Kultur | Salto Afternoon

Max Pistols

Der Punkrocksänger Max Silbernagl hat einen poetischen Gedankenhochsprung gewagt. Unverschlüsselt und ehrlich. Und zum Glück literarisch nicht fehlerfrei!
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Foto: Sonja Steger

„Loss di net stressn, trink liaber a Bier.“ Mit diesem Leitsatz verabschiedete sich Max Silbernagl bei einem jüngst geführten Telefongespräch. Ich wollte beim Autor und Sänger in Erfahrung bringen, weshalb seine Band Chaos Junkies für das Ende Oktober im Bozner Veranstaltungszentrum Pippo angesetzte Punkrockkonzert  als zunächst bestätigte Vorband auf der Bühne nicht zugegen war. Geladen waren am selbigen Abend nämlich die bekannten Punk-Ikonen Total Chaos aus Kalifornien. „Wird schon ein anderes Mal klappen“ konterte Max Silbernagl geschickt und optimistisch und steckte die kurzfristig und wegen angeblicher Mißverständnisee erfolgte Konzertabsage kühl und gelassen weg. 

 

Viele Gedanken und persönliche Leitsätze des Max Silbernagl  über sich, die Zeit, die Welt, das Essen, das Bier, andere Menschen  sind nun in Buchform erschienen. „Mein Ziel ist es ein möglichst ehrliches Bild meiner Gedanken widerzuspiegeln,“ schreibt er in der Einleitung und fordert die Leser heraus „sich selbst eine Meinung über das Geschriebene/Gedachte zu bilden.“
Der Autor brilliert mit einer aufrichtigen Ehrlichkeit, wie sie in den literarischen Elfenbeintürmen des elitären und mitunter heuchlerischen Kulturbetriebs kaum mehr zu finden ist. Seine rotzig und schnörkellos daherkommende Poesie erinnert an die ungeschminkte anarchistische Lyrik des großen Anarcholiteraten Erich Mühsam  ohne natürlich den geringsten Vergleich zwischen Mühsams Gedichten und Silbernagl`scher Punkpoesie anstellen zu wollen. 

 

Vielmehr kokettieren Erich Mühsams liederliche Verse wie auch Silbernagls Gedichte mit der Anarchie und dem Anarchismus. Sogar das weltweit meistgesprühte Symbol, das Anarchisten-A, prangt von Silbernagls Buchcover. Es steht wie kein anderes Zeichen für Freiheit. Und nun offiziell auch für Max Silbernagls Gedichtband. 

 

Let me alone I want to do it by myself
Hör auf mich verbessern zu wollen
Let me be like I am
Habt ihr verstanden?
Lasst mich sein wer ich bin,
nämlich ein kritischer Punk/Schreiberling.
 

 

Man muss Silbernagls Poesie nicht mögen, man sollte sie vielleicht auch nicht "normal" lesen, so wie viele eben manchmal glauben Gedichte lesen zu müssen, mit richtiger Betonung, exaktem Timbre ect.. Vielmehr sollten die Gedichte von Max Silbernagl frech, kantig, nasal und vor allem laut in die Welt gebrüllt werden, denn sie haben die Qualität, um die Zuhörer zu Pogo und Stagediving anzuregen: God save (the) Max Pistols