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„Rückbesinnung auf Holzbauweise“

Eurac Research forciert mit seinen Partnern nachhaltiges Bauen und Sanieren. Ein Workshop in der BASIS informierte über Baustoffe und Energieeffizienz.
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Foto: Marco Telfser

Es muss nicht immer Beton sein – im Gegensatz zum hohen CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Beton speichern Baumaterialien wie Holz, Hanf oder Stroh Kohlenstoffdioxid. Außerdem steigt durch die Sanierung die Nutzungsdauer eines Gebäudes und trägt damit zur Einsparung von Ressourcen und Energie bei.

 

Gebäude sollten über Generationen hinweg genutzt werden können.

 

Bei der ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit in der Baubranche geht es also um Baumaterialen, Energieeffizienz und Nutzungsdauer. Einen tieferen Einblick dazu bot am 8. April ein Praxis-Workshop, der gemeinsam vom Projektteam des Center for Advanced Studies von Eurac Research (EFRE-Tiny FOP MOB), der Plattform Land (Interreg-SHELTER) und BASIS Vinschgau Venosta organisiert wurde.

Der Workshop ist Teil des Projekts Tiny FOP MOB. Zwar hat das Tiny FOP MOB, das kleine Forschungs- und Praxismobil, seine Tour durch den Vinschgau beendet, doch auf seinem Standplatz in Schlanders steht es nach wie vor als praktisches Beispiel dafür, wie der konkrete Weg in eine bessere Zukunft aussehen könnte.

 

 

Die Vorteile der Sanierung

 

Über das Potential der Sanierung, über Erhaltung und Reparatur, sprach Alexandra Troi, Vize-Leiterin des Instituts für Erneuerbare Energien von Eurac Research, beim Workshop in der BASIS. Höhere Anfangsinvestitionen würden sich langfristig durch die Einsparung von Energiekosten wieder ausgleichen. Auch sei der Nachhaltigkeitsaspekt nur einer von vielen, die es zu berücksichtigen gelte. So spielten die Erhaltung der Schönheit sowie das Bewusstsein für Geschichte und kulturellen Kontext eines Gebäudes eine ebenso große Rolle.

Über Förderungen nachhaltiger Sanierung sprach Andrè Mallossek, Koordinator der Plattform Land. Die Plattform Land beschäftigt sich seit Jahren mit der intelligenten Flächennutzung, dem Leerstandsmanagement einschließlich Sanierungen, welche im Projekt SHELTER im Fokus stehen. Dabei werden gezielt lokale und nationale Fördermöglichkeiten gesammelt und veröffentlicht.

 

Während die Zukunft des Einfamilienhauses ungewiss sei, gehe es vor allem darum, die Südtiroler Dörfer für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

 

Nutzung über mehrere Generationen

 

Die anschließende Diskussionsrunde im Workshop wurde von Peter Erlacher (Bauphysiker und Experte für nachhaltiges Bauen, lvh), Ingrid Kofler (Assistant Professor, Freie Universität Bozen), Markus Pescoller (Pescoller Werkstätten GmbH, Kammer der Architekten Provinz Bozen), Mathias Piazzi (Zimmerei Piazzi Mathias, Sanierungshandwerker Ivh) und Fabian Schwarz (Vinschgerbau GmbH, Baukollegium UVS) bestritten.

Einig waren sich die Teilnehmer:innen in punkto Nutzungsdauer. Diese müsse erhöht werden. Gebäude sollten über Generationen hinweg genutzt werden können. Während die Zukunft des Einfamilienhauses ungewiss sei, gehe es vor allem darum, die Südtiroler Dörfer für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

Als besonders wichtig hervorgehoben wurde außerdem die Kommunikation mit Kund:innen und die Fragen, ob und wie über den Einsatz und Nutzen nachhaltiger Baumaterialien informiert werde. Das Wissen über den Mehrwert nachhaltiger Materialien, ihre Wiederverwendbarkeit, das gute Raumklima, die Schonung der Natur oder die Einsparung von Energie schaffe Akzeptanz für etwas höhere Preise und somit auch höhere Wertschöpfung für einheimische Unternehmen.

 

Nachhaltige Baustoffe am Markt

 

„Wir brauchen eine Rückbesinnung auf traditionelle Holzbauweise und die Nutzung einheimischer Rohstoffe“, betonte Peter Erlacher beim Workshop. Südtirols Hölzer seien dafür ideal, unterstrich der Bauphysiker und Experte für nachhaltiges Bauen in seinem Impulsvortrag. Vor allem die öffentliche Hand solle eine Vorbildfunktion einnehmen und bei Neubauten und Sanierungen mit Leuchtturmprojekten vorangehen.

 

 

In einem sechs Stationen umfassenden Parkour konnten nachhaltige Materialien und Produkte an praktischen Beispielen kennengelernt werden. Jede Station wurde von den jeweiligen Expert:innen betreut. Der Einsatz von Hanfziegeln und Hanf-Akustikpaneelen wurde von Südtirols Hanfpionier Werner Schönthaler und Noa Paul (SAPPA Group) erklärt.

Die Zimmerleute Markus und Thomas Habicher (Habicher Holzbau GmbH) zeigten eine Holzfaserwand, während am Stand von Seraphin Stecher (holzius GmbH) die Vollholzwand im Zentrum stand. Bei Margareta Schwarz wurden die Teilnehmer:innen mit der Strohwand vertraut gemacht. Zur Oberflächenbearbeitung stand Markus Pescoller von der Pescoller Werkstätten GmbH Rede und Antwort und Josef Moser zeigte praktische Beispiele gelungener Fenstersanierungen.

 

Erfolgreicher Brandtest

 

Auch ein Brandtest an Hanfwand, Vollholzwand und einer Kunststoffwand wurde unter der Aufsicht der Freiwilligen Feuerwehr Schlanders durchgeführt. Fazit des Experiments: Die zwei natürlichen Wandaufbauten zeigten sich deutlich feuerfester als die Kunststoffwand, wobei vor allem die giftige Rauchgasentwicklung ein Problem darstellt. Laut BASIS war der Workshop ein gelungenes Beispiel für Kooperation und Synergien verschiedener EU-Projekte.

 

Tiny FOP MOB-Ergebnispräsentation

 

Alle Ergebnisse des durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanzierten Projektes Tiny FOP MOB werden am Freitag, 17. Juni von 18 bis 20 Uhr bei einem Fest in der BASIS Vinschgau Venosta vorgestellt. Alle Interessierten sind dazu eingeladen, mehr über das rollende Reallabor und seine Tour durch den Vinschgau zu erfahren.

 

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer So., 17.04.2022 - 14:57

Leider schaffen es nur wenige Archtekten Holz fachgercht einzusetzen, um die Langlebigkeit über Generationen sicher zu stellen.
Da hatten die Zimmerleute in der Vergangenheit die bessere Hand.

So., 17.04.2022 - 14:57 Permalink