Wirtschaft | Abfall

Südtirol experimentiert

Ein Konsortium aus der Baubranche und das Amt für Geologie starten eine Partnerschaft, um recycelten Bauschutt als Zuschlagstoff für Beton zu nutzen.
andreas-auer_volkmar-mair.jpg
Foto: bau.recycle
Fast die Hälfte des Sondermülls in Italien fällt bei Bauarbeiten an. Laut ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) waren das im Jahr 2019 45,5 Prozent der knapp 154 Millionen Tonnen Sondermüll. EU-weit stammen 36,4 Prozent des gesamten Abfalls aus dem Baugewerbe. Nun will Südtirol mit einer Partnerschaft zwischen Baugewerbe und dem Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung neue Einsatzmöglichkeiten für recycelten Beton entwickeln. Beton macht beim Abriss von Bauwerken den größten Teil des Schutts aus.
 
 
Der Einsatz von Beton mit Recyclingprodukt-Anteil ist derzeit in Italien und somit in Südtirol, vom Gesetz her vorgeschrieben (Ministerialdekret vom 11. Oktober 2017). Aufgrund der aktuellen technischen Normen für Italien ist der Einsatz von Recycling-Beton jedoch nur begrenzt möglich, und dies, obwohl es zahlreiche Einsatzgebiete geben würde. „Im Sinne der Nachhaltigkeit muss die Verwendung von Recycling-Beton ausgebaut werden, damit eine wirklich geschlossene Kreislaufwirtschaft erreicht wird“, ist Andreas Auer, Präsident des bau.recycle - Konsortium für Baustoffverwertung überzeugt.
„Damit dies gelingt, haben wir mit dem Amt für Geologie und Baustoffprüfung eine Forschungskonvention abgeschlossen. Dabei geht es darum, die Entwicklung neuer Baustoffe mit Recyclingprodukten zu forcieren. Es soll erprobt und nachgewiesen werden, wo überall Beton mit Recyclingprodukt-Anteil eingesetzt werden kann und welche Voraussetzungen sowie Rezepturen dieser sogenannte RC-Beton für die verschiedenen Einsatzbereiche erfüllen muss“, erklärt Auer.
 
 
Konkret besteht die Konvention darin, dass die Mitglieder des bau.recycle - Konsortium für Baustoffverwertung RC-Produkte herstellen und Betonrezeptvorschläge im Labor erarbeiten und daraus Blöcke für die Tests im Großversuch anfertigen. Das Amt für Geologie und Baustoffprüfung führt die diesbezüglichen Tests und Analysen zur Einhaltung der Werte durch und erstellt sämtliche Gutachten sowie erarbeitet und interpretiert die Daten.
Gemeinsames Ziel der Projektpartner ist die Erarbeitung einer Leitlinie zur Herstellung von Beton mit Recyclingprodukten, sogenannter RC-Beton, und die Abfassung einer Vorlage für eine entsprechende UNI-EN-Norm für Italien. Damit soll sichergestellt werden, dass RC-Beton überall dort zum Einsatz kommen kann, wo dies technisch möglich ist. „Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung, die heute aktueller ist, denn je“, unterstreicht Volkmar Mair, Direktor des Amtes für Geologie und Baustoffprüfung. Zudem sollen die Ergebnisse der Studie für die Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt werden.