Gesellschaft | Erinnerungen

Danke, Franz

Unzählige Menschen gedenken im ganzen Land des Sarner Pazifisten Franz Thaler, auch abseits der Öffentlichkeit.

Die Nachricht von Franz Thalers Tod hat sich in Windeseile in Südtirol verbreitet. Trotz der späten Stunde und auch dank der sozialen Medien. Darin erinnern Menschen im ganzen Land des Sarner Pazifisten und KZ-Überlebenden. “Pfiati Franz und danke für deinen Mut”, schreibt die Grüne Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa. Ein Dankeschön kommt auch vom Mühlbacher Jugendarbeiter Armin Mutschlechner: “Ein großer Südtiroler ist von uns gegangen. Er hatte die Courage, in seiner Jugend gegen den NS-Strom zu schwimmen. Danke für dein stilles Handeln, das nicht nur mir Vorbild ist. Danke für alles, Franz.” Ein Vorbild, das soll Franz Thaler auch über seinen Tod hinaus bleiben. Der Meraner Gemeinderat der Ökosozialen Linken, David Augscheller, gedenkt des 90-Jährigen auf Twitter: “Ein Antifaschist hat uns verlassen. Seine radikale Kohärenz möge vielen Vorbild sein, sein Wunsch. Foppas Parteikollege und Ex-Bozner-Gemeinderat Tobe Planer erinnert Thaler als “‘kleinen’ Mann – großes Vorbild”. Und auch Landeshauptmann Arno Kompatscher postete die Meldung vom Ableben Thalers auf seiner Facebook-Seite, mit den Worten “Unvergessen. Dimenticare mai”. So lautet der Titel des Buches, in dem der Sarner seine Memoiren niederschrieb.

“Mit seinem Werk ‘Unvergessen’ trug Thaler wesentlich dazu bei, dass sich Südtirol erstmals mit der eigenen NS-Zeit auseinandersetzte, schreibt SVP-Obmann Philipp Achammer am Freitag Vormittag. “Er hat durch das Aufzeichnen seiner Lebenserinnerungen ein bedeutendes Dokument geschaffen, das es auch der heutigen Jugend ermöglicht, das erfahrene Leid und Unrecht der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus nachzuempfinden”, so Achammer. Thaler habe zudem gezeigt, dass man seine Menschlichkeit nicht verlieren dürfe und auch seinen ehemaligen Feinden verzeihen können müsse. “Vergessen kann man nicht, aber verzeihen schon”, sagte der Sarner KZ-Überlebende in einem Interview zu seinem 90. Geburtstag im März dieses Jahres. “Gerade diese Haltung ist es, die Franz Thaler zu einem Vorbild nicht nur für die Jugend macht. Unser Beileid gilt der Trauerfamilie”, betont der SVP-Obmann.

“Sono profondamente addolorato, kommentiert Alessandro Urzì auf Facebook die Nachricht, “Non era…è una grande anima, schreibt Sandro Repetto auf Twitter. Einer der ersten, der noch am Donnerstag Abend zum Tod Franz Thalers Stellung nahm, war Roland Lang vom Südtiroler Heimatbund. Durch sein Handeln habe Thaler “Tiroler Standhaftigkeit” gezeigt und sein Leben riskiert, um seiner Überzeugung treu zu bleiben. Doch abseits der Reaktionen von Politik und anderen, die in der Öffentlichkeit stehen, erheben sich vor allem Stimmen aus der Bevölkerung: Erinnerungen, Danksagungen, Beileidsbekundungen und Aufrufe, das Werk Franz Thalers weiterzuführen. “Seine Größe war die Bescheidenheit, schreibt ein Facebook-User, als einen, “der von der Hölle zurückgekommen ist”, gedenkt seiner ein anderer. “Ich hatte als Jugendliche die Ehre, mit ihm nach Dachau zu fahren. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein Ausdruck von großer Bescheidenheit, Genügsamkeit und Dankbarkeit, ohne Verbitterung den Tätern gegenüber”, so die Erinnerungen und Worte einer Kommentatorin. Eine eindrückliche Erinnerung schildert am frühen Freitag Morgen Guido Margheri von Sel: “Il ricordo più vivido è legato al 50° anniversario del 25 aprile nel 1995. Una data difficile per la nostra terra. Eppure durante la manifestazione centrale alla Waltherhaus avenne un piccolo evento storico. Silvius Magnago strinse la mano a Franz Thaler e gli parlò con rispetto. Dopo anni di oblio e di ostilità, proprio il leader storico dei sudtirolesi che aveva perso una gamba durante la campagna di Russia, riconosceva in qualche modo le ragioni di quell'uomo deportato a Dachau per aver rifiutato l'esercito in cui lo stesso Magnago aveva combattuto. E si stringevano la mano in una sala in cui si commemorava la Liberazione dal nazifascismo. Un segno di speranza.”