Politik | Fridays for Future

War da was?

Die Pandemie wird auf die eine oder andere Weise in nicht allzu langer Zeit Geschichte sein. Höchste Zeit über ernsthaftere Probleme zu reden!
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Ja es war kalt beim Friday for Future.
Es auch nicht besonders attraktiv, bei Minusgraden im vorweihnachtlichen Schnee zu stehen und Maßnahmen gegen die Welterwärmung zu diskutieren. Trotzdem kamen einige Unentwegte zusammen (gezählt etwas über 100 Leute) um ihren Unmut über mangelnde Maßnahmen, unzureichende Planung und Kontrolle und phantasieloses Weiter-wie-bisher kundzutun. Die junge Truppe um Majda Brecelj und Zeno Oberkofler haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, mit Freude und Fakten ihren Standpunkt zur Klimapolitik des Landes dargelegt (zu wenig, zu spät, ausführliche Analyse und ergänzende Forderungen hier), für den Nachmittag Diskussionsrunden organisiert, die Technik hat weitgehend mitgespielt und Nina Duschek, Thomas Traversa und Jacopo Fanchi Schiesaro gaben dem Ganzen die richtige Prise musikalischen Schwung. Insgesamt also eine sehr gelungene Veranstaltung.

Bloß, wo waren alle anderen? Interessiert uns die Thematik nicht? Sind wir der Meinung der Klimawandel beträfe uns nicht und es würde genügen, sich peinlichst auf Steuerzahlerkosten in Frau Merkels wohlverdienten Ruhestand zu wanzen, damit alles wieder wird, wie es früher niemals war?

Oder ist es uns tatsächlich egal, ob die nachfolgenden Generationen noch die Grundlage haben, ihr Leben sinnstiftend zu gestalten?

Oder, dritte Option und gleichzeitig Dümmste: Fühlen wir uns von der derzeitigen Landesregierung so gut vertreten, dass wir getrost unser Ding machen können? Die werden das schon lösen?

Ich hege ernsthafte Zweifel:

Die wichtigsten Ziele des Klimaplans für Südtirols aus dem Jahr 2011 wurden verfehlt. So what, neuer Plan her!
Im Klimaplan 2021 fehlen jedoch grundlegend notwendige Angaben und Überlegungen (fehlende Dekarbonisierungsstrategie Heizanlagen, Ausbauziel Photovoltaik völlig unzureichend und Landwirtschaft und Autobahn werden gar nicht erst berücksichtigt).

Politische Führung, klare Kommunikation und vor allem klare, auf wissenschaftlichen Analysen basierende Ideen sind ja nicht gerade die Stärke der SVP, wie uns durch Covid19 anschaulich vor Augen geführt wurde.

Außerdem: Das Landesgesetz für Raum und Landschaft entbehrt 3 Jahre nach Verabschiedung immer noch der Grundlagen, den Landschatfsverbrauch wirksam zu reduzieren und nachhaltige Stadt- und Dorfplanung zu ermöglichen. Es genügt halt nicht, die Bestandshäuser in Styropor einzupacken, wir brauchen neue Konzepte der Siedlungsplanung, der Mobilität und der Arbeitsweisen. Die notwendigen Nachbesserungen am Gesetz lähmen seit Jahren den Umbau des Landes.

Die Anlassgesetzgebung zur Rettung braver Parteisoldaten scheint immer wichtiger als die umsichtige Gestaltung der Zukunft. (z.B. hier:)

Es sind in der Landeshaushaltsplanung für die nächsten Jahre über 1 Mrd. Euro für Straßenprojekte vorgesehen, für eine Technologie (PKW), die wir zwingend hinter uns lassen müssen.
Der Topf zur Erneuerung der Aufstiegsanlagen (Tourismus, nicht Nahverkehr) ist so voll wie nie.

Lieber im Hinterzimmer faule Kompromisse schließen, als einen grünen Bürgermeister in Meran zu ertragen. Lieber eine Koalition mit der kreidefressenden Lega eingehen, als Team K oder Grüne neben sich erdulden zu müssen.

Da kann Katharina Zeller noch so überzeugend behaupten, sie hätten die Klimakompetenz. Solange ein Pillepalle-Projekt wie das Ötzimuseum am Virgl nicht geradeheraus zurückgewiesen wird (peinliches Herumlavieren), sind alle Ökoanwandlungen der SVP wohl nur Greenwashing nach dem Motto: Das ist halt jetzt Mode, manche Leute wollens hören, anderen ists egal, Hauptsache es ändert sich nix in ihrem Leben und wählen tun uns sowieso die Verbände.

Aber: Die Folgen des Klimawandels werden uns tatsächlich in unseren Freiheiten einschränken! Altro che Pandemie…

Und wer bis hier durchgehalten hat, kann auch gleich unterschreiben:

Vernetzt Euch z.B: auf Facebook:
Adults For Future – Southtyrol
@fridaysforfuture.bz
@KlimaClubSuedtirol

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Profil für Benutzer Martin Streitberger
Martin Streitberger Sa., 11.12.2021 - 20:44

Applaus Lukas für deine Wutrede, die mehr als gerecht erscheint. Ich habe jetzt deine Einladung unterschrieben. Vor einigen Tagen setzte sich Biden für die Demokratie und gegen die Autokratie ein. Ein Freund sagte mir nebenbei auch vor Kurzem die Demokratie werde das Klimaproblem nie lösen können (er meinte eine Computermaschine solle logisch darüber entscheiden - aber da stellt sich klar die Frage, wer die nun programmieren soll). Aber zurück, ich denke auch die Autokraten lösen das Problem nicht, da sie nur nationale Interessen vertreten wollen. Ansonsten würden sie ja dann per se ihre Daseinsberechtigung verlieren. Daß es aber was mehr braucht, wissen alle und da ist das Problem. Das stille Sitzen wie der Frosch im langsam heiß werdenden Wasser, so daß er stirbt ohne raus zu springen und das Warten auf etwas: einen Messias, eine Revolution oder doch nicht!
Also kehren wir doch einmal vor der eigenen Haustür und unterschreiben diese 12 Forderungen.

Sa., 11.12.2021 - 20:44 Permalink