Gesellschaft | Untragbare Situation

Lehrpersonen in Aufruhr

Der Streik kommt gerade recht
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Der Streik kommt gerade recht

Bezugnehmend auf die Streikbegründung der verschiedenen Gewerkschaften, möchten wir als Lehrpersonen der Mittelschule Carl Wolf Meran weitere, vor allem die Stadtschulen betreffende, Streikgründe hinzufügen.  

Untragbare Situation in den Klassen

In unserem Schulalltag ist es aufgrund der zunehmenden Sprachkomplexität und des soziokulturellen Hintergrunds vieler Schüler/innen immer schwerer, allen gerecht zu werden.  

Eine Lehrperson ist in einer Klasse für durchschnittlich 20 Kinder mit unterschiedlichsten Bedürfnissen verantwortlich. Mindestens die Hälfte, meist mehr, beherrschen die Unterrichtssprache nicht ausreichend, um den, ihrer Altersstufe gerechten, Inhalten folgen zu können. Einige Schüler/innen verfügen über eine psychologische Abklärung, die ihnen eine Rechen- oder Rechtschreibstörung bzw. Hyperaktivität oder eine Einschränkung kognitiver Leistung bescheinigt. Die Räumlichkeiten sind zu klein, Ausweichräume für Klassenteilungen gibt es kaum. In den wenigen Stunden, in denen zwei Lehrpersonen der Klasse zugeteilt sind, müssen die Schüler/innen in Kleingruppen oft im Hausgang unterrichtet werden.

Für verhaltensauffällige Schüler/innen mit familiären bzw. sozialen Problemen ist die Lehrperson im ständigen Austausch mit den Sozialdiensten, Psychologen und oft dem Jugendgericht.

Die Situation an den Brennpunktschulen wird von den zuständigen Stellen nicht wahrgenommen

Die Landesschuldirektorin begründete erst kürzlich in einer TV-Aussendung zum Thema „Brennpunktschulen in Südtirol“ ihre Ablehnung zur Aufstockung weiterer personeller Ressourcen damit, dass Konzepte fehlen würden.  

Unsere Schule hat aber ein didaktisches Konzept zur Sprachkomplexität mit Lösungsvorschlägen bereits im letzten Schuljahr erarbeitet und den zuständigen Stellen weitergeleitet. Unsere Forderungen wurden nicht berücksichtigt.  

Wir laden die zuständigen Behörden zum wiederholten Male ein, sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen und mit der Schule in Austausch zu treten.  

Auch deswegen beteiligen sich Lehrpersonen unserer Schule an diesem Streik und möchten zudem die spezielle Situation unserer Schule an die Öffentlichkeit herantragen.  

Forderungen der Lehrer/innen

  • Aufstockung der Ressourcen (Deutsch als Zweitsprachelehrer/innen, Fachlehrer/innen in Ko-Präsenz, Integrationslehrpersonen)
  • die Einstellung von Sozialpädagogen  
  • die Schaffung zusätzlicher Räumlichkeiten (Ausweichräume, Besprechungszimmer, …)

Das didaktische Konzept zur Sprachkomplexität ist auf der Schulhomepage des Schulsprengels Meran Stadt einsehbar. http://ssp-meranstadt.it/start/dreijahresplan/

Notburga Leiter, Anna Zangerle, Stefanie Pinggera, Paola Marchetto, Heidi Lanznaster, Monika Vorhauser, Margarethe Stocker und 41 weitere Lehrpersonen der MS Carl Wolf.

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Elisabeth Garber So., 12.12.2021 - 17:31

Antwort auf von Hans Obermair

Sie müssen ein unverbesserlicher Optimist sein.
Nur eine einzige Schulführungskraft hat gestreikt.
Es gibt andere Brennpunktschulen (GS-MS v.a. im städtischen Bereich) mit denselben Problemen.
Dieser Beitrag ist ein (nunmehr öffentlicher) Hilferuf.

So., 12.12.2021 - 17:31 Permalink