Wirtschaft | Detailhandel

Betriebssterben im Handelsbereich

Eine Studie der CGIA (Associazione artigiani Mestre) gibt interessante Einblicke in die Entwicklung des Detailhandels in Italien.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Erich Dapunt

Zwischen 2009 und 2017 haben italienweit 158.000 Handwerks- und Handelsbetriebe geschlossen, wobei 400.000 Arbeitsplätze verloren gegangen sind. 12.000 dieser Beriebe waren reine Handelsbetriebe, 145.000 hingegen Handwerksbetriebe. Die Gründe hierfür sind natürlich vielfältig: Rückgang des Konsums der Familien, Steuerdruck, Bürokratie und Mieten. Aber auch die Handelspolitik der Großverteiler spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. So ist der saisonbereinigte Index des Wertes der Einzelhandelsumsätze in 10 Jahren um 6,2% im Großhandel gestiegen, während er im gleichen Zeitraum für die kleinen Betriebe um 13,1% gesunken ist. Diese Zahlen bestätigen, dass die Verschiebung des Umsatzes zugunsten der Kaufhäuser auch statistisch belegbar ist und nicht nur den Einzelhandel, sondern sogar das Handwerk betrifft.

Die Situation ist in unserer Region glücklicherweise besser: nur 1.004 Betriebe haben hier in den letzten Jahren das Handtuch geworfen. Dies ist sicherlich auch auf die Struktur unseres Handelsnetzes und auf die lokalen Regelungen in diesem Bereich zurückzuführen. Die öffentliche Hand war zudem stets bemüht den Einzelhandel zu fördern, besonders in der Peripherie, auch durch finanzielle Zuschüsse. Positiv ausgewirkt haben sich letzthin zudem die steuerlichen Maßnahmen und die bürokratischen Vereinfachungen. Weiters ist der Konsum in unserer Region weniger zurückgegangen als in anderen Regionen. Ein besonderer Vermerk gilt natürlich unserem Handwerk, das ohnehin nicht mit der italienischen Situation vergleichbar ist. 

Die Handelsstruktur kann sich aber auch hierzulande nicht völlig der  allgemeinen Entwicklung entziehen. Heute bestimmt nicht nur der Preis die Konkurrenzfähigkeit eines Handelsbetriebes, sondern auch die Verkaufsfläche, die Anzahl der Parkplätze und die Öffnungszeiten. Das Geschäft auf der „grünen Wiese“, d.h. außerhalb der großen Stadtzentren, hat hier strukturelle Vorteile, man denke nur an das Angebot an Gratisparkplätzen, die es in  den Stadtzentren kaum gibt. Nicht zuletzt verschieben die Öffnungszeiten das Gleichgewicht zugunsten der „Großen“, die rein organisatorisch eine fast unbegrenzte Öffnung garantieren können. Für einen Familienbetrieb ist dies wohl kaum möglich. Der Kaufleuteverband hat daher sicherlich gute Gründe, auf die Gefahren hinzuweisen, die von der Liberalisierung durch die Regierung Monti ausgehen. Lokale Regelungen zu den Öffnungszeiten wären zweifelsohne wünschenswert. Dazu braucht es natürlich die gesetzlichen Voraussetzungen, die auch von der Entwicklung in Italien und Europa abhängen. Eine Durchführungsbestimmung für Südtirol in diesem Bereich wäre zweifelsohne von Vorteil.

Die CGIA sagt zwar nicht, wie viele von den 400.000 verlorenen Arbeitsplätzen von den Großverteilern aufgefangen wurden, aber sicherlich ist ein Teil davon verschwunden. Bei der gesamten Diskussion, die auch bei uns voll im Gange ist, handelt es sich daher nicht nur um eine ideologische Auseinandersetzung, sondern um eine Diskussion zur strategische Ausrichtung und dies nicht nur für den Handelsbereich, sondern auch für andere Wirtschaftsbereiche und letztendlich für die gesamte Gesellschaft.