Chronik | Senat

Karl Zeller, die Darwin und Berlusconi

Aufreibender Tag für SVP-Senator Karl Zeller. Nach dem Einbruch seines Bezirkes Burggrafenamt bei den Landtagwahlen droht er am Dienstag auch noch eine entscheidende Abstimmung zu Silvio Berluconis Zukunft zu versäumen. Der Grund: die Schweizer Darwin Air.

Ein entscheidender Tag geht für Silvio Berlusconi zu Ende, ein aufreibender auch für Karl Zeller. „Ich kann Ihnen nicht antworten, weil ich gerade zum Bahnhof von Bologna laufe“: Mit diesen Worten wurde der SVP-Senator am frühen Dienstag Nachmittag von der Nachrichtenagentur Ansa zitiert. Der Hintergrund?  Um 15 Uhr sollte Karl Zeller bei der Sitzung des Senatsausschusses erscheinen, der darüber entscheiden soll, ob die Abstimmung im Senatsplenum über den Ausschluss von Silvio Berlusconi geheim sein wird oder nicht. Doch dabei macht ihm einmal mehr die Darwin Air einen Strich durch die Rechnung: Der geplante Flug um 11.20 Uhr wurde ohne Vorwarnung abgesagt, wie sich der SVP-Senator empört. Sprich: Zeller raste mit dem Auto nach Bologna, um dort auf einen Zug nach Rom zu erwischen.

Ein Stress, der nicht ohne Grund war: Immerhin war die Frage, ob im Senat geheim oder – wie die 5 Stelle-Parlamentarier beantragt hatten – offen über den Ausschluss Berlusconis abgestimmt wird, am Dienstag auch in den nationalen Medien eines der zentralen Themen. Und als Mitglied des darüber entscheidenden Ausschusses war Zeller, der als Befürworter einer geheimen Abstimmung gilt, das Zünglein an der Waage. Denn von insgesamt 14 Senatoren waren laut dem Corriere della Sera ohne Zeller nur fünf Abgeordnete für eine geheime Abstimmung; sechs dagegen erklärt für eine offene. Die Stimme einer weiteren Scelta civica-Senatorin war ungewiss; von Senatspräsident Piero Grasso wurde erwartet, dass er sich nicht an der Abstimmung beteiligen würde. Kurzum: Mit Zellers Verspätung drohte der Antrag von 5 Stelle auf eine offene Abstimmung durchzugehen.

Doch nach einer kleinen Verschiebung der Sitzung blieb die ganze Affäre ohne Konsequenzen. „Um viertel vor Vier war ich schließlich hier“, erzählt der SVP-Senator, „und sie hatten noch nicht einmal angefangen.“ Die Sitzung des Ausschusses dauert dann schließlich auch noch am Dienstag Abend an – eine Entscheidung über den Modus der Abstimmung wird voraussichtlich erst am Mittwoch Vormittag fallen, wie auf der Online-Seite der römischen La Reppublica zu lesen ist. Das minderte jedoch auch in den Abendstunden nichts an der Aufregung von Karl Zeller über die Bedienung des Bozners Flughafens. „Die Darwin ist das Schlimmste, das es überhaupt gibt“, schimpft er.  "Bei der ist es mittlerweile die Regel, dass sie nicht fliegt."  Und: Gegen die Schweizer sei die Air Alps noch vorbildlich gewesen: "Die informierten  wenigsten vorab, wenn sie nicht starteten.“

 

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Christian Mair Mi., 30.10.2013 - 10:12

noch nie hatte ich so grosse Sympathien für Darwin....
armes Karl...muss er laufen

Mi., 30.10.2013 - 10:12 Permalink
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Walter Harpf Do., 31.10.2013 - 12:52

Gut möglich dass ich Zellers Abstimmungsverhalten überbewerte oder nur nicht wirklich verstehe. Finde es jedenfalls zumindest bemerkenswert. Genauso wie die Tatsache, dass darauf in keinem Südtiroler Medium eingegangen wird. Schaut danach aus, als ob Darwin-Air und der Mameli-Sager lediglich zur Ablenkung von Zellers eigentlich skandalösem Ja zur geheimen Abstimmung herhalten müssen!

Do., 31.10.2013 - 12:52 Permalink