Gesellschaft | Ökosoziales Design

Erheblich Considerevole

Ein Werkzeug sozialer Interaktion zum Thema fairer Handel und fairer Konsum am Dominikanerplatz in Bozen
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Felix Strohbach

Text: Maren Amparo

Erheblich Considerevole ist ein Projekt, das im Rahmen des Masterstudiengangs Öko-Soziales Design an der Freien Universität Bozen in Kooperation mit dem Netzwerk der Südtiroler Weltläden entstanden ist. Mit einem künstlerischen Ansatz und unter Berücksichtigung öko-sozial ökonomischer Gesichtspunkte verkörpert das Projekt der Studentin Maren Amparo eine politische Aufklärungsarbeit über fairen Handel und die externalisierten Kosten unseres Konsums. Das gewählte Mittel, um die wahren Kosten unserer Alltagsprodukte erlebbar zu machen, ist der Kaffee.

Dominikanerplatz Bozen, Samstag Mittag: Menschen steigen aus Bussen ein und aus. Doch vereinzelt bleiben immer wieder Passanten vor dem turmartigen Konstrukt mit auffälligem Pfeil und der Aufschrift Erheblich Considerevole stehen: Die ungewöhnliche Holzkonstruktion lädt den Passanten dazu ein, näher zu treten und die an der Vorderseite installierte 250 g-Packung Kaffee anzuheben. Durch das Anheben der Kaffeepackung wird ein Text sichtbar, der über die Auswirkungen der Kaffeeproduktion auf Mensch und Umwelt aufklärt. Um den Text vollständig lesen zu können, muss der Kaffee Stück für Stück immer weiter angehoben werden. Während der Text über Kinderarbeit, CO2-Emissionen und virtuelles Wasser im Zusammenhang mit der Kaffeproduktion informiert und die Frage stellt, wie gesund eine Packung Kaffee für Mensch und Umwelt wirklich ist, werden dadurch, dass es immer schwerer wird, den Kaffee anzuheben, die negativen Auswirkungen des Produktes fühlbar und damit erfahrbar gemacht. In der Interaktion mit der Installation fühlt der Passant wörtlich, wie sehr der Kaffee ins Gewicht fällt.

Durch die Konfrontation mit fairem Handel und fairem Konsum auf verschiedenen Sinnesebenen, wird der Passant dazu eingeladen in einen Diskurs einzusteigen, angeregt eigene Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und ermutigt gesellschaftlich Position zu beziehen. Auf der Tafel wird zudem die Forderung an die Politik formuliert mit konkreten politischen Maßnahmen den Handel und die Produktion von Lebensmitteln fairer zu gestalten. Es wir darauf hingewießen,  dass die Verantwortung für einen richtigen Konsum nicht auf das Individuum abgewälzt werden darf, der Konsument aber gleichwohl einen wirkungsmächtigen Handlungsspielraum hat. Bei jedem Einkauf kann er neu entscheiden und bewegt damit mehr, als er denkt.

Die Reaktionen auf das Projekt fielen je nach persönlichen Vorkenntnissen zu dem Thema unterschiedlich aus, die einen sahen sich in ihrem Wissen und Verhalten bestätigt, während für andere so manche Information überraschend und aufschlussreich war. 

Wie kannst du dein Konsumverhalten ändern?
Hier sind Vorschläge, wie der Einzelne zu fairerem Konsum beitragen kann:

• Verringere mit dem Kauf lokaler und saisonaler Produkte CO2-Emissionen.
• Mit Kaffee aus Vietnam, Äthiopien und Costa Rica kannst du aufgrund höherer Hektarerträge Wasser einsparen.
• Achte beim Einkauf im Supermarkt auf Siegel des fairen Handels.
• Kläre deine Mitmenschen auf über fairen Handel.
• Um die aktuelle Situation zu verändern, stelle Forderungen an die Politik!

Ja, es ist richtig, faire Produkte sind meist teurer und nicht überall zu haben.
Trotzdem können wir uns bei jedem Einkauf neu entscheiden.
Du bewegst mehr, als du denkst!

In weiteren Schritten soll die Installation in die Bildungsmaterialien der Weltläden mit einfließen und dadurch in der Jugend- und Erwachsenenbildung eingesetzt werden.

Das vorgestellte Projekt macht auf spielerische Art und Weise die wahren Auswirkungen unseres übermäßigen Konsums greifbar und stellt damit einen von vielen wichtigen Schritten, hin zu einer notwendigen Veränderung dar. „Denn wir leben nicht über unsere Verhältnisse, sondern über die Verhältnisse anderer.“ (Stephan Lessenich, Soziologe)

Am Dienstag, den 1. Oktober (9 Uhr) wird das Projekt in der Freien Universität Bozen, Fakultät für Design und Kunst, F4.06 präsentiert.