Politik | Landesverwaltung

Aufregung um Pitarelli

Landesrat Massimo Bessone hat sich mit Anna Pitarelli eine Juristin als enge Mitarbeiterin in sein Ressort geholt. Bessone: „Es geht hier nicht um Politik“.
Anna Pitarelli
Foto: Salto.bz
Anna Pitarelli sieht das Ganze relativ gelassen. „Ich habe mir schon gedacht, dass es Kritik gibt“, sagt die 42-jährige Bozner Juristin und fügt dann hinzu, „aber diesen Wirbel habe ich mir nicht erwartet“.
Pitarellis neuer Dienstherr wird da schon deutlicher: „Diese Angriffe hat sich Anna nicht verdient“, ärgert sich Neo-Landesrat Massimo Bessone.
Der Hintergrund: Am Dienstag wurde bekannt, dass Anna Pitarelli ab 1. Februar im Ressort von Lega-Landesrat Massimo Bessone arbeiten wird. Sofort brach eine Art medialer Shitstorm los.
Es war ausgerechnet „RAI Südtirol“, wo ein Großteil der Redakteure SVP-Politiker nur  mit Samthandschuhen anfasst, das plötzlich zum kritischen Medium mutierte. Redakteur Christian Bassani schreibt auf der Onlineplattform des Senders über das „politische Chamäleon“ Anna Pitarelli.
In der Glosse heißt es:
 
„Nach SVP, Bürgerliste und den Freiheitlichen wechselt Pitarelli nun erneut ihre politische Präferenz. Pitarelli wird künftig für den Lega-Landesrat Massimo Bessone arbeiten. Bessone ist Landesrat für Hochbau und den technischen Dienst, das Vermögen sowie Grundbuch und Kataster. Pitarelli war in Vergangenheit auch für die Signa-Gruppe in Bozen aktiv, um für das Benko-Kaufhausprojekt zu werben.“
 
Der Hintergrund ist bekannt: Anna Pitarelli war 2015 für die SVP in den Bozner Gemeinderat eingezogen. Sie stimmte gegen den Fraktionszwang für die Bauleitplanänderung zum Benko-Projekt, was zum Fall von Bürgermeister Luigi Spagnolli und zu Neuwahlen in der Landeshauptstadt führte, sowie zu Pitarellis Parteiausschluss aus der SVP. 2016 scheiterte Pitarelli mit einer eigenen Bürgerliste bei den Bozner Gemeinderatswahlen. Bei den Landtagswahlen im Oktober 2018 trat sie bekanntlich erfolglos auf der Liste der Südtiroler Freiheitlichen an.
Und jetzt der Übertritt zu Lega?
Davon ist (noch) nicht die Rede. Denn Anna Pitarelli hat nicht Partei gewechselt, sondern in Wirklichkeit nur den Arbeitsplatz beim selben Arbeitgeber. 
Die Juristin arbeitet seit 2009 als Verwaltungsinspektorin in der 8. Funktionsebene im Amt für Gesundheitspersonal im Gesundheitsassessorat. Seite 2011 ist sie als Koordinatorin für das Personal, der Gewährung von Studienbeihilfen und Beiträgen sowie für die Facharztausbildung zuständig. Zu ihren Berufsbild gehört zudem die Erstellung und Durchführung von Ausschreibungen für die Vergabe von Dienstleistungsverträgen und die rechtliche Beratung bei Verträgen.
 
Vor allem diese Kompetenzen und die zehnjährige Verwaltungserfahrung haben dazu geführt, dass Pitarelli im internen Mobilitätsplan der Landesbediensteten von Massimo Bessone angefordert wurde. Es ist eine von zwei Dutzend ähnlichen Versetzungen und Wechsel im höheren Landesdienst, die nach der Bildung der Landesregierung derzeit über die Bühne gehen.
Die Frau ist perfekt dreisprachig und bringt jene Kenntnisse mit, die wir im Ressort brauchen“, sagt Massimo Bessone. Anna Pitarelli zu salto.bz: „Ich werde hier nur ein Rad im Mitarbeiterstab des Landesrates sein“. Ihre Aufgabe wird vor allem die rechtliche Beratung Bessones sowie die Vorbereitung der Beschlüsse für die Landesregierung sein. „Ich schätze Anna und vor allem ihre Arbeit“, streut der Lega-Landesrat seiner neuen Mitarbeiterin Blumen, „ihre Tätigkeit hat aber überhaupt nichts mit Politik zu tun, sondern sie ist eine ausgezeichnete Beamtin“.
Massimo Besonne kennt auch die Verschwörungstheorien, die bereits jetzt kursieren. Der Lega-Politiker ist als Landesrat für Hochbau indirekt auch für ein mögliches Ötzi-Museum am Virgl zuständig. Die Unterstellung: Die Benko-Unterstützerin Anna Pitarelli soll genau das jetzt richten.
So ein Blödsinn“, winkt Bessone energisch ab , „ich werde mir alle Projekte anschauen und dann mit den zuständigen Amtsdirektoren entscheiden, was für die Stadt Bozen am besten ist“.
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Greta Karlegger Mi., 30.01.2019 - 23:57

Das muss alles erst von Mailand abgesegnet werden. Wird es wohl werden. Schon lustig, wie Benko über Hintertüren Bozen erobert. Wurscht, oder?

Mi., 30.01.2019 - 23:57 Permalink
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Martin Daniel Do., 31.01.2019 - 08:17

Eine der meist überbewerteten Personen der Südt. Politik aller Zeiten. Zählt man alle Stimmen, die AP je erhalten hat, zusammen, wäre die Ausbreitung eines Mantels des Schweigens die einzig ädequate Berichterstattung. Just Gossip.

Do., 31.01.2019 - 08:17 Permalink
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Gabriel Hotzi Mo., 04.02.2019 - 16:20

Antwort auf von Martin Daniel

Wenn aber so viel Wirbel um ihren Arbeitsplatzwechsel gemacht worden ist, dann wird es wohl Gründe geben.
Beispielsweise, dass Bessone jene Kompetenzen erhalten hat , welche wohl einige Herrschaften zur Zeit ziemlich interessieren.
Bessone hätte wahrscheinlich Schule und Kultur bekommen, wenn der Onorevole und Bozner Gemeinderat Maturi die Dinge nicht in eine andere Richtung (Vettorato) forciert hätte. Anna Pi. wäre dann in ganz bestimmten Medien einfach in einem Nebensatz erwähnt worden.
Maturi versucht durch Vettorato (Ex-Stadtrat in Leifers) sich selbst und die Politiker aus Leifers zu stärken, insbesondere Christian Bianchi, welcher als nächster Bürgermeisterkandidat (Lega) für die nächsten Gemeindewahlen in Frage käme.
Gleichzeitig unterstützt Maturi mit seiner Truppe offiziell den Bozner HDS in der Debatte um das Ötzimuseum.
Da trifft es sich sicher gut, wenn man dann zum Dank auch die Unterstützung der Bozner SVP für den vielleicht neuen Lega-Bürgermeister in Bozen bekommen würde.
Wer die drei Interessenten in der Debatte Ötzi-Museum sind, wissen bereits alle.
Da ist es wohl kein Zufall , dass Frau Anna Pi. gerade in einer bestimmten Zeitung so dargestellt wird, als ob sie Stadtviertelrätin (und später Stadtviertelpräsidentin) im Namen eines Vereins (nämlich Zukunft Bozen) gewesen wäre, obwohl sie dieses Amt als SVP-Mitglied (übrigens die einzige Parteikarte die sie jemals hatte) bekleidet hat.
Man möchte jetzt schon mal vorgreifen und Schuldige finden, falls es wieder mal schiefgehen sollte.

Mo., 04.02.2019 - 16:20 Permalink
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Hans Hanser Do., 31.01.2019 - 13:22

Tolle Frau! Sie ist intelligent, hat studiert und kann anpacken. Mehr solche Frauen braucht das Land! Da können die Blondinen vom Edelweiß nicht mithalten. Kennt sich mittlerweile auch in der Südtiroler Parteienlandschaft sehr gut aus, hätte sollen sofort zur Lega gehen, dann säße sie heute im Landtag.

Do., 31.01.2019 - 13:22 Permalink
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Gabriel Hotzi Mo., 04.02.2019 - 17:26

Es ist bewiesen, dass Schulabbrecher (und jene, welche die Schule in der zweiten Oberschule abgebrochen haben) durchaus erfolgreich sein können.
Ein „chamäleontischer„ Werdegang kann hierfür unterstützend wirken.
Einige sollen es dadurch sogar bis in die Redaktion des öffentlichen Rundfunks geschafft haben.

Mo., 04.02.2019 - 17:26 Permalink