Wirtschaft | Milchproduktion

Ein kleiner, aber feiner Unterschied

Gibt es einen Unterschied zwischen Heumilch und konventioneller Milch? Ja, mit einer neuen Methode lässt er sich sogar nachweisen.
Milchkannen
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier
In der Laimburg fand gestern (15. März) die Abschlussveranstaltung zum Projekt „Heumilch“ statt, das in Zusammenarbeit des Versuchszentrums Laimburg mit der Universität Bozen, dem BRING und dem Sennereiverband durchgeführt und mit Fördergeldern des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert wurde.
Im Rahmen des Projektes wurde der Frage nachgegangen, ob es Methoden und Untersuchungsmöglichkeiten gibt, mit denen man Heumilch von konventioneller Milch unterscheiden kann. Wie die verschiedenen Interessensvertreter mehrfach betonten, stehe die Berglandwirtschaft unter einem enormen Druck – ein „Qualitätssiegel“ für die Heumilchprodukte sei deshalb zu begrüßen. Schließlich stelle ein Produkt, das von den Konsumenten sehr gut angenommen wird, einen Mehrwert für die Produzenten dar – nicht unerwähnt in diesem Zusammenhang blieb der „etwas“ höhere Auszahlungspreis für Heumilch im Vergleich zur konventionellen Milch. Gar als „Motor der Südtiroler Berglandwirtschaft“ wurde das Produkt Milch von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler bezeichnet, der darauf hinwies, dass das Thema Heumilch weiter entwickelt werden sollte – zum einen aufgrund des Nachhaltigkeitsaspektes – die Devise laute hier „zurück zu einer extensiveren Landwirtschaft“ – und zum anderen aufgrund der Abhängigkeit von Futtermittelimporten, die eingeschränkt werden müssten.
 
 
„Bei knapp einem Viertel der in Südtirol produzierten Milch handelt es sich um Heumilch“, erklärte Annemarie Kaser, Direktorin des Sennereiverbandes, und wies auf die Bedeutung dieses Premium-Produktes hin, das erstmals 2016 als geschützte traditionelle Spezialität in der europäischen Union eingetragen wurde. Für die Südtiroler Milchwirtschaft stellen die Heumilchprodukte eine sehr wichtige Sparte dar, was man auch daran erkennen könne, dass jede Sennerei zumindest ein Heumilchprodukten in ihrem Sortiment führt. Die Südtiroler Sennereien können sich in diesem Bereich als Pioniere auf dem italienischen Markt präsentieren, so Kaser und definierte als Ziel. „Wenn von Heumilch die Rede ist, soll jeder an die Südtiroler Produkte denken.“ Unter dem Schlagwort „innovazione nella tradizione“ soll sowohl auf die sehr lange Tradition der Heumilchproduktion in Südtirol hingewiesen werden, als auch auf die sehr nachhaltige und nachvollziehbare Produktionsweise.
 

Nachweis beglückt

 
In der Heumilchproduktion ist die Fütterung von Gras- und Maissillage sowie genetisch veränderten Futtermitteln verboten. Die Kühe dürfen sich ausschließlich von Gras und Heu ernähren, der Einsatz von Kraftfutter ist auf ein Maximum von 25 Prozent beschränkt. Bis vor Kurzem gab es keine Methode, mit der die Verwendung von Silage bei der Fütterung nachgewiesen werden konnte. Aus diesem Grund wurde das Projekt Heumilch ins Leben gerufen. Ziel war es, eine standardisierte, verlässliche und auf chemischen Analysen der Milch basierende Methode zu entwickeln, um die Verwendung von Silage feststellen zu können. Damit soll die Unverfälschtheit und Authentizität des Produktes garantiert werden können. In der Laimburg wurden Versuche mit Gras-Silage durchgeführt, um diverse Fementationsparameter zu bestimmen. Weiters wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Lebensmitteltechnologie an der Universität Bozen chemische Verbindungen sowohl in der Silage als auch in der Milch analysiert. Mit einer Analysemethode, die auf einer innovativen Technologie basiert, konnten selbst kleinste Moleküle in Lebensmitteln analysiert und unterschieden werden. Dadurch war es möglich, in der Milch von Kühen, die mit Silage gefüttert werden, spezifische Milchfettsäuren zu identifizieren, welche in der Heummilch nicht vorkommen. Somit ist es möglich, aufgrund des Vorhandenseins oder Fehlens dieser Säuren die Echtheit eines Produktes zu bestimmen.

 

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Dietmar Nußbaumer Mi., 16.03.2022 - 20:55

Als Konsument, der ein wenig von der Materie versteht, gefällt mir das Konzept Heumilch, ich bin aber neugierig, ob da genug Konsumenten den Mehrpreis bezahlen wollen (da ich immer wieder Käufer sehe, die lieber billigere Milch in den Warenkorb legen als selbst normale Südtiroler Milch, Gastronomie ...).

Mi., 16.03.2022 - 20:55 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 16.03.2022 - 21:10

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Zu denen gehöre ich auch. Ich verbrauche nicht täglich Milch. Deshalb kaufe ich "Frischmilch" mit längerer Haltbarkeit. Das bietet die Bergmilch mit ihrer "Heumilch" nicht. Mag sein, dass einigen Konsumenten wichtig ist, keine Mich von Kühen mit Silage-Fütterung zu konsumieren. Für den Rest ist es eben ein Werbegag, der höhere Einnahmen bringt. Mich würde reizen, Frischmilch aus Weidehaltung zu erhalten, denn diese wäre wirklich wertvoller!

Mi., 16.03.2022 - 21:10 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 16.03.2022 - 21:29

Antwort auf von ceteris paribus

Mir ist klar, dass Weidemilch nur das halbe Jahr zur Verfügung wäre. Aber ich ernähre mich auch bei Gemüse und Obst saisonal. Der moderne Konsument - so behauptet die Bergmilch - will das ganze Jahr das selbe Produkt. Deshalb füttern die Bauern auch im Sommer kein Grünfutter mehr, wie es seit Jahrhunderten üblich war. Bei Weidemilch oder Grünfutter wird die Sahne und die Butter gelb. Deshalb werden eine bestimmt Art vom Wiesenblumen Butterknollen genannt. Finden Sie heute noch gelbe Butter im Handel. Dabei geht es nicht sosehr um die Farbe, sondern um die Inhalte.

Mi., 16.03.2022 - 21:29 Permalink