Kultur | Salto Weekend

Hoffnung und Zuversicht

Ein Gastbeitrag von Hermann Rogger zur aktuellen Sommerausstellung im Rudolf Stolz Museum in Sexten. Heute Abend wird sie eröffnet.
robert bosisio zwei tueren
Foto: Bildquelle: Robert Bosisio

Alte Meister, russische Ikonen und aktuelle Fotografien von geflüchteten Menschen. Vereint für einen kurzen Augenblick in einer gemeinsamen Bilderausstellung im Rudolf Stolz Museum. Sie erzählen Geschichten. Geschichten aus uralter Zeit, aus der jüngeren Vergangenheit und aus der Gegenwart. Geschichten vom Bangen, Beten und Hoffen. Bilder und Geschichten, die die Ausstellungsbesucher berühren.
Es sind Geschichten des Mensch-Seins. Die alten und die neuen Kunstwerke verblüffen in ihrer formalen und inhaltlichen Ähnlichkeit und erinnern den Betrachter auf den zweiten Blick daran, dass das Bangen, das Beten und das Hoffen, das Miteinander und die Einsamkeit seit jeher zum menschlichen DA-Sein gehören. Zu den Lebensgeschichten, die in der Bibel stehen, von denen die jahrhundertealten Gemälde und die russischen Ikonen erzählen, zu den Lebensgeschichten von Menschen, die auf der Flucht waren und sind, genauso wie zu den Lebensgeschichten der Ausstellungsbesucher.

Wer hat noch nie gebangt, gebetet, gehofft?
In der Auseinandersetzung mit den ausgestellten Kunstwerken und im Dialog mit den Ausstellungsbesuchern drängte sich einer der drei Begriffe immer stärker in den Vordergrund. Die Hoffnung. Sie gehört zum Grundbestand des menschlichen Daseins. Sie ist die treibende Kraft, die Menschen daran glauben lässt, dass letztlich das Gute überwiegt. Schon der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Cicero hat vor über 2000 Jahren gesagt. „Dum spiro, spero!“ In der deutschen Übersetzung bedeutet dieser Ausspruch: „Solange ich atme, hoffe ich!“ Die Hoffnung kann ein Strohhalm sein, der in der Not über Wasser hält. Sie kann aber auch zur Untätigkeit führen und ein Leben im Jetzt verhindern.
Die Hoffnung spricht vom Vertrauen, von der Erwartung von etwas Zukünftigem. Verstärkt sie sich durch eine persönliche Haltung, die durch Beharrlichkeit und Festigkeit gekennzeichnet ist, sprechen wir von Zuversicht. So entstand die Idee, die Ausstellung durch die Dimensionen der Hoffnung und der Zuversicht zu erweitern. Mit abstrakten und meditativen Bildern, die Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen.

Zwölf Künstlerinnen und Künstler nähern sich mit ihrem schöpferischen Blick dem Ausstellungsthema. Den Übergang von den figurativen Werken zu den abstrakten Kunstwerken bilden Skulpturen von Martin Rainer, der sich intensiv mit dem menschlichen Dasein und dem Leid auseinandersetzte. Seine zum Teil geschundenen Menschengestalten strahlen eine Würde aus, die wir auch in der Kunst der vergangenen Jahrhunderte dort erkennen können, wo nur Not zu herrschen scheint. Rainers Werke lassen den Betrachter Hochachtung vor der Bewältigung schwieriger Lebensschicksale spüren und strahlen in ihrer Einfachheit und Demut Lebensmut und Hoffnung aus.

Die abstrakten Kunstwerke von Josef Kien(lechner), Max Weiler, Mili Schmalzl, Heiner Gschwendt, Giselbert Hoke, Hans Ebensperger, Peter Krawagna, Jörg Hofer, Robert Bosisio, Anneliese Pichler und Hermann Glettler lassen ein tief blickendes Künstlerauge erkennen. Abstrakte Arbeiten, Skulpturen, Kunstobjekte von zwölf Künstlerinnen und Künstlern. Vereint für einen kurzen Augenblick in einer gemeinsamen Ausstellung im Rudolf Stolz Museum. Auch sie erzählen Geschichten. Geschichten von der Hoffnung und von der Zuversicht. Der Horizont der Hoffnung weitet sich durch die Betrachtung dieser besonderen Kunstwerke. Vielleicht vermitteln sie auch Anlass zu mehr Zuversicht.