Wirtschaft | SAD-Skandal

Notizen aus der Provinz

Das Buch „Freunde im Edelweiss“ hat jetzt zu einem Misstrauensantrag gegen den Präsidenten des Tourismusverein Alta Badia Oscar Alfreider geführt.
Alta Badia
Foto: Othmar Seehauser
Das Treffen war für Donnerstag, 9 Uhr früh angesagt.
Am Sitz des Tourismusvereins Alta Badia (ATAB) ging gestern eine außerordentliche Vorstandssitzung über die Bühne. Auf der Tagesordnung standen dabei nur zwei Punkte.
 

1. Stellungnahme des Präsidenten Oscar Alfreider in Bezug auf die Zitate, die im Buch „Freunde im Edelweiss“ enthalten sind;
2. Vertrauensabstimmung über das Amt des Präsidenten.

 
Die Sitzung im Gadertal ist eine direkte Folge des vor zwei Wochen erschienenen Buches „Freunde im Edelweiss“. Die Auswirkungen des Polit-Erdbebens haben jetzt auch die Peripherie erreicht.
Auffallend dabei: Lokale Interessensgruppen versuchen eine Aufklärung möglicher Verantwortlichkeiten viel schneller, schnörkelloser und gründlicher durchzuführen als man es seit Monaten in der SVP tut. Denn während Achammer & Co sich seit zwei Wochen über die Umstände der Veröffentlichung auslassen und dabei bewusst den Großteil der Inhalte der abgehörten Telefongespräche aussparen, setzt man sich in Alta Badia direkt mit den Abhörungen auseinander.
 
 
 
Auf seiner Pressekonferenz hat Landesrat Thomas Widmann sich damit verteidigt, dass er innerhalb vier Monaten nur sieben Telefongespräche mit Ingemar Gatterer geführt hätte. Oscar Alfreider hat genau ein Telefongespräch mit dem SAD-CEO geführt. Doch das reichte, damit der Vorstand des Tourismusvereins jetzt die Vertrauensfrage über den Präsidenten stellt.
 

Gatterers Privatdetektiv

 
Am 1. März 2019 meldet sich Oscar Alfreider telefonisch bei Ingemar Gatterer. Oscar Alfreider ist zu diesem Zeitpunkt Mitglied der Baukommission der Gemeinde Corvara und Präsident des Tourismusvereins Corvara.
Oscar Alfreider und Ingemar Gatterer kennen sich aus beruflichen Gründen. Der Tourismusverein Corvara vergibt jahrelang einen äußerst lukrativen Skibus-Auftrag direkt an ein Gatterer-Unternehmen. Gatterers Busunternehmen sind in Alta Badia seit Jahrzehnten im Einsatz.
In diesem Telefongespräch geht es aber nicht um Busdienste, sondern um einen Dienst ganz anderer Art. Es geht um einen prominenten Namensvetter des Tourismuspräsidenten, um Daniel Alfreider.
 
 
Der Hintergrund ist bekannt. Um Daniel Alfreider platzt im Dezember 2018 die sogenannte „Hütten“-Affäre. Heute weiß man, dass verschiedenste Personen in und außerhalb der SVP hier tatkräftig mitgeholfen haben. Einer, der alles tut, um Daniel Alfreider als zukünftigen Mobilitätslandesrat zu verhindern ist, Ingemar Gatterer.
Wie weit der SAD-Patron dabei geht, wird in einem Telefongespräch deutlich, das Gatterer am 21. Dezember 2018 mit Thomas Widmann führt. Auch hier geht es um Daniel Alfreider und die Perspektive, dass der Gadertaler SVP-Politiker neuer Mobilitätslandesrat wird.
 
Ingemar Gatterer: Wenn er Landesrat wird, dann stelle ich einen Privatdetektiv an, der das da drinnen durchforstet bis auf den letzten Millimeter.
Thomas Widmann: Ja, ja, logisch, verstehe ich.
Gatterer: Den mache ich fertig (lacht).
Widmann (lacht): Das glaube ich dir.
 
Laut Thomas Widmann sind nicht dieser Umgangston und diese Dialoge barbarisch, sondern die Tatsache, dass man diese Gespräche öffentlich macht.
Auch so kann man die Welt sehen.
Ingemar Gatterer sucht in den darauffolgenden Wochen und Monaten jedenfalls aktiv nach Belastungsmaterial gegen Daniel Alfreider in und um Corvara. Und gleichzeitig nach Unterstützern und Helfern für seinen Kreuzzug gegen Daniel Alfreider.
 

„Mich freut das, was du tust.“

 
Vor diesem Hintergrund kommt der Anruf Oscar Alfreiders am 1. März 2019 für Ingemar Gatterer wie ein Geschenk des Himmels.
Denn nach einem kurzen, belanglosen Eingangsgeplänkel kommt der Gadertaler Tourismuspräsident zur Sache.
 
Oscar Alfreider: Die Pusterer sind stärker als die Gadertaler, das habe ich gesehen.
Ingemar Gatterer: Mah, das weiß ich nicht (lacht).
Alfreider: Nein, die getrauen sich, ein bisschen gegen den Alfreider zu reden.
Deswegen rufe ich dich an.
Gatterer: Ja.
Alfreider: Mich freut das, was du tust.
Gatterer: Ja hoi? Bravo.
Alfreider: Ja. Auch wenn er gleich heißt wie ich, der ist ein Zigeuner, ein Schlutziger und nichts Anderes.
Gatterer: Ein furchtbarer Mensch, ja (...). Was ich dir sagen kann, dass wir wegen seines Hüttenstreites alles tun, um ihm das Leben schwer zu machen.
 
 

Alfreider: Ja, und dort helfe ich dir mit. Wenn du einmal Zeit hast, dann treffen wir uns irgendwo und dann kann ich dir ein paar Sachen erzählen.
Gatterer: Das ist super. Komme ich nächste Woche bei dir vorbei? Weißt du, weil wir wollen unbedingt eine Eingabe gegen ihn machen. Und dafür bräuchte ich noch ein paar wichtige Sachen. Alles, was ich auffischen kann, wäre ...
Alfreider: Ja, ja. Zum Beispiel die Projekte, die er gemacht hat, hat er zum Teil selber gezeichnet.
Gatterer: Ja, aber hast du konkrete Beweise?
Alfreider: Ööh, ich bin ja selber in der Baukommission, drinnen.
Gatterer: Alles okay. Reden wir nicht mehr beim Telefon, weil mein Telefon wird abgehorcht.
Alfreider: Ja, ja okay.
 

Das Patt

 
Nachdem drei Jahre später dieses Gespräch im Buch „Freunde im Edelweiss“ wiedergeben wird, geht es in Alta Badia ganz schnell.
Einige Mitglieder des Tourismusvereins verlangten vergangene Woche schriftlich eine Erklärung ihres Präsidenten zu diesem abgehörten Telefongespräch. Oscar Alfreider berief deshalb am Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung des Vorstandes ein. Diese Sitzung ging bereits einen Tag später über die Bühne.
 
 
 
Der zehnköpfige Vorstand traf sich gestern in der Sala Biotopo in Corvara. Zuerst gab Oscar Alfreider seine Stellungnahme ab. Rund 45 Minuten redete der ATAB-Präsident. Oscar Alfreider legte dabei seine Beweggründe dar und führte noch einmal detailliert aus, was er für den Tourismusverein in den vergangenen Jahren alles getan und erreicht hat.
Danach musste der Präsident den Saal verlassen und der Vorstand diskutierte weiter. Am Ende kam es zu Abstimmung, die mit fünf Stimmen für Alfreider und fünf Stimmen gegen Alfreider ausging. Diese Patt-Situation ist alles andere als eine Stärkung oder Bestätigung für den ATAB-Präsidenten.
Nach Informationen von Salto.bz hat sich Alfreider jetzt einige Tage Bedenkzeit ausbedungen, um zu entscheiden, was er tun wird. Der Vorstand hat auch beschlossen, dass es bereits im Oktober 2022 zu Neuwahlen im Tourismusverein kommen wird. Ursprünglich sollten diese Neuwahlen erst im Frühjahr 2023 über die Bühne gehen.
Doch die SAD-Affäre hat auch diesen Fahrplan jetzt durcheinandergebracht.
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Fr., 01.04.2022 - 05:51

Die telephonische Unterhaltung von Ingemar Gatterer und dem Gadertaler Tourismus Präsidenten müßte langsam reichen, um vom dazu abgeleiteten Schmierentheater einiger aufgeblasener Provinzfürsten, die in ihren thelephonischen Unterhaltungen die Sau heraus gelassen haben, wieder zum SAD-Skandal zurück zu finden, bei dem der Widmann unter dem großen Luis den Gatterer gemästet hat, der sich begreiflicher Weise nur ungern vom Kompatscher, aus dem goldenen Paradis vertreiben lassen wollte.

Fr., 01.04.2022 - 05:51 Permalink