Gesellschaft | Wandel

Was braucht es für konkreten Wandel?

Im letzten Artikel haben wir aufgezeigt, welche konkreten Initiativen gegen den Klimawandel es gibt. Aber was braucht es noch, damit tatsächlich etwas geschehen kann?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Schritte
Foto: @shy sol von Pexels

Das Netzwerk für Nachhaltigkeit hat drei Ziele: Die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in Südtirol bekannt zu machen und umzusetzen. Vereine, Organisationen und Gruppen, die sich mit diesen Zielen beschäftigen zu vernetzen und zu unterstützen. Und zu guter Letzt: Den Netzwerkpartner*innen zu mehr Reichweite und Sichtbarkeit zu verhelfen.
Heute beschäftigen wir uns mit dem zweiten Ziel. Wir haben uns bei den Netzwerkpartner*innen, die sich mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen, umgehört und gefragt, was es noch braucht, damit Wandel und echtes Umdenken in diesem Bereich stattfinden können. Was wir dabei heraushören konnten war vor allem eines: Es braucht mehr Miteinander und ein soziales Bewusstsein.
So findet Mariano Paris vom Klimakreis Feldthurns:

„Nachhaltigkeit bedeutet auch, das soziale Miteinander zu stärken, sich zu unterstützen, zu inspirieren und ganz konkret – Dinge zu teilen. Wer näher zusammenrückt kann mehr voneinander lernen und sich gegenseitig helfen. Auch das wollen wir in unserem Dorf stärker fördern.“

Seine Kolleginnen Veronika Golser und  Sarah Kofler vom Klimakreis Tscherms stimment ihm zu. Sie haben eine konkrete Idee, wie das Miteinander in ihrem Dorf gefördert werden könnte.


„Wir brauchen einen Ort der Begegnung. Einen Ort, der offen für alle ist, anregend wirkt zum Verweilen, Innehalten, sich Wohlfühlen, zum Mitgestalten, zum Spielen, Bauen, Erforschen, zum sich Mitteilen, Austauschen, Kennenlernen, zum Fühlen und Be-greifen unseres Lebensraumes, zum Wertschätzen aller Lebewesen; und wo Gemeinschaft auf Augenhöhe wachsen und gedeihen kann.“

Der Klimakreis Tscherms würde gerne den Festplatz der Gemeinde umgestalten. Einladend soll er werden, mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, Farben, Formen, Musik und Pflanzen. Außerdem soll er die Leute aus dem Dorf begeistern und ihnen die Möglichkeit geben, den Platz selbst mitzugestalten, indem sie zum Beispiel bei der Pflege der Pflanzen eingebunden werden und Naturforschungsprojekte, wie eine Wurmkiste oder einen Biomüll anlegen dürfen. Der Festplatz soll aber nicht nur als Naherholungszone dienen, sondern auch als kultureller Raum, in dem Filmvorführungen, Poetry Slams und andere Events abgehalten werden können. Und zu guter Letzt sind Plätze seit jeher Orte des Austausches, an denen Menschen zusammenkommen und diskutieren können. Auch diese Funktion des Festplatzes soll wiederbelebt werden.
Bei der Umgestaltung soll darauf geachtet werden nachhaltige Materialien zu verwenden. Und darauf die Leute zu vernetzen. Eine Idee, um die Umgestaltung zu erleichtern, wäre deshalb die Gründung eines Bürger*innenrates.

Apropos konkrete Gestaltung: Die Brixner Genossenschaft für Bürgerinnen und Bürger b*coop „möchte den Wandel nicht nur andenken und diskutieren, sondern konkret mitgestalten“, so ihr Präsident Karl Michaeler. „Dafür braucht sie Partner*innen, die ebenfalls das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen und nicht den eigenen Vorteil oder die eigene Kommodität.
Beim ganzheitlichen Re- und Upcyclingprojekt ‚REX-Material und Dinge‘ zum Beispiel - eines der Projekte von b*coop - sind diese Partner*innen unter anderem die politischen Entscheidungsträger*innen auf Gemeindeebene, die bereit sein müssen, geeignete Räumlichkeiten, etwa eine Werk- und Lagerhalle, längerfristig zur Verfügung zu stellen und diese somit der Bauspekulation entziehen.


Ein weiteres Projekt von b*coop ist ‚zero kilometro‘, das die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft auf lokaler Ebene mit landwirtschaftlichen Produkten zum Inhalt hat. Hier sind es die erzeugenden Bäuerinnen und Bauern und die Konsument*innen gleichermaßen, die sich sowohl bei Logistik und Preisgestaltung als auch bei den Konsumgewohnheiten näherkommen müssen. Oder beim künftigen Projekt ‚Community Garden‘ sind es ebenfalls mehrere: Jene, die ein Grundstück zur Verfügung stellen genauso wie jene, die es bearbeiten und diesen physischen Raum sozial und ökologisch sinnvoll nutzen.“

blufink ist ein soziales Unternehmen, das sich der ökosozialen Transformation verschrieben hat. Mitgründerin Katharina Erlacher erzählt, was aus ihrer Sicht nötig ist, um den Klimawandel aufzuhalten: Eine andere Form von Wandel.

„Wir verfügen über technische Möglichkeiten und technisches Wissen, von dem unsere Vorfahren nur geträumt haben. Zur gleichen Zeit sind wir Zeugen einer Zerstörung des Lebens im Ausmaß wie es noch keine Generation vor uns in der Geschichte der Menschheit erlebt hat. Viele von uns haben erkannt, dass der Zerstörung etwas entgegenzusetzen ist, ein Wandel in den Verhältnissen Natur-Mensch und daraus folgend konkrete Aktionen, die diesen Wandel umsetzen.

Dieser große Wandel hat bereits begonnen und viele von uns sind schon mittendrin. Dieser notwendige Wandel braucht Mut. Den Mut im Namen des Lebens, der zukünftigen Generationen, der menschlichen und nicht -menschlichen zu handeln. Ein Handeln im Namen der Erde: indem wir unsere analytischen, konzeptionellen Fähigkeiten, unsere emotionale Kompetenz, unsere spirituelle Triebkraft und unseren Willen zum gesellschaftspolitischen Handeln gebündelt und gleichzeitig ins Spiel bringen. Wir können uns für das Leben entscheiden.

Wir stehen immer und immer wieder vor der Frage: wer wir im Lebenszusammenhang mit der Erde sind, wer wir sein und wie wir leben wollen? Wenn wir den Fragen nicht ausweichen dann sind wir mitten im lebendigen Leben. Lebendig Leben bedeutet auch sich Teil von der Erde zu fühlen und somit auch mit allem und allen verbunden zu sein. Diese Verbundenheit erweckt in uns die Kraft und die Leidenschaft, aus der heraus wir handeln. Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit auf dieser Erde. Jeder Mensch verfügt über seine und ihre entsprechende Stärke. Wir stehen vor entscheidenden Kipppunkten, ohne breite gesellschaftliche Kooperationen werden wir die Aufgaben, die uns der soziale und ökologische Wandel auferlegt, nicht bewältigen.

Deshalb lasst uns gemeinsam und im Dialog unsere Potentiale zur Entfaltung bringen – lasst uns MUTBürger*innen sein. Ob es nun Aktionen sind, andenken und umsetzen von neuen Strukturen in Wirtschaft und Politik oder bewusst gestaltete Lebensformen. Es braucht von allem, alles.“

Dem letzten Satz ist nichts hinzuzufügen.

Artikel von Jenny Cazzola

 

Dieser Blog wird von der Autonomen Provinz Bozen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik unterstützt

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Josef Fulterer Do., 05.05.2022 - 22:53

Trotz der auch in Südtirol bereits eingetretenen Kipppunkte:
- Rückzug der Gletscher
- Sturmschäden in den Wäldern
- Punktuelle starke Regenfälle wegen dem Ausbleiben der verteilenden Höhenwinde.
- Ausreißer bei den Temperaturen nach unten und oben.
- vermehrt Bergstürze wegen auftauender Bergflanken.
# werden zunehmend hochverglaste Gebäude errichtet, die im Sommer mehr Energie für die Kühlung fressen, wie für die ebenfalls unverantwortlich hohen Heizungskosten.
# fahren alle mit zunehmend größeren SUVs vielfach zum Spass durch die Welt
# statt der Umpolung auf die Eisenbahn, werden ganz nach Wunsch der wahnsinnigen Autoindustrie, kostspielige möglichst unterirdische Verkehrslösungen mit großartigen Eröffnunsfeiern den fahr-süchtigen Bürgern übergeben.
# stattet die Landesregierung "das Flughafele Bozen" vor der Übergabe mit mehr Geld aus, wie sie bei der Versteigerung erlöst hat. Die nimmersatten Hoteliere locken Fluggäste in das Land und die leichtfertigen Südtiroler, starten per Flug von Bozen, weil dort das Parken nichts kostet. Beim Fliegen werden Unmengen von Kerosen, noch immer steuerfrei verbrannt.
# Alle reden von Nachhaltigkeit und tun das Gegenteil. Guter, ja sogar architektonisch wertvoller Baubestand wird leichtfertig aberissen und mit Pflege-aufwendiger kurzlebiger, aber moderner Architektur ersetzt.
# bei der Ernährung nehmen die Bürger, vermehrt den Lebensmittelkonzernen ihre bunten umständlich verpackten Produkte ab. Hund und Katz sind auf Grund der Werbung, auch sehr wählerisch geworden.
Was werden unsere Nachfahren zu unserem Verhalten seit 1960 sagen, vor Allem, warum wir ab 1980 trotz mahnender Stimmen, unser Verhalten nicht geändert haben???

Do., 05.05.2022 - 22:53 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Mi., 18.05.2022 - 21:36

Jeder erwartet sich vom Nächsten, dass er sein Leben umkrempelt, um die Welt zu retten; da nehm ich mich nicht aus. Aber die Reichen dürfen auch ihren Beitrag leisten, anstatt Weltraumausflüge zu nutzen.

Mi., 18.05.2022 - 21:36 Permalink