Gesellschaft | Ernährung

Vermeidung von Lebensmittelabfall

Muss das wirklich alles in die Tonne?
Lebensmittelabfall vermeiden
Foto: (c) unsplash

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Lebensmittelverschwendung hören?

Ich esse meine Teller nicht auf, weil ich satt bin und schmeiße den Rest weg. Ich habe einen Joghurt im Kühlschrank, der gestern abgelaufen ist, deshalb schmeiße ich ihn weg. Ich habe etwas gekauft, was ich doch nicht mag und schmeiße es weg. Ich habe eine zu große Packung gekauft, die Hälfte gegessen, den Rest schmeiß ich weg. Das sind offensichtliche Beispiele von Lebensmittelverschwendung.

Nicht so deutlich ist es, wenn ich sage: Ich schäle meine Karotten, Kartoffeln oder mein Obst und schmeiße die Schale weg. Ich schmeiße das Fett vom Schinken weg. Ich schneide beim Käse immer den Rand weg. Und noch weniger erkennbar ist es, wenn man schon geschältes Gemüse, Obst oder gewaschenen Salat kauft. Hier wird bei der Herstellung ein extrem großer essbarer Anteil weggeworfen, damit alles gleich und vor allem perfekt aussieht.

 

Tatsächlich werden 52% von uns, den Endverbrauchern weggeworfen!

 

Laut WHO werden weltweit pro Sekunde 313 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel entsorgt – ob nach der Ernte, bei der Weiterverarbeitung, im Großhandel, im Restaurant oder bei uns zu Hause. Auf das Jahr gerechnet sind das insgesamt 1,3 Milliarden Tonnen noch essbare Lebensmittel! Das Umweltproblem, das das mit sich bringt, liegt auf der Hand: Zur Herstellung dieser Lebensmittel werden viele Ressourcen, wie Energie, Land oder Wasser verbraucht. Diese hätte man entweder einsparen oder anderweitig verwenden können. Wir müssen anfangen umzudenken und das beginnt bei jedem und jeder Einzelnen zu Hause. Die Ausrede, ich bin nur ein kleiner Fisch, die große Industrie schmeißt viel mehr weg als ich, gilt nicht. Tatsächlich werden 52% von uns, den Endverbrauchern weggeworfen!

 

Was tun?

 

Es gibt einfache Tipps, die jede*r beachten sollte:

  • Vor dem Einkaufen einen Einkaufszettel schreiben und nicht mehr kaufen, als darauf steht!
  • Mit Ruhe und Zeit einkaufen. Wer schnell noch was einkaufen muss, greift oft zu etwas, was er gar nicht benötigt, weil es grad im Supermarkt im Gang stand.
  • Auf Packungsgröße achten: Es muss nicht immer XXL sein.
  • Bewusst auswählen – wenn ich weiß, dass ich heute Sahne verwende, muss ich nicht den Becher nehmen mit dem längsten Haltbarkeitsdatum. Wenn ich einen Apfelkuchen backen will, kann ich auch Äpfel nehmen, die nicht ganz perfekt sind. Der Supermarkt würde beides wegschmeißen.
  • Richtig lagern im Kühlschrank. Wenn Lebensmittel falsch gelagert werden, werden sie schneller schlecht und dann weggeworfen. Richtig lagern heißt: Obst und Gemüse in dem dafür im Kühlschrank vorgesehenen Fach. Fisch und Fleisch im Kühlschrank unten lagern. Milch und Joghurt in der Mittel des Kühlschranks, Käse und Speisereste ganz oben. In der Türe sollten Sie Butter, Eier und Getränke aufbewahren. Alles gut in wiederverwendbaren (Bienenwachs-) Tüchern oder Dosen aufbewahren.
  • Richtig lagern außerhalb des Kühlschranks. Alles was nicht kühl gelagert werden muss (Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, Hafer …) in gut verschließbaren Dosen im Dunklen lagern. Wichtig ist Schutz vor Austrocknung und vor Schimmel- oder Schädlingsbefall.
  • Haltbarkeit beachten. Oft wird etwas weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen ist. Das ist eines der größten Missverständnisse, denn mit dem MHD garantiert der Hersteller lediglich, dass das Produkt MINDESTENS bis zu diesem Datum gut ist. Die Lebensmittel sind oft weit länger essbar und stellen keine Gefahr für die Gesundheit dar! Nutzen Sie hier Nase und Augen, um zu prüfen, ob etwas noch essbar ist. Achtung: nicht zu verwechseln ist das MHD mit dem Verfalls- oder Ablaufdatum, das auf Produkten zu finden ist, die schnell verderben. Finden Sie zum Beispiel auf Hackfleisch das Verfallsdatum 10.5.21, so sollten sie das am 11.05.21 auf keinen Fall mehr essen.
  • Reste verwerten. Hier ist manchmal etwas Fantasie gefragt. Aber man muss kleinste (Rest-) Mengen nicht gleich wegwerfen.

 

Neben diesen Regeln für zu Hause gibt es in immer mehr Städten und Gemeinden die Möglichkeit des Foodsharings oder FairTeilens. Im Internet findet man Adressen, wo es diese Möglichkeit vor Ort gibt. Bei Foodsharing können Privatpersonen überschüssige Lebensmittel kostenfrei mit anderen teilen. Ehrenamtliche Foodsaver (Lebensmittelretter) holen aussortierte oder übriggebliebene Lebensmittel bei Lebensmittelunternehmen ab und verteilen sie an gemeinnützige Einrichtungen oder an Privatpersonen. An den sogenannten Fair-Teilern – das sind öffentlich zugänglichen Kühlschränke oder Boxen – kann sich jeder kostenfrei bedienen. Allein in Bozen gibt es bereits vier Anlaufstellen für Foodsharing, in Brixen gibt es eine Anlaufstelle.

So kann jede*r seinen Beitrag dazu leisten, das Ziel der Vereinten Nationen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren, zu erreichen!