Wirtschaft | Innovation

Landesregierung am Zug

Der Unternehmerverband kritisiert den Planungsstopp des Bauvorhabens von Alpitronic in Terlan scharf. Bürgermeister und Opposition der Gemeinde geben sich abwartend.
Sitz Alpitronic Terlan.jpeg
Foto: alpitronic
Der Gemeindeausschuss von Terlan hat nach einem negativen Gutachten der Landeskommission für Raum und Landschaft am 21. Juni beschlossen, das Verfahren zur Ansiedlung des Bozner High-Tech-Unternehmens Alpitronic zu unterbrechen. Das Unternehmen stellt Elektroschnellladesäulen her und will in Terlan einen neuen Unternehmenssitz mit Entwicklungs- und Verwaltungsabteilungen, Produktionsstätten und einem Lager errichten. Der Unternehmerverband forderte gestern, am 28. Juni, in einem offenen Brief die politischen Vertreter:innen auf, den Stopp des Verfahrens zu überdenken, da innovative Unternehmen wie Alpitronic entscheidend zum digitalen und ökologischen Wandel in Südtirol beitragen würden.
Alpitronic ist ein Wirtschaftsmotor, von dem wir profitieren können - Hansjörg Zelger
Der Bürgermeister von Terlan, Hansjörg Zelger (SVP), sieht derzeit wenig Handlungsspielraum: „Ich bin mit der Stellungnahme des Unternehmerverbandes inhaltlich voll einverstanden. Aber durch den Entscheid der Landeskommission für Raum und Landschaft wurden mir die Flügel gestutzt.“ Das negative Gutachten verschlechtere die Chancen für einen Beschlussantrag im Gemeinderat, der den Bau des Unternehmenssitzes von Alpitronic ermöglichen könnte. „Im Gemeinderat unterstützte vor dem Entscheid ein Drittel das Vorhaben, ein Drittel wartete ab und ein anderes Drittel lehnte es ab.“ Zelger selbst spricht sich für das Vorhaben aus, da er darin einen Mehrwert für Südtirol sieht. „Alpitronic ist ein Wirtschaftsmotor, von dem wir profitieren können.“
 
 

Erweiterung des Gewerbegebiets

 
Auch die Fraktionssprecherin von Zukunft Terlan / Terlano Domani, Verena von Dellemann, befürwortet das Vorhaben von Alpitronic: „Es ist ein Unternehmen, das in Südtirol jedenfalls Entwicklungsmöglichkeiten haben sollte. Allerdings müssen wir als gewählte Vertreter:innen dies auch mit den Interessen unserer Bürger:innen in Einklang bringen.“ Ein Thema, das die Terlaner:innen besorgt, ist der zunehmende Verkehr durch die großflächige Erweiterung des Gewerbegebiets Enzenberg in Siebeneich. „Wir waren hier von Anfang an in unseren Aussagen sehr klar: Unsere Fraktion wird der Gewerbegebietserweiterung zustimmen, wenn auch eine dem Projekt angemessene Verkehrslösung gefunden wird“, sagt Verena von Dellemann.
Wir müssen jetzt für Alpitronic gemeinsam und rasch eine Lösung finden - Verena von Dellemann
Alpitronic würde seinen Unternehmenssitz in dem um insgesamt rund zehn Hektar zu erweiternden Gewerbegebiet bauen, aber dabei nur vier Hektar beanspruchen. „Bei der restlichen Fläche ist unklar, welche Betriebe in dem Gewerbegebiet angesiedelt werden sollen“, so von Dellemann. Die Größe der Erweiterung bei gleichzeitigem Fehlen eines Gemeindeentwicklungsprogrammes sei mit ein Grund, wieso die Landeskommission für Raum und Landschaft dem neuen Gewerbegebiet ein negatives Gutachten ausgestellt hat. „In der Begründung des Gutachtens steht zudem, dass ein Mobilitäts- und Erreichbarkeitskonzept vorliegen sollte. Dies haben wir von Anfang an gefordert, ebenso wie eine langfristige und über die Gemeindegrenzen hinausgehende Planung der Entwicklung von Gewerbegebieten“, so von Dellemann.
 
 

Verfahren im Landesinteresse

 
Bürgermeister Zelger hat bereits angekündigt, das Thema Gewerbegebiet zum aktuellen Zeitpunkt nicht im Gemeinderat abzustimmen. Seine Partei, die SVP, ist zu dieser Frage gespalten. SVP-Gemeinderat Alexander Höller initiierte gemeinsam mit anderen Bürger:innen Anfang des Jahres eine Unterschriftensammlung, um die Erweiterung des Gewerbegebiets zu verhindern. 500 Menschen haben unterschrieben, in Terlan leben laut ASTAT rund 4.590 Personen. Aufgrund dieser Situation sieht die Gemeinderätin von Zukunft Terlan / Terlano Domani, Verena von Dellemann, nun die Landesregierung am Zug: „Wir müssen jetzt für Alpitronic gemeinsam und rasch eine Lösung finden.“ Landeshauptmann Arno Kompatscher und Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer signalisierten bereits ihre Bereitschaft, für Alpitronic eine Betriebsansiedelung im Landesinteresse durchzuführen, um das Verfahren zu vereinfachen.
 
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Hartmuth Staffler Mi., 29.06.2022 - 22:15

Der Unternehmerverband jammert, dass die Südtiroler Unternehmen kein Personal finden, er will aber unbedingt neue Betriebe errichten. Das ist nicht sehr logisch.

Mi., 29.06.2022 - 22:15 Permalink
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Massimo Mollica Mi., 29.06.2022 - 22:38

Ritengo che per motivi di sostenibilità la sede dovrebbe essere fatta in zona industriale a Bolzano. E ad essa dovrebbe essere costruita una fabbrica che produce le colonnine. E queste dovrebbero essere trasportare tramite ferrovia.

Mi., 29.06.2022 - 22:38 Permalink
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Sigmund Kripp Do., 30.06.2022 - 08:07

Was ich nicht verstehe: Am Ortsrand von Terlan, beim Kreisverkehr zur MeBo, stehen verfallende Genossenschaftsgebäude. Das wäre doch ein idealer Standort: Keine Zerstörung von Grünland und viel bessere Verkehrsanbindun, sowohl für Autos, wie für Mitarbeiter, die mit dem Zug kommen wollen.

Do., 30.06.2022 - 08:07 Permalink
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Karl Trojer Do., 30.06.2022 - 10:07

Die zusätzliche Verkehrsbelastung durch LKW´s der Alpitronic dürfte gering sein, zumal die entsprechenden Produkte kleinvolumig sind und dabei einen verhältnismäßig hohen Preis haben, d.h. der hohe Umsatz des Unternehmens kommt mit geringen Transportmengen aus. Im Vergleich dazu wäre der Apfeltransport um ein Vielfaches belastender.
Von Terlan pendeln mehr als tausend Menschen zu außerhalb liegenden Arbeitsplätzen; von diesen könnten einige bei Alpitronic unterkommen. Für die derzeitigen Arbeitskräfte dieses Unternehmens, dürfte kein größerer Bedarf an Wohnraum in Terlan erwachsen, da sie bereits im naheliegenden Bozen leben und direkt nach Siebeneich pendeln würden, ohne weitere Ortsteile von Terlan durchqueren zu müssen.

Do., 30.06.2022 - 10:07 Permalink
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Stefan TAFERNER Do., 30.06.2022 - 13:15

Bei so vielen leeren Gebäuden und Liegenschaften ist die Auswahl ausreichend. Anstatt vom Trentino nach Bozen zu fahren, sollten Sie zumindest die Endmontage verlagern. PARADOX= in Trient schliesst ein Betrieb, weil keine Kolbenringe mehr gebraucht werden, das wär doch was!!!

Do., 30.06.2022 - 13:15 Permalink