Wirtschaft | Alperia

Mauer des Schweigens

Die Südtiroler Freiheitlichen geben auf einer Pressekonferenz ordentlich Gas. Gegen die Landesenergiegesellschaft Alperia und gegen Landesrat Giuliano Vettorato.
Alperia Green Gas
Foto: Alperia
Es ist vollkommen unverständlich, weshalb rund um das Erdgasgeschäft der Alperia AG eine Mauer des Schweigens gezogen wird. Anscheinend ist man nicht willens bestimmte Auskünfte zu erteilen, die von öffentlichem Interesse sind“, meint Ulli Mair. Andreas Leiter Reber neben ihr ergänzt: "Zudem ist es nicht nachvollziehbar, weshalb die Fragen rund um die Umweltschutzprojekte, die als Ausgleichsmaßnahmen für die Erdgasimporte nach Südtirol (mit)finanziert werden, nicht beantwortet werden.“
Die Südtiroler Freiheitlichen haben am Mittwoch zur Pressekonferenz geladen. Unter dem Titel „Alperia Green Gas - eine Mauer des Schweigens“ wird es ein Generalangriff auf die Transparenzpolitik der Landesenergiegesellschaft. Aber auch der zuständige Lega-Landesrat Giuliano Vettorato bekommt an diesem Vormittag sein Fett ab.
 

Die Anfrage

 
Im Zentrum der Polemik stehen mehrere Landtagsanfragen der Freiheitlichen zum Gasgeschäft der Alperia AG. Bereits im September 2021 stellt Ulli Mair unter dem Titel „Wie grün ist das Alperia Green Gas?“ eine Landtagsanfrage zur Gasproduktion, dem Gasvertrieb und vor allem zu Umweltverträglichkeit des Rohstoffs.
 
 
 
In der Anfrage heißt es:
 
"Obwohl Südtirol auf ein schier grenzenloses Angebot an erneuerbaren Energieträgern wie Holz oder andere Biomasse sowie auf die Wasserkraft zurückgreifen und damit zusammenhängend die Wasserstoffproduktion ausbauen könnte, wirbt die Landesenergiegesellschaft Alperia AG mit einem „[...] Erdgas-Angebot für alle, die zu einer besseren Zukunft beitragen wollen.“ Demnach soll die erzeugte Menge an CO2 des „klimaneutralen Erdgases“ durch Investitionen in Umweltschutzprojekte kompensiert werden.“
 
Die Freiheitliche Landtagsabgeordnete stellt dann Reihe von Fragen:
 
  • Wo wird das Erdgas für „Alperia Green Gas“ gefördert? 

  • Wo, wie und von welchem Unternehmen wird es aufbereitet und wie und mit welchen Transportmitteln kommt es bis nach Südtirol? 

  • Wie viel CO2 und andere Gase, die sich auf das Klima auswirken können, entstehen pro Kubikmeter „Alperia Green Gas“ bei der Förderung, Aufbereitung und beim gesamten Transport bis nach Südtirol zum Endabnehmer?
  • Welche Mengen an Erdgas und insbesondere an „Alperia Green Gas“ wurden in den vergangenen drei Jahren und im Jahr 2021 (bis zum heutigen Stichtag) nach Südtirol importiert und an die Endkunden weitergegeben? 

  • Wie groß war die erzeugte Menge an CO2 des „klimaneutralen Erdgases“ und wie hoch waren die entsprechenden Investitionen in Umweltschutzprojekte? Bitte um eine Aufschlüsselung nach Jahren. 

  • In welche Umweltschutzprojekte wurden die Investitionen, wie sie aus Frage 5 hervorgehen, getätigt? 

 

Die Antwort

 
Abgesehen davon, dass keine der offiziellen Antworten von Landesrat Giuliano Vettorato ein Datum enthält, (was für eine Antwort auf eine Landtagsanfrage zwingend vorgesehen ist), ist die Antwort allein aus formalen Gründem eine Zumutung. Denn die zwei Seiten ähneln einer Collage aus der Grundschule. Offensichtlich wurden hier mehrere Dokumente und Teile davon zusammenkopiert. Wobei sich der oder die Verfasser nicht einmal die Mühe gemacht haben, die Formatierungen zu ändern.
Aber auch inhaltlich, kann man die Antwort zumindest als äußert luftig bezeichnen.
So schreibt Vettorato bzw. das Unternehmen Alperia zu den ersten drei Fragen von Ulli Mair:
 
„Durch die Verwendung von Erdgas zum Heizen, Kochen, zur Produktion oder Kühlung und zur Warmwasseraufbereitung entstehen CO2-Emissionen. Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen diese Emissionen an einem anderen Ort wieder eingespart werden. Alperia gleicht genau die Menge an CO2, welche durch die Verwendung von Alperia Green Gas freigesetzt wird, durch gezielte Investitionen in Klimaschutzprojekte wieder aus. So werden die CO2 -Emissionen für Alperia Green Gas ausgeglichen und das von den Endkunden verwendete Erdgas klimaneutral. Mittlerweile entscheiden sich immer mehr Privatkunden und Unternehmen bewusst dafür ihren Erdgaskonsum klimaneutral zu gestalten, um ihren ökologischen Fußabdruck maßgeblich zu reduzieren. Die klimaneutrale Position von Alperia Green Gas wird Jahr für Jahr vom TÜV NORD, einer renommierten unabhängigen Zertifizierungsstelle, offiziell bestätigt und garantiert den Alperia-Kunden, dass auch tatsächlich alle erzeugten Treibhausgasemissionen durch ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert werden.“
 
 
Hatte die Landtagsabgeordnete nicht nach genauen Angaben über die Orte und Mengen der Förderung und die Art des Importes gefragt?
Dass die Antwort mehr der Verarschung der Oppositionspolitikerin dient, als der gebotenen Transparenz geht auch aus der Antwort zu den Umweltschutzprojekten in die Alperia Gas investiert, hervor.
Dort heißt es wörtlich:
 
  • Projekt zum Bau eines Windparks in der Türkei
  • Projekt zum Bau eines Wasserkraftwerks in der Türkei
  • Projekt zum Bau eines Wasserkraftwerks in Indien
  • Projekt zum Bau eines Wasserkraftwerks in Indien
  • Projekt zum Bau einer Photovoltaikanlage in Indien
  • Projekt zum Bau eines Windparks in China
 
 

Die Weigerung


Dass die Freiheitlichen diese Antworten als bewusste Verarschung sehen, ist nicht verwunderlich. „Zumal die Texte aus der Antwort auch noch von der Internetseite der Alperia stammen“, ärgeren sich Andreas Leiter Reber und Ulli Mair. Mair reichte dieselbe Frage versehen mit diesem Hinweis Ende November deshalb nochmals ein.
Und sie stellte zudem wenig später eine weitere Anfrage zu den Windparks der Alperia in der Türkei und China, sowie den Wasserkraftwerken in Indien.
 
 
Zu beiden Anfragen ist jetzt dieselbe Antwort gekommen. Unterzeichnet von Giuliano Vettorato.
Der Energielandesrat schreibt:
 
„Sehr geehrte Frau Landtagsabgeordnete Mair,
Nach Gesprächen mit Alperia AG muss ich Ihnen herzlich wiederholen, dass das Unternehmen selbst der Ansicht ist, dass es bereits umfassende Informationen gegeben hat, die dann in die Antwort auf die Landtagsanfrage Nr. 1854/21 aufgenommen wurden.“
 
Das können und wollen wir uns so nicht gefallen lassen“, sagen Ulli Mair und Andreas Leiter Reber jetzt unisono. Die Freiheitlichen prangern die verweigerten Auskünfte und die mangelnde Transparenz durch Alperia offen an. „Wir fordern deshalb erneut den zuständigen Landesrat für Umwelt und Energie auf, für Klarheit zu sorgen und die Landesenergiegesellschaft Alperia AG zur Transparenz im öffentlichen Interesse zu verpflichten“, hieß es heute auf der Pressekonferenz.

 

Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mi., 02.02.2022 - 16:47

Ich glaube, die Forderung nach Transparenz und vollständige Beantwortung der Fragen müsste an den Landeshauptmann gestellt werden, denn dieser kann mit mehr Autorität bei Alperia ein Öffnung bewirken.
Auch die Angelegen wegen der zu hohen Strompreise müsste von der gesamten Landesregierung neu verhandelt werden!

Mi., 02.02.2022 - 16:47 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Gianguido Piani
Gianguido Piani Mi., 02.02.2022 - 19:11

"Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen diese Emissionen an einem anderen Ort wieder eingespart werden."
Das ist der Schwachsinn hinter dem "Emissionenhandel". Gleich nach dem Modell vom Ablasshandel im 15.-16. Jahrhundert.
Es sollte dagegen heißen "Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen unsere Emissionen gleich bei uns eingespart werden."

Mi., 02.02.2022 - 19:11 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mi., 02.02.2022 - 19:23

Antwort auf von Gianguido Piani

“Alperia gleicht genau die Menge an CO2, welche durch die Verwendung von Alperia Green Gas freigesetzt wird, durch gezielte Investitionen in Klimaschutzprojekte wieder aus”:
ich habe mir beim Lesen einen ähnlichen Satz kopiert, und kann eigentlich nur Ihre Bemerkung dazu herabkopieren: “Das ist der Schwachsinn hinter dem "Emissionenhandel".
.
Müssen wir Gas benutzen und so hohe Verbraucher-Preise zahlen, damit der öffentliche Betrieb Alperia in der Türkei, in Indien und in China (!!) mit dem Geld der Südtiroler Verbraucher Wasserkraftwerke und Windparks baut?
Warum nicht auf das Gas verzichten, die Wasser- und Windkraft hier erzeugen und nutzen, und das berufliche Gondeln durch die Welt beenden?

Mi., 02.02.2022 - 19:23 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Franz gasser
Franz gasser Do., 03.02.2022 - 11:59

@ Peter Gasser
Kann man schon, aber will man nicht, denn so kann man so viiiiel Verschleiern.
Langam wachen die Menschen auf, und sehen, wie wir Tagtäglich, " Verarscht" werden.
Von wegen haben wir die Energie " Heimgeholt".
Es ist höchst an der Zeit, dass da mal Tachelis geredet wird, denn man hat ja schon damals gesehen, als CF das Buch, "der SEL SKANDAL "veröffentlicht hat, Er, CF fast " gekreuzigt" wurde.
Nicht vom Volk, nein von den Rechtsanwälten, denn jemand, der die Wahrheit schreibt, den versucht man halt "Mundtod" zu machen.
So funktioniert Politik, leider.

Do., 03.02.2022 - 11:59 Permalink