Gesellschaft | Journalismus

Journalismus zum Mitmachen

Im Trentino wurde dieses Jahr ein Projekt zum Thema partizipativer Journalismus abgehalten. In Zukunft könnte es auch in Südtirol stattfinden.
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Foto: upi

Mit dem Titel „Comunità e Narrazione“ lief dieses Jahr im Trentino ein Projekt, welches den partizipativen Journalismus fördern soll, Gerichtet an 18 bis 25-Jährige, wurden zwischen März und Juni jeweils zwölf Treffen in Trient, Caldonazzo und Mezzolombardo abgehalten. Dabei ging es um Themen wie „Il Trentino e L'Europa“, „Basi fondamentali per una buona notizia“, „Giornalismo partecipativo. La Carta Europea“, „Importanza dell'identità culturale e storica“, „Il linguaggio istituzionale“ oder „L'immagine e il testo“.

Nach den Workshops wurden die Teilnehmer dazu aufgefordert einen thematischen Text zu schreiben, welcher von einer Expertenkommission ausgewertet und anschließend prämiert wurde. Der erste Preis war ein einjähriger freier Arbeitsvertrag bei der Webzeitung „Il Dolomiti“, die vor Kurzem ihr einjähriges Bestehen gefeiert hat. Zudem winkten für die drei ersten Plätze jeweils ein iPad Mini 4, für den vierten, fünften und sechsten Platz gab es je ein iPad Mini 2 zu gewinnen.

An das Projekt angeschlossen ist außerdem ein dreimonatiges Praktikum, von September bis November, bei einem Onlinemedium. Auch salto.bz wird zwei Praktikanten aus diesem Projekt aufnehmen.

Das Projekt wird – aufgrund der Nachfrage im Trentino – im nächsten Jahr wiederholt. Eine Ausweitung auf Südtirol steht im Raum.

Was ist partizipativer Journalismus?

Es gibt mittlerweile mehr als 14 Millionen Blogs, Tendenz steigend. In Europa fasste der partizipative Journalismus nach den Terroranschlägen in der Londoner U-Bahn von 2005 Fuß. Damals benutzte nämlich die BBC für ihre Berichterstattung ein Handyfoto von einem Fahrgast der U-Bahn. Von da an haben immer mehr große Medien den partizipativen Journalismus für sich entdeckt.

Im selben Jahr wurde in Frankreich die citizen-journalism Seite AgoraVox gegründet. Mittlerweile ist sie nach Le Figaro das meistgelesene Onlinemedium in Frankreich. In Italien gibt es zur Zeit drei solcher Plattformen. AgoraVox Italia wurde 2008 gegründet. Das System wird von einer Gruppe von 450 Journalisten betreut. Es werden aber nicht alle Artikel publiziert. Veröffentlicht werden nur jene Artikel, welche zuvor von einigen Moderatoren eine positive Bewertung erhalten haben.

Eine weitere Plattform ist Blasting News Italia, der italienische Ableger der internationalen Blasting News, von dem unter anderem es auch einen deutschsprachigen Ableger gibt. Der Zweck der Plattform ist es freie und unabhängige Inhalte zu veröffentlichen. Blasting News hat 23.000 aktive Reporter in 32 Ländern und zirka 10 Millionen Leser monatlich. Zuletzt gibt es noch das Bloggingnetzwerk Cittanet.

Im deutschsprachigen Raum hat zum Beispiel der Standard seine Onlinepräsenz parizipativ gestaltet. Ein lokales Beispiel für ein parizipatives Medium ist salto.bz, welches zugleich auch das erste dieser Art in Südtirol ist.

"Comunità e Narrazione" zielt darauf ab, mit motivierten Jugendlichen eine ähnliche Plattform im Trentino aufzubauen.

Der partizipative Journalismus verbreitet sich immer weiter. Darüber hinaus ermöglicht er eine einzigartige Interaktion zwischen User und Information. Die Krise der Printmedien – eine Folge der Wirtschaftskrise und der technologischen Revolution – führte dazu, dass neue Modelle der Information entwickelt wurden. Durch das Web 2.0 wurde mit dem partizipativen Journalismus eine neue Alternative zum traditionellen Journalismus geschaffen.

Partizipativer Journalismus ist sehr vielfältig: von der Kommentarfunktion unter Artikeln bis hin zur Möglichkeit, eigene Artikel und Videos hochzuladen. Dadurch ist es möglich, einen maßgebenden und äußerst sichtbaren Informationsfluss zu generieren. Der partizipative Journalismus ist zudem unabhängig von kommerziellen Interessen – so die Veranstalter der Workshops.

Europäische Charta des partizipativen Journalismus

Die europäische Charta des partizipativen Journalismus entstand, um den Bürgerinnen und Bürgern, die sich dafür engagieren, bei den verschiedenen Institutionen auf allen Ebenen Gehör zu verschaffen. Sie wurde aber auch formuliert, weil der partizipative Journalismus vor allem dort entsteht, wo die Institutionen ihre Grenzen erreichen. Die Charta beinhaltet folgende Punkte:

  • Berichte aus dem Alltagsleben aus den jeweiligen peripheren und internationalen Gebieten
  • Schaffung eines Raumes zur Reflexion gesellschaftlicher Probleme
  • Vermittlung eines „sozialen Journalismus“, indem man kritischen Stimmen einen Platz gibt
  • Findung eines gemeinsamen Modus und Themen von kollektivem Interesse aufwerfen

Die Leitlinien von „Comunità e Narrazione“

Das Projekt widmet sich 18 bis 35-Jährigen, um die Entwicklung gemeinschaftlicher lokaler Medienprojekte zu fördern. „Durch die Zusammenwirkung von Partizipation und Krise ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten.“ So der Verein „tempora onlus“, der das Projekt organisierte. Beispielweise wurde ihr innovatives Know-How ausgenutzt und ihre unternehmerische Entwicklung gefördert. Das geschah immer im Einlang mit den Kritereien der Jugendpolitik der Autonomen Provinz Trient.

Dass man sich bei „Communità e Narrazione“ vor allem an die Jugendlichen richtet, begründet sich darin, dass sie von der aktuellen Krise am stärksten betroffen sind und sie sich durch dieses Projekt neue kulturelle und soziale Horizonte erschließen können.