewässer "Taxidienste für die Schlepper zu leisten". Österreichs Aussenminister Sebastian Kurz hatte in Malta gefordert, "den Wahnsinn der NGOs zu beenden" und damit verärgerte Reaktionen bei den Rettern ausgelöst.

An Widersprüchen fehlt es freilich nicht. Etwa wenn die maltesische Hilfsorganisation Moas ihre Flüchtingsschiffe in italienische Häfen lenkt, während bei steigendem Sozialprodukt Malta die Aufnahme von Migranten kategorisch verweigert. Ähnliches gilt für das spanisches Schiff, das am Mittwoch fast 1000 Flüchtlinge nach Cagliari brachte - während Spanien seine marokkanische Enklaven Ceuta und Melilla mit 10 Meter hohen elektrischen Zäunen systematisch abschottet.

Innenminister Minniti in der Kritik

Das Anschwellen der Flüchtlingswelle stellt vor allem für den Innenminister einen deutlichen Rückschlag dar. Denn Minniti hatte sich bereits seit Monaten bemüht, den Flüchtlingsstrom aus Afrika bereits in Libyen bzw. im Nachbarland Niger zu stoppen. Italien rüstete die libysche Küstenwache mit Patrouillenbooten und technischem Gerät aus. Fast 100 Libyer wurden 14 Wochen lang auf italienischen Schiffen im Mittelmeer ausgebildet. "Fermeremo le imbarcazioni che partono dalla Libia", hatte Libyens Botschafter in Rom, Ahmed Safar, versichert.  Doch die Vereinbarungen, die Minniti in Tripolis mit Premier Fayez al Sarraj getroffen hatte, stehen nur auf dem Papier. Denn Sarrajs Hoheitsgebiet reicht kaum über die libysche Hauptstadt hinaus.

Mit Gheddafis Sturz im Oktober 2011 verschwand Libyen als Staatsgebilde von der Landkarte. 120 schwer bewaffnete Milizen beherrschen das Land, das wieder in die traditionelen Stammesgebiete zerfiel. Neben der Regierung Sarraj gibt es in Tobruk eine weitere, die den Küstenstreifen östlich von Bengasi kontrolliert. Deren Chef General Haftar wird von Russland und Ägypten unterstützt. Libyens Küstenwache wird vielfach von lokalen Milizen kontrolliert, die mit den Schleusern unter einer Decke stecken. So soll der Chef der Küstenwache von Zawiya, Abdurahman Milad, eine Schlüsselfigur des Menschenhandels in der Region sein.

Wie viele arabische Ländern ist Libyen ein tribaler Staat, in dem seit Jahrhunderten die Stämme das Sagen haben. Mit ihnen hatte sich Gheddafi geeinigt. Das versuchte auch Innenminister Minniti, als er im April die wichtigsten Clanchefs der Beduinen ins römische Aussenministerium lud  und mit ihnen ein Abkommen unterzeichnete. Die Verteter von rund 60 Stämmen wie Tuareg und Tebu sollten das riesige Wüstengebiet des Fessan kontrollieren und aus Niger und Tschad kommende Flüchtlinge dort stoppen. Der Fessan ist doppelt so gross wie Deutschland, Schmuggel und Waffenhandel gelten als wichtigste Einnahmequellen.

Am 21. Mai hatte Minniti zudem in Rom mit den Innenministern Libyens und der Nachbarstaaten Niger und Tschad ein Abkommen geschlossen, das die Errichtung von Auffanglagern noch vor der libyschen Grenze vorsah. All das wurde bisher nie in die Tat umgesetzt und ob es je passieren wird, bleibt fraglich.

Jetzt zeigt Rom der EU die rote Karte. Brüssel bietet wie üblich finanzielle Mittel an. Wie die Kraftprobe endet,  ist absehbar. Doch die von der Rechtsopposition der Untätigkeit beschuldigte Regierung sah sich gezwungen, ein Zeichen zu setzen. Nicht mehr als ein Geste. Denn das Land bleibt unweigerlich ein Opfer seiner geografischen Lage im Mittelmeer. Absurd genug:  obwohl Italien sich am Luftkrieg gegen Libyen nicht beteiligt hat, muss es jetzt die schwerwiegenden Folgen dieses unsinnigen bewaffneten Eingriffs tragen. 

 

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gorgias Do., 29.06.2017 - 11:00

Die Rechtspflege und die sozialen Solidarsysteme lassen sich bisher nur im nationalen Rahmen erhalten und ausbauen. Nichtmitgliedern unbeschränkten Zutritt zu gestatten, mutet da wie eine Geste der Selbstzertörung an. Wieviel Fremdheit verträgt eine Kultur, die an einer gewissen Selbstähnlichkeit festzuhalten interessiert ist? Es gibt immer noch eine Fraktion von Linken oder Linksanarchisten beziehungsweise politischen Masochisten, die jeden Hinweis auf so was wie Nation oder nationales Interesse, Identität und Tradition für ein Verbrechen an die Menschheit halten.

Peter Sloterdijk, DER SPIEGEL 26/2017

Do., 29.06.2017 - 11:00 Permalink
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gorgias Fr., 30.06.2017 - 13:03

Antwort auf von pérvasion

Ich habe über die Jahre einige Bücher von Sloterdijk gelesen und wusste nicht dass er 1979 in Indien war. Doch was interessiert mich das? Der Artikel ist ein einziges Schmierwerk und wird Sloterdijks Schaffen in keinster Weise gerecht. Man Versucht hier mit allen Mitteln gewisse Positionen zu Marginalisieren anstatt den Diskurs zuzulassen. So wie man die AfD, weil sie unbequem ist (und in einigen Punkten auch Grenzwertig und darüber), versucht man alles als was nicht ins eigene Weltbild passt, als quasi rechtsextrem zu diskreditieren. Wenn man nun es schafft Sloterdijk über mehrere Ecken auch noch über diese Verbindung zu Neutralisieren, dann kann man sich wieder bequem zurücklehnen.

Den Linken ist das Proletariat abhanden gekommen über das sie aufbauend gerne ihre Utopien spinnen. Dieses wollen sie nun durch das Naufragat ersetzen um das Fundament ihrer Weltanschauung nicht zu verlieren. Man könnte dies auch belustigend davon abwenden, wenn es nicht für uns alle gefährlich werden könnte.

Ich sage nur: Keine Experimente!

Fr., 30.06.2017 - 13:03 Permalink
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Andreas Berger Do., 29.06.2017 - 12:01

Ich denke Italien wird hier auch einmal selbst Zeichen setzen müssen, statt sich immer hinter Anderen zu verstecken. Wenn man der Meinung ist, daß die NGOs de facto das Schlepperunwesen befördern, müssen hier Maßnahmen ergriffen werden, z. B. eben das Anlegeverbot für gewisse Schiffe. Falls der Regierung nichts einfällt, bitte bei Sebastian Kurz in Wien nachfragen.

Do., 29.06.2017 - 12:01 Permalink
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19 amet Do., 29.06.2017 - 13:18

Antwort auf von Andreas Berger

Es ist nicht Italien das sich versteckt, sondern die anderen europäischen Länder. Italien trägt seit Jahren die Hauptlast, während andere nur reden. Der gute Kurz hat ja wunderbare Ideen, wie die Insel wo sie interniert werden sollen. Ich dachte an die Donauinsel, aber nein, es ist natürlich eine Insel irgendwo anders, ganz genau wo, weiss er leider nicht.
Zueerst sollen Polen, Ungarn und Konsorten gezwungen werden ihren Teil beizutragen. Da ist die EU schon dabei.
Die Beiträge die diese Länder absahnen, (Ungarn 8 Milliarden, Polen 20 Milliarden jährlich) sollen drastisch gekürzt werden. Dann möchte ich das Gesicht des grosspurigen Orban sehen.

Do., 29.06.2017 - 13:18 Permalink
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gorgias Do., 29.06.2017 - 14:13

Antwort auf von 19 amet

Nur weil Merkel einen Sonnenstich bekommen hat und dachte ihre Umfragewerte mit ihrem Alleingang zu pushen, sind die anderen Staaten nicht unsolidarisch. Merkel hat diesen Sog auch noch gefördert. Laut Dublin III sind alle EU-Staaten dafür verantworlich ihre Außengrenzen zu schützen. Als Merkel Orban kritisierte hat er ihr einfach die Flüchtlinge weiter geleitet. Die Stimmung ist gekippt und der Alleingang hat Merkel stark angeschlagen.

Es ist endlich Zeit, das Europa europäisch denkt und nicht der Maßlosigkeit pathologischer Helfer nachzugeben. Die Einwanderung von Menschen aus aller Welt löst keine Probleme in den Ursprungländern, sondern führt dazu dass die Mittelschicht in Afrika nicht in die lokale Wirtschaft investiert sondern in die Reise eines Familienmitglied nach Europa. Nebenbei gibt man den Machthabern ein Ventil in die Hand um ihre fehlende Bevölkerungspolitik weiter führen zu können. Wenn eine Frau 5 Kinder bekommt, kein wunder dass irgendwann diese Länder sich nicht mehr selbst versorgen können und wenn wir diese Menschen aufnehmen werden weitere und weitere kommen, solange es in diesen Ländern eine nicht nachhaltigen Bevölkerungswachstum gibt.

Do., 29.06.2017 - 14:13 Permalink
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Sell Woll Do., 29.06.2017 - 15:58

Antwort auf von 19 amet

merkels alleingang ist nun mal historischer fakt, das darf ländern wie polen und ungarn heute nicht dazu dienen zu machen was sie wollen. polen ist der größte nettoempfänger mit 25% der eu-beiträge, ungarn erwirtschaftet 4,6% seines bip mit transfers der eu (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-guenther-oettinger-droht-p…). das kann und muss geändert werden, wenn sie sich nicht an die vereinbarungen halten die sie unterzeichnet haben (den flüchtlingspakt haben auch sie unterschrieben!), sonst ist die eu als ganzes wegen unglaubwürdigkeit und handlungsunfähigkeit zum scheitern verurteilt. wenn die eu italien nicht endlich hilft, dann steht es dem land zu die angedrohten maßnahmen zu ergreifen. interessant auch der hinweis auf den libyen-krieg!

Do., 29.06.2017 - 15:58 Permalink
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Andreas Berger Do., 29.06.2017 - 12:32

Schießen natürlich nicht, aber der Staat und seine Organe habe unzählige Möglichkeiten im Repertoire, einige Beispiele gefällig? Überprüfungsmaßnahmen, Kontrolle der Seetauglichkeit, Reservelampelen und Sicherungen, Brandschutz, Hygienekontrollen, HACCP, Entzug von Dokumenten, Beschlagnahme,......... Man muß nur daran denken, womit der einfache Bürger im Notfall drangsaliert werden kann...

Do., 29.06.2017 - 12:32 Permalink
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gorgias Do., 29.06.2017 - 12:46

Antwort auf von Andreas Berger

Ich finde diesen Ansatz verklemmt, kleinkariert und wenig redlich. Laut internationalen Seerecht ist man verpflichtet Menschen in Seenot zum nächsten Hafen zu bringen. Wie lässt sich da von kurz hinter dem lybischen Hoheitsgebiet bis zur italienischen Hafen führenden Transport über das Mittelmehr rechtfertigen?

Do., 29.06.2017 - 12:46 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 29.06.2017 - 12:51

Antwort auf von Andreas Berger

Im Artikel war doch klar die Rede von der Schließung von italienischen Häfen. Sobald es zu Kontrollen, Überprüfungen usw. kommt, kommen die Asylbewerber ja wieder rein, oder werden die über Bord geworfen? Man könnte natürlich Monate lang Schiffe beschlagnahmen bis die NGOs nicht mehr da sind, aber dann würden die Schlepper mit ihren untauglichen Booten einfach wieder SOS aus internationalen Gewässern absenden.

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gorgias Do., 29.06.2017 - 14:04

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die italienische Küstenwache nicht an der libischen Küste patroliert, um dann Menschen bis zur italienischen Küste zu bringen.

Würde der Notruf kurz hinter des libischen Hoheitsgebiets erfolgen, dann würde die libische Küstenwache dafür zuständig sein.

Und wenn keine NGO diese Menschen rettet, sondern jemand anders, dann werden die Boote nach der Bergung der Menschen, zerstört und damit die Kosten der Schlepper erhöht.

Schlepper arbeiten mit NGOs zusammen und rufen diese direkt an um die Flüchtlinge von ihren Gummiboten abzuholen. Das gehört endlich unterbunden. Das ist im Grunde kriminell.
Die einen Kassieren die Menschen ab, die nach Europa wollen um Sozialhilfe abzukassieren und der Familie im Heimatland die Investitionen zurückzuzahlen und die anderen kassieren die Doofmenschen ab, die auch noch diese Fehlentwicklungen mitfinanzieren und meinen mit ihren Spenden etwas gutes zu tun.

Do., 29.06.2017 - 14:04 Permalink
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Sell Woll Do., 29.06.2017 - 16:12

Antwort auf von gorgias

dass ngo mit schleppern kooperieren wird stets heftigst bestritten. sonntag im orf ("im zentrum") brachte es der mann vom bundeskriminalamt zur sprache: 3-4km vor der küste libyens, nachts, hell beleuchtete boote, schlepper verwenden nur kleine schlauchboote, laden ab, nehmen boote wieder mit, ngo's würden den schleppern die bis zu 30.000 $ p.P. kassieren die arbeit zu 95% abnehmen: 200km bis nach italien erledigten nämlich sie. kann das alles erfunden und nur böse unterstellung sein? wurde in der runde sofort in abrede gestellt.

Do., 29.06.2017 - 16:12 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 29.06.2017 - 14:59

"Würde der Notruf kurz hinter des libischen Hoheitsgebiets erfolgen, dann würde die libische Küstenwache dafür zuständig sein."
und wenn der Notruf in internationale Gewässern neben italienischen Gewässern erfolgen würde?

Do., 29.06.2017 - 14:59 Permalink
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ohne mit Do., 29.06.2017 - 16:56

Die üblichen superschlauen Kommentatoren am Werk - und doch keine Eier! Denn den Mut, zu schreiben, "nicht retten, sondern einfach ersaufen lassen", haben die Obigen dann doch nicht. Salto sollte das Kommentieren schon läääääängst beschränkt haben: z.B. auf einen Kommentar/user pro Woche. Denn ewige Superschlaue wie die da oben, machen alle Foren, Leserbriefseiten, usw. zu Abfall.

Do., 29.06.2017 - 16:56 Permalink
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gorgias Do., 29.06.2017 - 17:06

Antwort auf von ohne mit

Für dich würde ich es mir wünschen. Anstatt auf Inhalte einzugehen kommst du mit Unterstellungen. Das was du machst ist grober Müll und senkt das Niveau der Diskussion.

Der Vorschlag ein Kommentar pro User pro Woche ist nebenbei total hirnamputiert. So eine Regelung würde jedes Forum kaputt machen. Denken ist bei dir Wohl eine Ausnahmebetätigung.

Do., 29.06.2017 - 17:06 Permalink
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David Gebhardi Fr., 30.06.2017 - 09:17

Wenn man das ganze, politische Vakuum rund um die Refugees mit Augen eines Weltenbummlers betrachtet, erkennt man, dass die Menschen, die auf einem wohlbehütetem Stück Land, das nicht größer als ein Brotkrümel auf einer Landkarte ist, wohnen und ihre tägliche Arbeit, Mühen, Sorgen und Freuden nachgehen nur eines haben, ANGST! Diese Angst wird dann auch von unseren Volksvertreter in einer üblen und widerwertigen Art und Weise geschürt. Wovor haben wir denn Angst? Evtl. davor, dass ein ungehobeltes, unerzogenes Pack unser Land verwüstet?, dass unser Geld geklaut wird?, dass unsere Werte, Kultur und Freiheit eingeschränkt wird? Wir tun uns ja selbst schwer, unsere eigenen Kinder zu erziehen! Unsere eigenen Leute, denen wir unsere Geld anvertrauen, wissen ganz genau, wie sie uns um unser Geld bringen und wir schauen dabei auch noch zu! Die Bedeutung unserer Werte und Kultur ist uns fremd, nicht weil die Zuwanderer sie nicht annehmen wollen, sondern weil wir nicht in der Lage sind, diese zu vermitteln.

Günther Grass schrieb in der Blechtrommel: „[…] der Dachboden bot, außer gelegentlichen Duetten mit dem betrunkenen Herrn Meyn, Ausblick, Fernsicht und jenes hübsche, aber trügerische Freiheitsgefühl, das alle Turmbesteiger suchen, das Mansardenbewohner zu Schwärmern macht.“ Lasst uns Türme, Bäume und Berge besteigen, nicht um politische Grenzen zu schützen, sondern um weiter sehen zu können und unser Wissen und unsere Erfahrungen auch weitergeben zu können.

Fr., 30.06.2017 - 09:17 Permalink
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gorgias Fr., 30.06.2017 - 12:23

Antwort auf von David Gebhardi

>Die Bedeutung unserer Werte und Kultur ist uns fremd, nicht weil die Zuwanderer sie nicht annehmen wollen, sondern weil wir nicht in der Lage sind, diese zu vermitteln.<

Du weißt nicht wie recht du hast. Wir sind nicht fähig unsere Werte zu vermitteln, weil wir dauernd diese versuchen zu hinterfragen und dekonstruierrn anstatt sie zu definieren um uns von anderen abzugrenzen.
Wie können wir verlangen, dass sich Menschen in unserer Gesellschaft integrieren, wenn man sie nicht als das Andere und Fremde wahrnehmen will, das sich ändern muss, um sich zu integrieren und richtig dazugehören zu können. Lieber gibt man sich der warmwohligen weichgespühlten Gleichmacherei hin als die Spannungen auszuhalten.

Unsere Identität ist geschwächt weil wir sie immer noch als rein christlich Definieren wollen, doch das greift viel zu kurz, denn die Zeit als alles sich um das Christentum drehte ist schon seit 500 Jahren vorbei.

Wer zur westlichen Gesellschaft gehören will muss Teile seiner Vorherigen Kultur, Tradition und Religionsausübung ablegen und an dieser Gesellschaft partizipatieren wollen Wer das nicht will oder kann muss gehen oder wir zahlen drauf.

Um nochmals das Anfangszitat aufzugreifen: Daraus folgt, dass wir eben nicht fähig sind andere Menschen zu integrieren und dies trotzdem noch zu versuchen und weiter Menschen nach Europa aufzunehmen wäre töricht.

Fr., 30.06.2017 - 12:23 Permalink