Politik | Meran

„Die übliche Methode“

Cristina Kury über die politische Situation in Meran, die Heckenschützen aus der SVP und den Vorwurf Karl Zellers, dass sie die Schattenbürgermeisterin sei.

salto.bz: Frau Bürgermeisterin...?
Cristina Kury: (lacht) Wenn ich Bürgermeisterin werden hätte wollen, dann hätte ich als solche kandidiert. Ich bin hundertprozentig ein Fan von Paul Rösch und versuche ihm zu helfen und ihn zu unterstützen, wo es möglich ist.

Karl Zeller sagt in der Tageszeitung das Problem sei, dass Meran zwei Bürgermeister hat: Paul Rösch und Cristina Kury?
Ich sehe den Herrn Zeller eigentlich selten in Meran und schon gar nicht im Gemeinderat, wenn Probleme besprochen werden. Offensichtlich ist der Herr Senator falsch informiert.

Sie wissen aber, dass sich in Meran nichts bewegt, das nicht Karl Zeller absegnet. Zeller arbeitet seit langem im Hintergrund als Kopf einer Anti-Rösch-Fraktion.
Das weiß ich und das merkt man auch beim täglichen Arbeiten. Was die Sache natürlich nicht leichter macht.

Das Ziel der SVP ist es, Meran noch vor den nächsten Wahlen zurückzuerobern.
Ich kann verstehen, dass es für die SVP schmerzhaft ist, die zweitgrößte Stadt Südtirols, die jahrzehntelang von SVP und DC regiert wurde, plötzlich zu verlieren. Allerdings gibt es dafür triftige Gründe. Dass nämlich im Interesse von einigen Wenigen viele Dinge gemacht wurden und gemacht werden. Die SVP wäre deshalb gut beraten, wenn sie endlich beginnen würde, für die Allgemeinheit zu denken und nicht nur Privatinteressen zu verfolgen. Denn das ist auch das größte Problem, das wir derzeit in der Koalition mit der Volkspartei haben.

„Die Meraner SVP wäre gut beraten, wenn sie endlich beginnen würden, für die Allgemeinheit zu denken und nicht nur Privatinteressen zu verfolgen.“

Die Meraner SVP ist aber kein einheitlicher Block. Es gibt eine Gruppe, die im Stadtrat sitzt und sehr wohl loyal in der Regierung arbeitet?
Das kann ich bestätigen. Es gibt hier wirklich sehr verlässliche Partner, mit denen man sich besprechen kann, mit denen man etwas ausmachen kann, das dann auch hält. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer wieder intern die Heckenschützen. Ich kann nur auf den letzten Beschluss im Mai verweisen, wo die Behandlung der Tiefgarage am Theaterplatz im Gemeinderat mit Heckenschützen verabschiedet wurde. An diesem Beschluss laborieren wird zur Zeit. (die finale Abstimmung im Gemeinderat war für gestern, 28. Juli, vorgesehen, wurde dann aus Zeitgründen auf die nächste Sitzung Ende August verschoben, Anm. d. Red.)

Wie schaut´s aus?
Die Fronten sind klar: Der Bürgermeister und wir Grüne sind absolut dagegen. Während in der SVP einige auf unserer Seite sind, gibt es eine starke Gruppe, die auf Biegen und Brechen dieses Projekt vorantreiben will.

Sehen Sie dahinter eine konkreten Plan, Paul Rösch im wahrsten Sinne des Wortes eine Grube zu graben?
Der Plan mag wohl bestehen. Ob er so durchgeht, wage ich zu bezweifeln. Man versucht aber sicher den Bürgermeister zu schwächen.

Auch Paul Rösch und seine Regierungsmehrheit haben bisher einiges verbockt. Will man die eigene Unfähigkeit jetzt durch eine Verschwörungstheorie kaschieren?
Nein, wir reden nicht von einer Verschwörungstheorie. Wir versuchen seriös zu arbeiten und kümmern uns kaum, um die Vorgänge hinter den Kulissen. Wir versuchen die Anliegen, die wir auch mit der SVP im Koalitionsprogramm verhandelt haben, umzusetzen. Ich würde aber nicht von Verschwörung reden, sondern vielmehr von der üblichen Methode, einen Keil in eine Zusammenarbeit zu treiben, die bestens funktionieren könnte.

„Ich würde nicht von Verschwörung reden, sondern vielmehr von derüblichen Methode eine Keil in eine Zusammenarbeit zu treiben, die bestens funktionieren könnte.“

Paul Rösch wollte am Mittwoch ein Anliegen des Landes voranbringen. Die Erweiterung der Meraner Therme. Er ist im Gemeinderat damit aber baden gegangen. Ein Fehler?
Es war ein prozeduraler Fehler. Es gibt in der Koalition ein absolutes Einvernehmen, dass die Gemeinde diese Kapitalerhöhung macht. Allerdings war der Beschluss nicht rechtzeitig und langfristig vorbereitet worden, sodass die Gemeinderäte am Mittwoch ohne Unterlagen vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Aufgrund einer falschen Prozedur. Wir nehmen aber die Einwände der Opposition ernst und haben am Mittwoch den Antrag zurückgezogen. Es geht aber nicht um den Inhalt. Der Beschluss wird am 31. August noch einmal vorgelegt.

Sollte Karl Zellers Traum Wirklichkeit werden und Paul Rösch vorzeitig stolpern und fallen, wird dann Cristina Kury nochmals persönlich in den Ring steigen?
(lacht) Darüber möchte ich jetzt wirklich nicht spekulieren. Ich hoffe und ich arbeite dafür, dass wir für die nächsten vier Jahre einen Bürgermeister Rösch haben und wir in dieser Zeit wirklich die Anliegen der Meranerinnen und Meraner weiterbringen.

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Richard Lang Fr., 29.07.2016 - 22:47

Onorevole Zeller wird halt noch immer nicht verwunden haben, dass sein "pupillo" es nicht zum Bürgermeister geschafft hat. Gott sei Dank, denn sonst hätten wir ein Hotel Europa Splendid mit sechs Stockwerken, die Tiefgarage unterm Theaterplatz und, was weiß ich, sonst noch schreckliche Dinge!

Fr., 29.07.2016 - 22:47 Permalink