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Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

Eine richtige Ernährung kann bei einer chronischen Entzündung des Darms unterstützend wirken.
Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sieht man von außen nicht!
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Beide Erkrankungen sind eine chronische Entzündung des Darms und sie verursachen unter anderem Geschwüre im Darm. Der Unterschied zeigt sich vor allem in der Lokalisation, also darin, welcher Teil des Darms befallen ist.

Morbus Crohn (MC) kann im gesamten Verdauungstrakt auftreten, vom Mund bist zum After. Vor allem aber tritt MC im unteren Abschnitt des Dünndarms auf.

Colitis Ulcerosa (CU) beginnt meist im Mastdarm, dem letzten Abschnitt des Darms, und weitet sich bei etwa der Hälfte der Patienten auf den Dickdarm aus.

Die beiden Krankheiten haben einiges gemeinsam, weshalb auch eine Ernährungsempfehlung für beide sehr ähnlich ist.

Menschen mit diesen Krankheiten haben oft wenig Appetit. Dazu kommt nicht selten Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Das alles zusammen kann sehr schnell zu Unterversorgung führen. Mängel können sowohl bei den Makro-, wie auch den Mikronährstoffen auftreten.

Makronährstoffen sind Fette, Eiweiß und Kohlenhydrate. Sie liefern in erster Linie Energie, sind aber auch Baustoffe und Transportmittel für Mikronährstoffe.

Zu den Mikronährstoffen gehören Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Sie sind sogenannte Regler- und Baustoffe und erfüllen viele Aufgaben, die für die Gesunderhaltung des Körpers wichtig sind.

Eine weitere Ursache für eine Unterversorgung können Neben- und Wechselwirkungen von notwendigen Medikamenten sein.

Daher ist es für Menschen mit diesen beiden Krankheiten extrem wichtig, auf ihre Ernährung zu achten und immer wieder zu prüfen, ob nicht ein Bereich in den Mangel gekommen ist. Bitte beachten Sie, dass man bei einer Mangelernährung nicht immer sehr schlank sein muss. Betroffene können durchaus optisch normal- oder sogar leicht übergewichtig sein. Trotzdem kann ein Mangel bestimmter Nährstoffe, wie beispielsweise Eisen, Vitamin B12, Kalzium oder Zink vorliegen

Das Auftreten beider Krankheiten teilt man in die Akutphase und die darauffolgende Remissionsphase.

Verläuft die Akutphase eher leicht, kann es ausreichen, eine leichte Vollkost zu sich zu nehmen, bei der in erster Linie die Lebensmittel vermieden werden, von denen der Betroffene weiß, dass er sie nicht gut verträgt.

Kommt es trotz einer Essensaufnahme zu einem starken Gewichtsverlust, kann es notwendig sein zusätzlich enterale oder parenterale Nahrung zu sich zu nehmen. Das kann vor allem bei Kindern und Jugendlichen sinnvoll sein. Sie haben einen erhöhten Nährstoffbedarf, da sie noch im Wachsen sind. In diesem Fall muss immer ein Arzt involviert sein.

 

Die Therapiereihenfolge in einer Akutphase sieht folgendermaßen aus:

  1. Versuchen Sie alles zu essen, was Sie aus Erfahrung gut vertragen und womit Sie sich wohl fühlen. Gelingt Ihnen eine ausreichende Energie- und Nährstoffaufnahme nicht, ziehen Sie eine Ernährungsberatung hinzu. Zusammen können Sie eventuelle Ernährungsfehler finden und beheben. Durch eine angepasste Vollkost kann man Mängeln aktiv entgegen steuern.
  2. Verlieren Sie weiterhin an Gewicht, kann es notwendig sein hochkalorische und mit weiteren Nährstoffen angereicherte Trinknahrung zusätzlich zur normalen Ernährung einzunehmen.
  3. Verlieren Sie weiterhin an Gewicht, entscheidet ein Arzt, ob eine Sonden- oder eine parenterale Ernährung notwendig ist.

Achten Sie immer darauf, dass Sie genügen Flüssigkeit zu sich nehmen, da durch die krankheitsbedingten Durchfälle viel Wasser verloren geht. Trinken Sie bevorzugt Wasser und Kräutertee. Kaffee, Früchtetees und Fruchtsäfte sind wegen ihres Säuregehalts nicht zu empfehlen.

Zwischen den Akutphasen liegen die sogenannten Remissionsphasen, Zeiträume, in denen die Entzündungen zurückgehen und der Darm „zur Ruhe“ kommt. Ziel ist es immer, dass die Remissionsphasen möglichst lange anhalten. Wissenschaftlich ist noch nicht erwiesen, dass eine bestimmte Ernährung eine Auswirkung auf die Länge dieser Phasen hat.

Das Hauptziel aus ernährungsphysiologischer Sich ist in dieser Phase, die Mängel, die in der Akutphase aufgetreten sind, wieder zu beheben.

In erster Linie ist dies möglich, in dem man eine ausgewogene Vollwertkost zu sich nimmt.

Bei einigen Mikronährstoffen kommt es erfahrungsgemäß häufiger zu Unterversorgungen. Zu diesen zählen die Vitamine D, K, A und B12 sowie Kalzium, Eisen, Magnesium und Zink.

Vitamin D ist das einzige Vitamin, welches unser Körper selbst synthetisiert. Dazu ist es aber notwendig in die Sonne zu gehen. Vitamin D ist, wie die Vitamin K und A fettlöslich. Für diese Vitamine ist es wichtig, hochwertige Öle, wie Oliven-, Raps-, Leinsamen- und Kokosöl und hochwertigen Seefisch zu essen. Vitamin B12 nehmen wir fast ausschließlich über tierische Lebensmittel zu uns, weshalb im Speiseplan auch tierische Lebensmittel enthalten sein sollten (Fleisch, Fisch, Milch, Milchprodukte, Eier). Veganer müssen dieses Vitamin ergänzen.

Der beste Kalziumlieferant sind Milch und Milchprodukte, weshalb diese im täglichen Speiseplan nicht fehlen sollten.

Liegt eine Milchunverträglichkeit vor, gilt es festzustellen, ob der Milchzucker- oder eine Kuhmilcheiweißunverträglichkeit vorliegen. Bei letzterem kann der Kalziumbedarf gut mit Schafs- oder Ziegenmilchkäse gedeckt werden. Bei einer Unverträglichkeit der Laktose ist es ratsam, sich gut zu informieren, welche Lebensmittel alternativ ausreichend Kalzium liefern.

Das essenzielle Spurenelement Eisen ist ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Enzyme und an vielen Stoffwechselreaktionen beteiligt. Die bekannteste und wichtigste Aufgabe von Eisen ist der Sauerstofftransport im Blut. Eisen kommt sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln vor. Neben Fleisch kann man Eisen auch über Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Pilze, grünem Blattgemüse und Wurzelgemüse zu sich nehmen.

Gute Quellen für Magnesium sind Milch- und Milchprodukte, Fleisch, Leber, Geflügel, Fisch, Beerenobst und viele Gemüsearten. Den täglichen Bedarf von etwa 300 bis 400mg pro Tag kann man gut mit einer ausgewogenen Vollwerternährung decken.

Zink nimmt man in erster Linie über tierische Lebensmittel wie Rindfleisch, Seefisch, Geflügel, Milch, Käse und Eier auf. Besonders reich an Zink sind Austern. In pflanzlicher Nahrung ist Zink nur in geringen Mengen vorhanden. Der tägliche Bedarf von 7-11mg kann gut mir tierischen Lebensmitteln gedeckt werden. Vegetarier und Veganer sollten ihren Zink-Wert überprüfen und über eine Substitution mit dem Arzt reden.

Musste in der Akutphase über eine Sonde oder parenteral ernährt werden, sollte ein Stufenplan zu Wiedereinführung der Normalkost eingehalten werden, den man am besten mit einer Ernährungstherapeutin oder einem Arzt bespricht.