Politik | Gesundheit

Psychologische Betreuung tut Not

Einstimmig angenommen wurde gestern (29. Juni) der Antrag des Team K, mit welchem der niederschwellige Zugang zu psychologischen Diensten gewährleistet werden soll.
Franz Ploner
Foto: Team K
„Wie ein Brennglas hat die Corona-Krise mit den einhergehenden Einschränkungen und Lockdowns die Auswirkungen des Mangels an psychischer Betreuung aufgezeigt”, so Erstunterzeichner Franz Ploner vom Team K, der in seiner Rede auf die einschlägige wissenschaftliche Literatur verwies. Darin wird von einer psychischen Belastung von großen Teilen der Bevölkerung ausgegangen. Nachdem die zukünftige Mehrbelastung der psychologischen Dienste bereits jetzt absehbar sei, wäre es verantwortungslos, den psychologischen Betreuungs- und Beratungsdienst nicht an die neuen Herausforderungen anzupassen und zusätzliche Beratungsmöglichkeiten zu schaffen, erklärte der Landtagsabgeordnete und ehemalige ärztliche Leiter des Krankenhauses Sterzing.
 
 
 
 
„Es kann festgestellt werden, dass die psychische Gesundheitsversorgung in Südtirol in der derzeitigen Form nicht den aktuellen Erfordernissen gerecht wird. Aus diesem Grund erscheint die Überlegung zum Aufbau von niedergelassenen Basispsychologen, welche eine ‚hausärztliche‘ psychische Betreuung garantieren, auch in Südtirol angezeigt“, so Ploner, der betonte, dass auch rechtliche Fragen zur Möglichkeit einer psychologischen Basisbetreuung vom Verfassungsgerichtshof bereits geklärt worden seien. Damit wäre eine entsprechende Vorgangsweise rechtlich und praktisch auch in Südtirol möglich. Wie der Landtagsabgeordnete erklärte, könnten die massiven Folgen der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit vieler Südtiroler Bürger abgefedert werden, indem man dem kampanischen und lombardischen Vorbild folgt und ein niederschwelliges psychologisches Beratungsangebot durch Basispsychologen aufbaut.
 
Der Antrag bedeutet eine kleine Wegstrecke – aber wenn man die Tür nicht aufmacht, kommt man nie weiter.
 
„Durch einen niederschwelligen Zugang zur psychologischen Beratung könnten psychische Pathologien bereits im Anfangsstadium erkannt und behandelt werden – somit wäre dieser auf den ersten Blick kostspielig anmutender Dienst in Wahrheit in vielen Fällen kosteneffizienter und gesundheitsvorsorgend”, so Ploner.
Ein Ersetzungsantrag, der von der Einbringern vorgelegt wurde, wurde auch von den Abgeordneten Gert Lanz (SVP), Brigitte Foppa (Grüne) und Uli Mair (Freiheitliche) unterzeichnet.
In der anschließenden Diskussion signalisierten die Abgeordneten über alle Parteigrenzen hinweg ihre Zustimmung. Mit 31 Ja-Stimmen wurde der Antrag einstimmig angenommen. 
Damit wird die Landesregierung verpflichtet, Initiativen von Seiten des Gesundheitsressort, dem Südtiroler Sanitätsbetrieb und der Psychologenkammer fortzuführen und diese unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Human- und Finanzressourcen zu intensivieren, um einen niederschwelligen Zugang zu den psychologischen Diensten zu gewährleisten. Weiters sollen verstärkt Kooperationen, auch in Form von Konventionen, zwischen den öffentlichen und privaten psychologischen Diensten eingegangen und eine Sensibilisierungskampagne in Bezug auf den Zugang zu den psychologischen Diensten im öffentlichen und privaten Bereich umgesetzt werden. 
„Der Antrag bedeutet eine kleine Wegstrecke – aber wenn man die Tür nicht aufmacht, kommt man nie weiter“, so Franz Ploner, der betonte, dass es wichtig sei, die Psychologenkammer einzubeziehen. Niedergelassene Psychologen könnten einen wichtigen Beitrag zu diesem Dienst leisten. Auch die Einrichtung eines Pilotprojekts mit einem niedergelassenen Psychologen neben einem Hausarzt könnte in Betracht gezogen werden.