Wirtschaft | Rüstungsindustrie

Rüstungsausgaben weltweit auf Rekordhoch

2020 erreichten die weltweiten Rüstungsausgaben ein Rekord-Niveau von fast 2 Billionen US Dollar trotz COVID-Pandemie und schrumpfender Weltwirtschaft um 3,3 %.
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Trotz der Corona-Pandemie und ihren katastrophalen Folgen für die Wirtschaft wurde laut neuesten Daten des Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) im Jahr 2020 weltweit für die Rüstung mehr Geld ausgegeben als 2019. Während das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020 laut Internationalem Währungsfonds (IMF) um - 3,3 % gefallen ist, stiegen die Militärausgaben um 2,6%. Laut Schätzungen von SIPRI wurde weltweit die Summe von 1,98 Billionen in die Rüstung investiert, das ist ein neuer Rekord seit Beginn vergleichbarer Schätzungen im Jahre 1988.

Welche Länder haben die höchsten Militärausgaben?

Mit fast 778,2 Milliarden US$ im Jahr 2020 sind die USA unangefochten die Nummer 1, China belegt Platz 2 mit 252,3 Milliarden US$, das ist ein knappes Drittel der US-Militärausgaben. An 3. Stelle folgt Indien mit 72,9 Milliarden US$. Russland nimmt mit 61,7 Milliarden US$ erst Platz 4 ein, vor dem Vereinigten Königreich mit 59,2 Milliarden US$ und Saudi-Arabien mit 57,5 Milliarden US$.  Die ersten 6 Länder machen 2 Drittel der weltweiten Rüstungsausgaben aus. Unter den Top 15 Ländern befinden sich 6 Nato-Mitglieder (USA, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Kanada), davon 4 europäische Länder. Italien belegt mit 28,9 Milliarden Rüstungsausgaben Platz 11. 

China hat seine Militärausgaben in den vergangenen 26 Jahren kontinuierlich gesteigert, die aufstrebende Weltmacht will nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch eine immer stärkere Rolle einnehmen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treibt schon seit längerem den Ausbau und die Modernisierung des Militärs als Teil der "großen Erneuerung" des Landes massiv voran. Wenn auch die USA bei weitem die größte Militärmacht der Welt sind, so hat es China 2020 erstmals geschafft mit 360 Kriegsschiffen die größte Kriegsflotte zu besitzen. Laut US-Office of Naval Intelligence will China seine Kriegsflotte bis 2030 auf 425 Kriegsschiffe aufstocken.

Vergleicht man den prozentuellen Anteil an den weltweiten Militärausgaben der Top 15 Länder mit der Rangliste der Länder nach dem prozentuellen Anteil am BIP und nach den Pro-Kopf-Rüstungsausgaben, so ergibt sich kein einheitliches Bild.

Mit einem Anteil von fast 40% an den weltweiten Rüstungsausgaben dominieren die USA mit großem Abstand, auch bei den Pro-Kopf-Militärausgaben sind sie nach Israel die Nummer 2, während sie bezüglich der Militärausgaben in % des BIP (3,7%) nicht unter den Top 15 aufscheinen. Betrachtet man nur den prozentuellen Anteil an den weltweiten Rüstungsausgaben, so belegen China und Indien die vordersten Plätze nach den USA, bei den Militärausgaben als % des BIP und bei den Pro-Kopf Militärausgaben scheinen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt jedoch nicht unter den Top 15 Ländern auf.  Nur zwei Länder, nämlich Israel und Saudi-Arabien sind bei allen 3 Vergleichs-Kriterien unter den Top 15. Ländern. Viele Länder des Mittleren Ostens sind sowohl bei den Pro-Kopf-Militär-Ausgaben als auch beim prozentuellen Anteil der Rüstungsausgaben am BIP unter den Top 15 vertreten.

Exporte und Importe von Rüstungsgütern*

Laut SIPR fielen im Jahr 2020 die Rüstungsexporte und Importe, da wegen der Covid-19-Pandemie die Waffenproduktion und/oder die Verkäufe zurückgegangen sind. Die Rüstungsexporte/Rüstungsimporte im Fünf-Jahres-Zeitraum** von 2016-2020 sind, verglichen mit 2011-2015, auf demselben Niveau geblieben. Der Anstieg bei den Rüstungsexporten der Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland in diesem Zeitraum wurde durch rückläufige russische und chinesische Rüstungsexporte ausgeglichen.

Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor der größte Waffenexporteur und steigerten ihren weltweiten Anteil an Waffenexporten zwischen 2011-2015 und 2016-2020 von 32% auf 37%. Im Zeitraum 2016-2020 lieferten sie Rüstungsgüter an 96 Staaten, weit mehr als jedes andere Land. Russland ist mit einem Anteil von 20% die Nummer zwei, vor Frankreich (8.2%), Deutschland (5,5%) und China (5,2%). Diese 5 Länder machen mehr als 75% der weltweiten Rüstungsexporte aus. Fünf europäische Länder sind unter den 10 größten Rüstungs-Exporteuren, Italien rangiert mit einem Anteil von 2,2% am 10. Stelle. Italien exportiert Rüstungs-Güter in sehr viele Länder, nach Europa, in die USA in viele lateinamerikanische Länder, nach Afrika, in den Mittleren Osten und nach Asien. Seine Rüstungs-Importe bezieht es aus Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den USA und aus Israel.

Die Waffenimporte im Mittleren Osten und Nordafrika stiegen im Zeitraum 2016-2020, verglichen mit 2011-2015 um 25 %, vor allem wegen der stark steigenden Waffenimporte von Saudi-Arabien (+61 Prozent), Ägypten (+136 Prozent) und Katar (+361 Prozent). Anteilsmäßig führt Saudi-Arabien bei den Rüstungsimporten mit 11,5% vor Indien (9,5%), Ägypten (5,85%), Australien (5,1%) und China (4,7%). Fünf der 10 größten Waffenimport-Länder befinden sich in den Krisenregionen des Mittleren Ostens und Nordafrika (Saudi-Arabien, Ägypten, Algerien, Katar, Vereinigte Arabische Emirate) und sind wichtige Erdöl/Erdgas-Produzenten.

Fazit

Die Covid-19-Pandemie hatte dramatische Folgen für die Wirtschaft, ganze Wirtschaft-Branchen können nicht ohne Staatshilfe überleben, weltweit haben Millionen Menschen ihre Arbeit verloren oder bangen um ihre Existenz. Trotzdem haben viele Länder große Summen in die Rüstung investiert und ihre Militärausgaben weiter erhöht, was für die Stabilität und den Frieden in den diversen Krisengebieten der Welt keine guten Voraussetzungen schafft. Hilfsorganisationen sehen in der anhaltenden weltweiten Aufrüstung eine beunruhigende Entwicklung und kritisieren zu Recht, dass für Rüstung immer größere Summen ausgegeben werden, während Geld für eine nachhaltige Bekämpfung des Hungers in der Welt fehlt.

* Laut SIPRI inkludieren Rüstung-Exporte und Rüstungs-Importe Verkäufe militärischer Güter (schwere Waffen, Waffensysteme und Dienstleistungen) an militärische Abnehmer. Die von SIPRI publizierten Daten beziehen sich auf konventionelle Waffen.

** In ihrer Analyse betrachtet SIPRI einen Zeitraum von fünf Jahren, um jährliche Schwankungen zu auszugleichen.