Wirtschaft | Handel

Altstadt gegen Neustadt

Nachdem René Benko sein Kaufhausprojekt lanciert hat, trat plötzlich die „Erlebnishaus Südtirol GmbH“ mit einem Gegenprojekt auf den Plan. Wer steht hinter dem Unternehmen, das plötzlich so forsch gegen den Ausverkauf der Heimat auftritt? Eine Recherche.

Jakob Baldur Brugger und Johannes Peer fahren wenn nötig schweres Geschütz auf. Vergangene Woche watschten sie in einer Presseaussendung im Namen der „Erlebnishaus Südtirol GmbH“ den Innsbrucker Investor René Benko, dessen Bozner Stadthalter Hanspeter Hager, den Bozner Vizebürgermeister Klaus Ladinser und gleich die ganze Stadtverwaltung ab. Der Vorschlag einer Volksbefragung zum geplanten Einkaufszentrum rund um den Bozner Autobahnhof hat den Junganwalt und den jungen Wirtschaftsberater anscheinend nervös gemacht. Denn in der medialen Watschenorgie klingt eines ganz deutlich durch: Man fühle sich von seiten der Gemeinde benachteiligt.
„Die Bürger wollen keinen neuen SEL- oder Thermen-Skandal, sondern eine baldige und nachhaltige Aufwertung des Areals um den Bozner Busbahnhof, eine schöne Infrastruktur“, schrieb die „Erlebnishaus Südtirol GmbH“ im besten Grillini-Deutsch.
Wer aber ist dieses Unternehmen, das sich so aufopfernd gegen den Ausverkauf der Heimat stellt?

Die Gesellschaft

Die „Erlebnishaus Südirol GmbH“ wird im Dezember 2013 gegründet. Der Verwaltungsrat besteht aus Georg Oberrauch (Präsident), Johannes Peer, Roland Buratti, Klaus Saage und Jakob Baldur Brugger. Aufsichtsrat ist Michael Thaler.
Die Gesellschaft hat bei ihrer Gründung 23 Gesellschafter, die jeweils eine Quote von 10.000 Euro halten. Diese Gesellschafter sind:

A.I.G. Service Srl (Ing. Stefano Mattei)

Buratti snc di Giuseppe e Roland Buratti

Central Parking AG

Christof Jaufenthaler

Eccel Decorona GmbH  

Erich Weitzmann

Francesco D’Onofrio (Stadthotel)

Globus Confezioni SpA

Götsch Tourismusconsulting des Götsch Hugo - Bruneck

Gramm AG

Jakob Baldur Brugger

Johannes Peer

Klaus Saage

Madonna Apotheke des Maximin Liebl & CO. KG

Ober Alp AG

Oberrauch Zitt AG

Obfinim AG

Pan Immobilien GmbH

Sagburg GmbH  (Artur Pernthaler)

Sportservice Erwin Stricker der Esser Stricker Linda Jan & Co. KG

Stafil AG

Thaler GmbH

Universal GmbH (Arnold Gasser)

Der 2. Anlauf

Mit 23 Gesellschaftern und einen Gesellschaftskapital von 230.000 Euro lancierte die „Erlebnishaus Südtirol GmbH“ eine zweite Akquisitionsrunde. Es treten weitere 14 Gesellschafter dem Unternehmen bei, sodass das gezeichnete Kapital auf 370.000 Euro steigt.

Farmacia Dott. Gerhard Tschager & C. S.A.S.

Peter von Aufschnaiter

Elke Benedikter

DLS - Dienstleistungsservice Srl (Deutscher Orden)

Peter Gliera

Habitat S.P.A.

J.Schmidhammer G.M.B.H.

J.F. Amonn Spa

Mirko Predenz

Monna Lisa Di Vikoler Gottfried & Co. S.A.S.)

Mpreis Italia Gmbh

Studio S.R.L.

Tschager O.H.G. Des Tschager Arthur & Co.-S.N.C (2)

Zitt S.R.L.

Geschäftsverteidigung

Schaut man sich diese Gesellschafterliste genauer an, so wird die eigentliche Konfliktlinie schnell deutlich. Es geht in erster Linie um die Verteidigung des kaufmännischen Hoheitsgebietes in der Bozner Altstadt. Die Partie heißt Altstadt gegen Neustadt.
Allein sieben Gesellschafter der „Erlebnishaus Südtirol GmbH“ kommen aus der weitläufigen Unternehmensfamilie Oberrauch. 13 Gesellschafter sind Geschäftsbesitzer und/oder -betreiber oder Liegenschaftsbesitzer in der Altstadt. Diese Gesellschafter verwalten und bespielen über 20.000 Quadratmeter Geschäfte rund um den Lauben.
Weil in dieser privilegierten Lage jetzt Konkurrenz droht, hat man nach 30 Jahren Wartens plötzlich die „nachhaltige Aufwertung des Areals um den Bozner Busbahnhof“ entdeckt.

Und eine böse Gemeindeverwaltung.

 

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Lorenz Brugger Do., 27.03.2014 - 08:34

Vielen Dank für die Aufschlüssselung der Erlebnishaus-Beteiligten, da offenbart sich wieder einmal die Vetterleswirtschaft des Landes.
Ich verweise auf franzmagazines bereits veröffentlichten Artikel dazu und meinem Interview dazu.

Ich hoffe inständig, dass die Erlebnishaus Leute nicht zum Zug kommen! Das Projekt wertet in der Form das Areal nur ab! Benko wäre da wohl die bessere Variante, auch wenn dieser auch nicht ganz sauber ist, aber was für Benko gilt, gilt auch für unsere Leut: Da bilden sie ein Kartell, dass andere kategorisch ausschliessen will. Willkommen im "FREIEN" Europa!

http://franzmagazine.com/2014/01/27/la-banda-dei-bandi-ideenwettbewerb-…

http://franzmagazine.com/2014/02/05/oberrauchs-erlebnishaus-veranderung…

http://franzmagazine.com/2014/02/07/shopping-center-ja-oder-nein-das-wo…

Do., 27.03.2014 - 08:34 Permalink
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Herrmann Eckl Do., 27.03.2014 - 09:40

Wieder eine vertane Chance, hier objektiv und sachdienlich zu argumentieren.
Alles dreht sich um Namen, die wir im Übrigen alle bei der Handelskammer einsehen können, und angebliche Hintergedanken.
Wieder keine Auseinandersetzung mit den Inhalten, den Projekten, den verfahrensrechtlichen Schwierigkeiten usw.

Do., 27.03.2014 - 09:40 Permalink
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Profil für Benutzer Edo Plane
Edo Plane Do., 27.03.2014 - 10:34

Weil hier zumindest der eine Teil des Kaufhausprojekts anwesend ist:
Was ist mit "schöne Infrastruktur" und "Qualitäts-Shopping" gemeint?

Do., 27.03.2014 - 10:34 Permalink
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Jutta Kußtatscher Do., 27.03.2014 - 11:14

Lieber Herr Brugger,
schön, Sie hier auf salto.bz in den Diskussionen zu treffen. Ich möchte Sie, auch als Rechtsanwalt, daran erinnern, dass der Begriff "Gegendarstellung" ein medienrechtlicher Fachterminus ist, der eine genaue sprachliche Verwendung verlangt (Informieren Sie sich bitte zur Rechtslage u.a. in den Gesetzen Nr. 46/1948 Art. 8 und Nr. 69/1963 Art. 2). Eine "Gegendarstellung" ist an den/die RechtlicheN VerantwortlicheN heranzutragen und dann durch dessen Entscheidung im Namen der "testata" entsprechend zu veröffentlichen.
Hier auf salto.bz ist jeder erdenkliche Platz für Diskussionen, das heißt letztlich, dass es um Information und um Austausch von entsprechenden Meinungen und Gegenmeinungen geht. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Ihr Kommentarbeitrag hier keinen "Gegendarstellung" darstellt, sondern eine "Gegenmeinung" bzw. Ergänzung zum Artikel des Autors.
Der Fachterminus Gegendarstellung soll auch in Zukunft hier auf salto seine rechtliche Bedeutung haben dürfen und nicht verwässert werden.
Mit Bitte um Verständnis wünsche ich Ihnen viel Freunde an der Diskussion.
herzlichen Gruß
Jutta Kußtatscher
für die Redaktion

Do., 27.03.2014 - 11:14 Permalink
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Der Da Do., 27.03.2014 - 14:22

Es wäre für Südtirol und insbesondere für Bozen wünschenswert, dass durch mehr Wettbewerb die Mietpreise für Ladenflächen etwas zurückgehen würden. So könnten es junge und innovative Südtiroler möglicherweise wagen, im Zentrum ein Geschäft zu starten. Dies würde dem Stadtbild, den Einheimischen und den Gästen einen wirklichen Mehrwert bieten. Und nicht die Stangenware internationaler Konzerne verpackt in Pseudo-Kitsch-Konsum-Welten..

Do., 27.03.2014 - 14:22 Permalink
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Profil für Benutzer Christoph Franceschini
Christoph Fran… Do., 27.03.2014 - 15:07

Sehr, geehrter Herr Dr. Brugger,
ich kann Sie ob Ihrer Sorge beruhigen:

1. gehört Facebook nicht zu meiner Lektüre
2. bin ich nicht Anwalt und muss weder Kunden vertreten, noch mich von ihnen bezahlen lassen.
3. lassen wir doch die Leser entscheiden, was "cleverer investigativer Journalismus" ist.

mfg
Christoph Franceschini

Do., 27.03.2014 - 15:07 Permalink
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Profil für Benutzer Edo Plane
Edo Plane Fr., 28.03.2014 - 14:03

Für Ihre Antwort! Ich freu mich, mehr davon zu sehen!

Fr., 28.03.2014 - 14:03 Permalink
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Profil für Benutzer Lorenz Brugger
Lorenz Brugger So., 30.03.2014 - 12:33

Nun ja, also für mich reicht diese Antwort bei weitem nicht.Stararchitekten einladen um eine maßgeschneiderte Lösung vorzustellen: ähm, eine maßgeschneiderte Lösung wäre ja wohl das mindeste für dieses Areal, dafür braucht es im Übrigen keine Stararchitekten, im Gegenteil, Erlebnishaus will doch regionale Eigenschaften fördern... dann wärs vielleicht auch naheliegend südtiroler Architekten, die auch in Südtirol leben und arbeiten dafür zu engagieren und nicht irgendwelche Namen aus aller Welt zu holen, die keine Ahnung von dem Land haben. Aber Namen ziehen halt auch gell.

Und was bitteschön soll des denn genau heißen: BESSERES Angebot. Das kann ja jeder behaupten, worauf stützen sie des oder was macht sie so sicher, dass es besser ist? Leere Worthülsen, nicht mehr und nicht weniger...

online handel: nettes wort, aber heute eben auch ganz normales Standart, das muss man doch nicht extra erwähnen, oder ist es etwa das einzig "neue" an diesem Konzept?

Entschuldigen Sie Herr Brugger, aber mit sowas können sie mitdenkende Bürger nicht überzeugen und des sollten sie eigentlich wissen...

Gruß
LB

So., 30.03.2014 - 12:33 Permalink