Kultur | Lichtkunst

Nur mehr eine Stunde

Ausgerechnet ein Kunstfestival, das neben wirtschaftlichen und sozialen Aspekten auch ökologische Fragen zum Thema Wasser aufgreift, ist ins Fadenkreuz der Kritik geraten
Water Light Festival Kola
Foto: Brixen Tourism/Santifaller Photography

Umweltfrevel, Lichtverschmutzung, Energieverschwendung – wenig schmeichelhafte Worte, mit denen Kritiker eine Kunstinstallation des finnischen Lichtkünstlers Kari Kola bei der 4. Ausgabe des Brixen Water Light Festivals bedacht haben. Das Kunstwerk mit dem Titel „Sound of the River“ erstrahlt am Zusammenfluss von Lienz und Eisack und hüllt die Uferpromenade in hellblaues Licht. Ein Element der Installation ist ein Lichtstrahl, der an der Widmannbrücke geradeswegs in den Himmel leuchtet und noch aus kilometerweiter Entfernung zu sehen ist.

David Gruber, Direktor des Naturmuseums, forderte die sofortige Abschaltung des Lichtstrahls, wie im Salto-Beitrag Wo Licht, da Schatten nachzulesen ist. Gruber kritisierte insbesondere, dass der Lichtstrahl Zugvögel und nachtaktive Insekten beeinflussen könnte. Zugvögel, die sich derzeit mitten in der Migration befinden, könnten durch das künstliche Licht die Orientierung verlieren, so die Befürchtung.

Die Organisatoren haben nun auf die Kritik reagiert: Kari Kolas Lichtkunstinstallation „Sounds of the River“ an der Widmannbrücke wird in Absprache mit dem Lichtkünstler und als Zeichen des sensiblen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen zeitlich von drei Stunden auf eine Stunde pro Abend, jeweils von 22.00 bis 23.00 Uhr reduziert, wie in der entsprechenden Aussendung mitgeteilt wurde.

 

 

Die 29 Lichtkunst-Installationen in Brixen, die unter anderem den Klimawandel und Ressourcenverbrauch thematisieren, werden noch bis zum 22. Mai zu sehen sein. Anlässlich der 4. Ausgabe wurde das Festival auf weitere Standorte ausgedehnt: Lichkunst-Installationen werden in der Festung Franzensfeste und im Kloster Neustift sowie in der Gilfenklamm in der Gemeinde Ratschings zu sehen sein. Die Installation an letzterem Standort hat übrigens ebenfalls Kari Kola konzipiert. Wie der Tourismusverein Ratschings auf Anfrage von Salto.bz mitteilte, liegt eine Genehmigung für die Beleuchtung der Schlucht seitens des Amtes für Natur- und Umwelt vor – schließlich handelt es sich bei der Gilfenklamm um ein Naturdenkmal.

In Ratschings jedenfalls hat man sich auf die Eröffnung am 13. Mai gefreut und auch darüber, dass ein internationaler Künstler wie Kari Kola dafür gewonnen werden konnte. Kola sei hellauf begeistert von der Klamm gewesen, die er sich im Rahmen zweier Lokalaugenscheine angesehen hat, so der Tourismusverein. Auch habe man sich davon überzeugen können, dass der Künstler, der bereits den Pariser Eiffelturm und Stonehenge ins Szene gesetzt hat, mit großem Respekt und Rücksicht auf die Natur sein Kunstwerk umgesetzt habe. Die Lichtinstallation mit dem Titel „Moments“ wird noch bis 11. Juni zu sehen sein.

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Karl Trojer Mo., 16.05.2022 - 09:20

Wenn "Naturschützer" fundamentalistisch kritisieren, was nicht in ihre Sichtweisen passt, dann ist damit der Natur nicht geholfen. Der Kunst gebührt, auch in der Natur, adäquater Platz...

Mo., 16.05.2022 - 09:20 Permalink
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Lukas Neuwirth Mo., 16.05.2022 - 10:55

Herr Trojer, ich gebe Ihnen recht, "fundamentalistischer" Naturschutz, oder salopp gesagt: grundsätzliches "Nein-Sagen" - ist für den Natur- und Umweltschutz, v. a. auf lange Sicht sicher kontraproduktiv! Was aber den Platz der Kunst in der Natur betrifft: Die Natur macht zwischen Kunst und einer Seilbahnstation keinen Unterschied - beides ist ein athropogener Störfaktor und als solcher ein potenzielles Problem für die Natur, unsere Intention ist der Umwelt herzlich egal...insofern befinde ich die zeitliche Beschränkung der Installation als annehmbaren Kompromiss und adäquaten Platz für die Kunst! Wichtig wäre es die Frage nach den Auswirkungen auf die Umwelt vorher zu stellen...

Mo., 16.05.2022 - 10:55 Permalink