Gesellschaft | Betreuung

Pflege quo vadis?

Lohnanpassungen und duale Ausbildungsmöglichkeiten sollen künftig den Bedarf an Pflegekräften sichern. Welche Modelle ins Auge gefasst werden.
Pflege
Foto: Mat Napo/Unsplash

Anlässlich des Tages der Pflegenden, der seit 1965 jährlich am 12. Mai begangen wird, rückt dieses Berufsfeld – und derzeit leider – der Mangel an Fachkräften wieder in den Fokus. In diesem Zusammenhang spielt eine angemessene Entlohnung eine zentrale Rolle sowie die Ausbildungsmöglichkeiten. Wie der Verband der Seniorenwohnheime (VdS) in einer Aussendung mitteilte, habe man sich bei den Vertragsverhandlungen zum Bereichsabkommen „Teilvertrag Soziales für die Seniorenwohnheime und die Sozialdienste“ für eine leistungsgerechte Entlohnung der Pflegekräfte stark gemacht sowie für die Möglichkeit, dass Seniorenwohnheime Pflegekräfte aus- und weiterbilden können. Ein zentraler Punkt in den Verhandlungen seien die darin definierten Gehaltserhöhungen gewesen. Die notwendigen Geldmittel – für die entsprechenden Kollektivvertragsverhandlungen genehmigte die Landesregierung 50 Millionen Euro – wurden mittlerweile zur Verfügung gestellt.

 

 

Duale Ausbildungsmodelle

 

Zusätzlich zu den Lohnerhöhungen werden auch neue Ausbildungsmodelle ins Auge gefasst. Soziallandesrätin Waltraud Deeg, seit jeher Verfechterin der Pflege zu Hause, schlägt dabei ein interessantes Modell vor. Im Rahmen eines Austausches mit ihrem burgenländischen Amtskollegen Leonhard Schneemann hat sich die Soziallandesrätin über das im Burgenland praktizierte Pflege-Best-Practice-Modell informiert. Schneemann berichtete dabei, dass man für die Pflege zu Hause ein Beschäftigungsmodell entwickelt habe, mit welchem die pflegenden Angehörigen besser abgesichert werden sollen. Diese werden über ein Unternehmen der Landesholding Burgenland mit einem fixen Arbeitsverhältnis beschäftigt, sind dadurch sozial- und rentenversichert und erhalten den Mindestlohn von 1.700 Euro.

Das Modell wird gut angenommen, in den vergangenen zwei Jahren wurden 320 Beschäftigungsverhältnisse abgeschlossen.

Die pflegenden Angehörigen müssen in diesem Zusammenhang eine niederschwellige Ausbildung im Bereich der Pflege absolvieren, sie können sich dabei auch zu sogenannten Heimhelferinnen und Heimhelfern ausbilden lassen. „Das Modell wird gut angenommen, in den vergangenen zwei Jahren wurden 320 Beschäftigungsverhältnisse abgeschlossen“, so Schneemann. Wie Landesrätin Deeg betonte, werde der Pflege-Service Burgenland derzeit evaluiert, die Auswertungsergebnisse werden für Herbst erwartet. „In jedem Fall werden wir dieses Best-Practice-Modell, das mittlerweile auch auf Pflegeeltern ausgeweitet wurde, weiter verfolgen“, so Deeg.
Neben der Möglichkeit von Lohnerhöhungen bildet das Bereichsabkommen auch die Grundlage dafür, dass die Seniorenwohnheime zukünftig neue Wege in der Ausbildung und Qualifizierung gehen können. Zusätzlich zu den Landesfachschulen soll ab Herbst ein duales Ausbildungsmodell möglich sein, bei dem die Hälfte der Ausbildungsstunden direkt am Arbeitsplatz im Heim absolviert werden, informiert der Verband. Martina Ladurner, Präsidentin des VdS, betont: „Wir sind überzeugt, dass die Seniorenwohnheime auch in Zukunft wichtige Arbeitgeber im Land sind, die gesellschaftlich relevante sinnstiftende Arbeitsplätze für die Zukunft anbieten.“
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Karl Trojer Do., 12.05.2022 - 10:10

Vorrangig wäre abzusichern, dass die bereits verfügbaren Kräfte besser bezahlt, und die absurden Supensionen (mangels ausreichender Impfungen) aufgehoben würden.

Do., 12.05.2022 - 10:10 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Do., 12.05.2022 - 22:31

Es ist interessant, dass die "systemrelevanten" Berufe schlecht bezahlt werden. Wieso sollen sich die Betroffenen nicht berechtigterweise fragen:"Macht Euch doch Euren Sch ... (mit Verlaub) alleine!"!

Do., 12.05.2022 - 22:31 Permalink
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Josef Fulterer Fr., 13.05.2022 - 07:21

Anscheinend kommen nun auch die Verantwortlichen für die Pflege allmählich zur Einsicht, dass die Pflege von kranken und alten Menschen, in der Hauptsache den Ersatz der vorübergehenden bzw. dauernden Einschränkungen bedeutet und nicht unbedingt mit einer universitären Ausbildung zu belasten ist.
Klarerweise werden für leitende Angestellte und der speziellen Pflege in den Krankenhäusern, besser ausgebildete Mitarbeiter gebraucht.
Statt dem aufgeblähten Verwaltungsbereich "in den Sanitätsbetrieben, die noch immer mit verschiedenen EDV-Programmen dahin wursteln und sich gegeneinander abschotten," sollte das verbratene Geld zur vernünftigeren Entlohnung der Pflegekräfte eingesetzt werden.

Fr., 13.05.2022 - 07:21 Permalink