Chronik | Zur Langlebigkeit eines Phänomens

BERLUSCONISMUS ist ernstzunehmen

Im Blog BERLUSCONTEXT geht es um jene politische Frage, die jeder italienischer Staatsbürger von interessierten Ausländern seit Jahren am häufigsten gestellt bekommt, jene zur einzigartigen Langlebigkeit des populistischen Phänomens Berlusconi: Was denkt ihr euch eigentlich dabei, so einen so oft zu wählen, und ihm auch jetzt noch, nach seiner x-ten, diesmal letztinstanzlichen gerichtlichen Verurteilung die Stange zu halten? So salopp, wie diese Frage oft gestellt wird, ist sie natürlich nicht zu beantworten.
Von Nicht-Italienern ist dazu viel Lehrreiches geschrieben worden, auch viel Belehrendes. Was dabei oft übersehen wird: Nicht nur die Mehrheit der italienischen Wählerschaft, sondern erst recht die italienische Sozialwissenschaft hat sich von Anfang an durchaus kritisch und tiefschürfend mit dem Phänomen des Berlusconismus auseinandergesetzt. Nur werden diese Stimmen oft zu wenig wahrgenommen. Das soll hier nachgeholt werden.
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Zur Langlebigkeit des Phänomens Berlusconi zitiere ich in den folgenden posts ausschließlich Antworten italienischer Autoren, die einen gewissen wissenschaftlichen Anspruch erheben: politikwissenschaftliche, soziologische, historische, soziolinguistische, psycholinguistische, kommunikationswissenschaftliche und philosophische Befunde. Ihre Thesen werde ich der Reihe nach stichwortartig auf deutsch zusammenfassen.

Zusammen verheißen sie einen ersten Schlüssel dazu, wie man sich die Langlebigkeit des Phänomens Berlusconi sine ira et studio erklären könnte. Über mögliche Schlüsselbegriffe hierzu nachzudenken und zu diskutieren, dazu lade ich Sie im  wordpress-Blog BERLUSCONTEXT ein.

Bei der Auswahl der Bücher, die ich zitiere, berücksichtige ich nur jene, die genau in dem Zeitraum zwischen dem sogenannten "Herabsteigen" Berlusconis in die aktive Politik 1994 bis zu seinem Ausscheiden als Regierungschef 2011 veröffentlicht worden sind; dieser letzte Erscheinungsjahrgang ist dabei am stärksten vertreten. Nicht berücksichtigt werden neben den ausländischen und den älteren  Werken auch die vielen jüngsten innenpolitischen Chroniken und Polemiken pro und contra Berlusconi in Italien, einschließlich der Bücher über die angeblich dubiose Herkunft seines Reichtums einerseits, und über sein angeblich dubioses Sexualleben andererseits. Auch in den vieltausendseitigen Dokumentationen aller  Gerichtsverfahren gegen Silvio Berlusconi suche ich hier nicht nach ernsthaften italienischen Erklärungen für die Langlebigkeit des Phänomens Berlusconis.

Ihre Thesen werde ich der Reihe nach stichwortartig auf deutsch zusammenfassen. Für die Kontextualisierung des Phänomens auch über den aktuellen Berlusconismus hinaus schlage ich zunächst nach bei vier italienischen Politikwissenschaftlern von internationalem Renommée.