Umwelt | Gastkommentar

“Ein schlechter Witz”

Energiesparen durch einen Heizungs-Check ist in Deutschland ab 1. Oktober Pflicht. Die Südtiroler Landesregierung aber will davon nichts wissen. Ein Zwischenruf.
Heizung
Foto: CC0
Seniorenwohnheime schlagen wegen davon galoppierender Energie- und Heizungskosten Alarm, Schulen, Turnhallen und öffentliche Gebäude werden auch zur Kasse gebeten. Dabei gebe es rasch umsetzbare technische Maßnahmen wie den modernen Heizungs-Check, der in der Regel mit sofortiger Wirkung 20 bis 30 % Energieeinsparung einbringt.
Ab 1. Oktober 2022 ist in Deutschland ein neuer Heizungs-Check Pflicht. Darunter verstehen Fachleute den Hydraulischen Abgleich, Anpassung der Reglereinstellungen, Einbau hocheffizienter Heizungspumpen und dauernde Überwachung der Heiz- und Kühlanlagen. Der Heizungs-Check als solcher benötigt wenige Wochen, danach werden Heiz- und Kühlanlagen neu eingestellt. Innerhalb kürzester Zeit lassen sich Öl- und Gaseinsparungen von 20 bis 30 % erzielen, was angesichts der derzeitigen Kostenexplosion eine spürbare Erleichterung wäre.
Am 3. Februar 2022 brachte ich für die Grüne Fraktion den Beschlussantrag mit dem Titel „Klimaschutz: Optimierung der Anlagentechnik in öffentlichen Gebäuden – schnell, effizient und wirtschaftlich“ in den Landtag ein. Am 11. Mai wurde er dann in der Landtagssitzung behandelt, die SVP-Lega-Mehrheit hat sich den energietechnischen Luxus erlaubt, unseren Vorschlag der Energieeinsparung mit 19 zu 16 Stimmen abzulehnen.
 
 
 
 
Dabei sollte die Landesregierung doch mit gutem Beispiel vorangehen. Das Land Südtirol verwaltet über 300 von den insgesamt 2000 öffentlichen Gebäuden. Laut aktuellem Klimaplan möchte das Land innerhalb 2023 die eigenen 300 Gebäude einem Energie-Audit unterziehen mit dem Ziel, anschließend bis 2025 die 100 energieintensivsten Gebäude zu sanieren.
Damit wären bis 2025 oder 2026 erst fünf Prozent der rund 2000 öffentlichen Gebäude des Landes und der Gemeinden energetisch saniert, was einer jährlichen Sanierungsrate von einem Prozent entspricht. Das ist wie Autofahren mit angezogener Handbremse: irgendwann um das Jahr 2100 wäre dann der öffentliche Gebäudebestand endlich saniert. Das ist angesichts der brennenden Klimakrise ein schlechter Witz.
Die SVP-Lega-Mehrheit hat sich den energietechnischen Luxus erlaubt, unseren Vorschlag der Energieeinsparung mit 19 zu 16 Stimmen abzulehnen.
Deshalb mögen sich Land und Gemeinden endlich einen Ruck geben und sofort mit dem Heizungs-Check beginnen, damit ließe sich in kürzester Zeit viel Steuergeld und viel schädliches Klimagas einsparen. Um die internationalen Klimaziele zu erreichen, sollte als nächstes die energetische Sanierungsrate der öffentlichen Gebäude auf rund vier Prozent angehoben werden. Sofortiger Heizungs-Check und 4%-Sanierungsrate ist das Gebot der Stunde.
 
Hanspeter Staffler ist Landtagsabgeordneter der Grünen.
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Josef Fulterer Sa., 01.10.2022 - 06:22

Zum von der KLIMA-KRISE geforderten vernünftigen Umgang, auch mit den nicht-FOSSIELEN Brennstoffen und dem STROM, leisten die derzeitigen Preise beste Erziehungs-Arbeit.

Sa., 01.10.2022 - 06:22 Permalink
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Karl Gudauner Mo., 03.10.2022 - 11:46

Ein konkreter Vorschlag, der von Fachleuten und von den zuständigen Ämtern in der Landesverwaltung überprüft werden sollte! Entsprechende Stellungnahmen können das Pro und Kontra nachvollziehbar aufschlüsseln und ebenso die Möglichkeit der Umsetzung. Das gehört zum Mindestmaß an sachpolitischer und demokratischer Interaktion. Maßnahmen in der Umweltpolitik, die jetzt zielstrebig vorangetrieben werden, kommt eine wichtige Signalwirkung für den Prozess der ökokompatiblen Transformation zu. Indem ein Zahn zugelegt wird, zeigt die Landesregierung Entschlossenheit. Und in den Augen der Bevölkerung erhalten Umwelt- und Klimapolitik den notwendigen Stellenwert und die entsprechende Unterstützungsbereitschaft.

Mo., 03.10.2022 - 11:46 Permalink